Bescheiden und zufrieden: die 100-jährige Zitta Maria Stark. Foto: Hezel

Zitta Maria Stark hat vor kurzem ein besonderes Fest gefeiert: ihren 100. Geburtstag. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt sie von den Kriegsjahren, ihrer glücklichsten Zeit und ihrem schwersten Schicksalsschlag.

Sie fühle sich wohl, antwortet Zitta Maria Stark auf die Frage, wie es ihr geht, obwohl die seit kurzem 100-Jährige während des Gesprächs mit unserer Redaktion im Rollstuhl sitzt. Grund dafür seien momentane Probleme mit dem linken Bein, welche hin und wieder aufkämen. Dieses habe sie vor Jahren vollständig gebrochen habe. Nur eineinhalb Jahre später habe sie durch einen Sturz erneut das Bein gebrochen – diesmal zur Hälfte.

Gute und schwierige Dinge erlebt

Normalerweise könne sie noch laufen – auch springen, wenn es sein müsste, versichert die merklich optimistische Seniorin, die seit 2019 im Altenheim Patmos in Holzhausen untergebracht ist.

Brüder sind im Krieg gefallen

„Ich habe gute Sachen und auch schwierige Sachen erlebt“, beschreibt die Jubilarin ihr Leben. Aufgewachsen sei sie am Bodensee. Als Kind sei sie häufig krank gewesen. Nahezu täglich habe sie mit Mandelproblemen gekämpft, bis ihr diese schließlich entnommen worden seien.

Aber sonst sei sie stets gesund gewesen, versichert Stark. Ihre Mutter habe stets darauf geachtet, dass sie immer wieder auf die Füße gekommen ist.

In den Jahren des zweiten Weltkrieges habe sie mit anderen Mädchen in der Kaserne gearbeitet. Dort seien alle möglichen Aufgaben angefallen. Unter anderem Kochen und Waschen hätten dazu gezählt. Drei ihrer älteren Brüder seien im Krieg gefallen, so Stark. Dennoch lamentiert sie nicht: „Was hat man damals wollen? Man war froh, wenn man essen hatte!“

Viel rumgekommen

Nach dem Krieg habe sie mit ihren Eltern und jüngeren Geschwistern in Rottweil gelebt und dort beim Reisebüro gearbeitet. Dabei sei sie täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren, wie sie stolz erzählt. Oft habe sie Reisen begleitet, sei in Deutschland aber auch im Ausland unterwegs gewesen. So habe sie viel erlebt und viel gesehen, sei in Orte gekommen, wo sie sonst nie hingekommen wäre „und ich würde es noch mal so machen!“, erklärt Stark sichtlich glücklich. Heute ginge das leider nicht mehr „So alte kann man da nicht brauchen“, sagt sie lachend.

Auf einer Reise habe sie die Möglichkeit gehabt, sich nach ihren gefallenen Brüdern zu erkundigen. Leider ohne Ergebnis – ihre Brüder seien wohl in einem Massengrab beigesetzt worden.

Sie denkt noch oft anihre Eltern zurück

Ihre größte Sorge

Doch ihre Tätigkeit im Reisebüro und ihre ausgiebigen Reisen mussten durch ein tragisches Schicksal reduziert werden. Ihre Mutter sei schwer erkrankt. Stark kümmerte sich darauf um ihren Vater und ihre jüngeren Geschwister. Reisen konnte sie dadurch nicht mehr täglich begleiten. Teils habe sie auch früher nach Hause gemusst.

Die Seniorin lobt in diesem Zusammenhang besonders die Unterstützung ihrer Arbeitgeber im Reisebüro, welche für ihre Situation großes Verständnis gezeigt hätten. Schließlich sei ihre Mutter an der Krankheit gestorben. Sie selbst sei damals etwa Mitte 30 gewesen.

An ihre Eltern denke sie häufig zurück. Die Krankheit ihrer Mutter bezeichnet sie im Gespräch als ihre größte Sorge. „Die hat gefehlt“, so die Seniorin sichtlich getroffen. Einst sei sie verheiratet gewesen, doch sei die Ehe geschieden worden. Kinder habe sie keine.

Gelebt wie alle anderen

„Aber im Großen und Ganzen ging es mir gut“, versichert die 100-Jährige, welche in der Tat eine große Bescheidenheit und Zufriedenheit ausstrahlt. „Ich konnte immer auf sein und immer arbeiten.“ Auch jetzt könne sie sich nicht beklagen. Im Patmos habe sie eine nette Bekannte. Von ihren Geschwistern lebe mittlerweile niemand mehr. Was sie getan hat um 100 Jahre alt zu werden? „Nichts Besonderes.“ Sie habe gelebt wie alle anderen auch.