Sonja Marion kümmert sich um die Sozialbetreuung Geflüchteter. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Sozialbetreuung: Sonja Marion berichtet über Beratungstätigkeit für Flüchtlinge in Jettingen

Jettingen. In den vergangenen Jahren sei ein "steter Rückgang" bei den Flüchtlingszahlen zu verzeichnen, informierte Bürgermeister Hans Michael Burkhardt im Gemeinderat. Trotzdem sei die Integration ein großes Thema. Um die Sozialbetreuung Geflüchteter kümmert sich in Jettingen Sonja Marion.

128 Personen fallen momentan in ihren Tätigkeitsbereich der Sozialarbeit mit geflüchteten Menschen, berichtete Marion. Davon sind 73 Erwachsene, 55 Kinder. 32 der Kinder sind zwischen null und sechs Jahren alt, 23 sind zwischen sieben und 18 Jahre.

18 Familien befinden sich darunter, ebenso elf Einzelpersonen, zehn Alleinerziehende, zwei getrenntlebende Personen sowie zwei Paare ohne Kinder. 21 Familien haben eine Unterkunft in einer Privatwohnung gefunden, neun Familien leben in Gemeindewohnungen.

Die Zahl der Beratungsgespräche sei gestiegen. 314 waren es noch von März bis Juli 2018. Von August 2018 bis Januar 2019 waren es hingegen 424 Beratungsgespräche.

Thematisiert werden in diesen Gesprächen Wohnen, Kinder, Sprache, Arbeit, Gesundheit, Schulbildung, Ausbildung und anderes. Beim Wohnen beispielsweise, erzählte Sonja Marion, gehe es um Unzufriedenheiten mit der Unterbringung.

Für Sommer sei eine Veranstaltung für Menschen mit Migrationshintergrund geplant, die sich um eine Art "Wohnungsführerschein" drehen soll. Bei dieser Schulung sollen Inhalte rund ums Wohnen vermittelt werden.

In Sachen Gesundheit gebe es beispielsweise Erklärungsbedarf zum hiesigen System. Bei Schulbildung gehe es unter anderem um die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen. Ausbildung sei das einzige Thema, das "ein wenig rückläufig" sei. In allen anderen Bereichen, wie Marions Grafik zeigte, sei der Bedarf an Beratung gestiegen.

Post, Kontakt mit Anwälten und Versorgern, Versicherungsangelegenheiten, Lohnsteuererklärungen, Anerkennung von Heimaturkunden, Besuchsvisa, Trennung und Scheidung, Frauenrechte, günstige Einkaufsmöglichkeiten sowie viel Administratives wie die Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden falle unter sonstige Themen.

Mit Fragebögen startete Marion eine Umfrage unter den Geflüchteten. Wohnen und Arbeit seien gerade Hauptthemen, habe sich dabei gezeigt. Die meisten würden sich in Jettingen wohlfühlen, hätten aber gerne mehr Kontakt zu Deutschen.

"Ich habe viel Spaß bei meiner Arbeit", betonte Marion. "Mir gefällt das, ich finde das bereichernd." Trotzdem brauche es einen langen Atem, Durchhaltevermögen und den Mut, auch mal unangenehme Themen anzusprechen.

Rund 50 Flüchtlinge leben zurzeit im ehemaligen Café Niethammer, wie Wolfgang Siebenrock vom AK Flüchtlinge erzählte. Er bemängelte einen sehr starken Wechsel in Personalsachen. Das Landratsamt baue ab, Sozialbetreuer müssten mehrere Einrichtungen auf einmal leiten.

Das führe zu fehlender Kontinuität bei den Ansprechpartnern. Hinzu kommt: "Die Sprachkurse, die wir lange Zeit durchgeführt haben, die sterben", beklagte Siebenrock. Hier fehle es an der Unterstützung durch die hauptamtlichen Betreuer. Viele ehrenamtliche Helfer hätten deshalb das Handtuch geworfen.

Der AK sei hauptsächlich in den Schulen aktiv. Etwa 20 Wochenstunden würden die Ehrenamtlichen dort leisten. Dazu kommen Unterstützung des Café FAZ, Beratungen beispielsweise in Sachen Beruf sowie einzelne Projekte. Siebenrocks Fazit: "So, wie es momentan läuft, läuft es nicht mehr so rund, wie es einmal war."