Hinter ihm die Geschichte in Form von Portraits vergangener Ortsvorsteher und die Zukunft fest im Blick: Ortsvorsteher Horst Henle. Foto: Rahmann

Dieses Jahr im September gibt es das sechste Trillfinger Dorffest – und es jährt sich die Trillfinger Volksversammlung zum 175. Mal. Um was ging es damals? Und wie wird dieses Jahr daran erinnert?

„Namhafte Revolutionsführer aus der Zollerstadt und führende Köpfe aus dem demokratischen Spektrum hatten seinerzeit ausgerechnet ein unscheinbares Dorf zum Ort ihrer Zusammenkunft auserkoren, das damals weniger als 1000 Einwohner gezählt haben dürfte“, heißt es im Dorffest-Flyer über die Trillfinger Volksversammlung, die sich im Zuge der demokratischen Revolution 1848 gegen das Fürstentum Sigmaringen-Hohenzollern wendete.

Das diesjährige Dorffest steht im Zeichen des historischen Jubiläums. So wird es eine kleine Ausstellung im Erdgeschoss der ehemaligen Postkutschenstation und Gasthauses Rössle geben, wo die Versammlung mit ungefähr 5000 Teilnehmern damals stattfand. Außerdem soll eine DinA4-Blatt große Erinnerungstafel aus Messing bei der Festeröffnung am Samstag, 2. September, um 16 Uhr am Generationenplatz an der Kirchenmauer angebracht werden, sagt Ortsvorsteher Horst Henle.

Der Text auf der Tafel wird über die großen Hoffnungen von Demokratie gehen, die mit der Revolution 1848 verbunden waren und das Scheitern derselben durch die dreißigjährige Regierungszeit Kaiser Wilhelms des Zweiten – und später durch den Nationalsozialismus.

Ein Vaterländischer Verein bekennt sich in Trillfingen zu demokratischen Zielen

Gesangs- und Musikverein könnten den Rahmen für die Feierlichkeiten bilden, indem sie Lieder aus der Zeit wie das bekannte „Die Gedanken sind frei“ singen, ergänzt Henle. Zunächst hätten die Vereine aber genug mit dem Dorffest zu tun. Rolf Vogt hatte in Band 35 der „Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte“ einen umfassenden Beitrag über die Trillfinger Volksversammlung geschrieben. „Der 24. September 1848 war ein Sonntag. Vor dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen lagen fünf Tage, die es in seinen Grundfesten erschüttern sollte, vor der Gemeinde Trillfingen ein denkwürdiges Ereignis“, heißt es am Anfang des Beitrags von Vogt.

Bereits einen Tag zuvor seien männliche Staatsbürger in Trillfingen aufgefordert gewesen, im Wahllokal „ganz deutlich und gut hörbar“ ihren Kandidaten zu wählen. Im gesamten Fürstentum – und sehr wahrscheinlich auch in Trillfingen – sei mit großem Abstand Carl Otto Würth gewählt worden: „Er war stets dafür eingetreten, die alten Rechte der Fürsten ersatzlos zu streichen, denn sie bürdeten den Landeskindern hohe finanzielle Lasten auf“, so Vogt.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1848 sei in Trillfingen auch ein Vaterländischer Verein aktiv gewesen, der sich zu den Zielen der Demokraten in Sigmaringen bekannte, schreibt Vogt. Der Trillfinger Verein organisierte zusammen mit dem Sigmaringer Verein die Volksversammlung, bei der vermutlich auch die Trillfinger Gemeinde beteiligt gewesen sei, führt Vogt fort. Bei der Versammlung wurden Presse- und Religionsfreiheit, Gleichberechtigung und ein neues Steuersystem gefordert.

Diesjähriges Dorffest findet nicht im Abstand von fünf, sondern sechs Jahren statt

Da die Trillfinger mit den demokratischen Rednern aus Sigmaringen hinter den „äußersten Linken“ gestanden haben, kommt Vogt zum Schluss: „Die Trillfinger Volksversammlung vom 24. September 1848 setzte ein Fanal, das weit außerhalb des Dorfes gehört wurde.“

Da das diesjährige Dorffest aufgrund den Beschränkungen der Corona-Pandemie nun im Abstand von sechs statt wie vorgesehen fünf Jahren stattfindet, fällt das Jubiläum mit dem Dorffest überein – und kann so gemeinsam gefeiert werden.