Das Fotostudio Schneider in Jettingen war Schauplatz einer besonderen Vernissage. Foto: Kollmar Foto: Schwarzwälder-Bote

Rut Lörz und ihre Mutter Monika Pönitz stellen im Jettinger Fotostudio Schneider aus

Von Ulrike Kollmar Jettingen. "Auf Augenhöhe – und darüber hinaus", so das Motto der Vernissage der Jettinger Künstlerin Rut Lörz (Malerei). Gemeinsam mit Werken ihrer Mutter Monika Pönitz (Fotografie) stellten sie am vergangenen Wochenende einen lauen Sommerabend lang Kostbarkeiten aus. Auf Leinwand und im Passepartout hinter Glas, für angereiste Kunstliebhaber aus fern und nah.

Mit nur drei Wochen organisatorischer Vorlaufzeit bereicherten Mutter und Tochter durch ihre Privatinitiative das kulturelle Angebot in Jettingen sehr kurzfristig. "Dies aus besonderem Anlass", wie Rut Lörz bei der Begrüßung der Gäste verlauten ließ. Der Erfolg rechtfertigte die Mühe: Mehr als 100 Gäste gaben sich am Abend ein Stelldichein in Klaus Friedrich Schneiders Fotostudio in der Schulstraße, der seine Räumlichkeiten zu diesem Zweck spontan zur Verfügung stellte: Zum Plausch und Fachsimpeln über die insgesamt 46 Exponate, von denen jedes einzelne den Charme und das Esprit der beiden Künstlerinnen widerspiegelten.

Monika Pönitz, die aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich anwesend sein konnte, begann mit Fotografie bereits Anfang der 70er Jahre. Sie verfügt über die eigenwillige Begabung, eigentlich gewöhnliche Szenen aus Alltag und Umwelt fotografisch so raffiniert einzufangen, dass die unwillkürlichen Kombinationen zum überaus betrachtenswerten Motiv mutieren. Das brillante Spiel mit Formen und Variationen, gepaart mit Farben, Licht und Schatten, fordern dem Auge seine jeweilige Betrachtungsweise ab. Es ist viel zu entdecken, gönnt sich der Betrachter einen Augenblick der Ruhe vor der Fotografie: das Windrad, das sich hinter den reifen Samendolden der Wiesenkräuter dreht. Der Film, der just in diesem Moment hinter der aufgenommenen charmant-schäbigen, einst knallroten Fassade des Kino Santa Teresa auf Sardinien vorgeführt wird. Der samtig-frische Geruch des Korkeichen-Waldes, in den man – gerade so – am Liebsten hineinspazieren möchte, um noch mehr darin zu entdecken. Die ausgestellten Fotografien stammen überwiegend aus den Jahren 2011 und 2013. Aus diesem Sammelsurium verschiedenster farbiger Momentaufnahmen hebt sich die Serie analoger Fotografien, in schwarz-weiß aus dem Jahr 2003 hervor: In Paris geknipst mit Monika Pönitz‘ erster Kamera. Angeschafft Anfang der 70er Jahre: ihre Olympus OM1.

Ausdruckstarker Kontrast zu Mamas Fotografien waren die ausgestellten Werke von Rut Lörz. Klare Konturen in kräftigen Farben mit beeindruckend lebendiger Abstufung. Seit 13 Jahren befasst sie sich nunmehr mit Malerei. Ihr Kunst schaffendes Zuhause hat sie in der Acryl-Mischtechnik gefunden. "Am Anfang von jedem Bild entsteht der Hintergrund je experimentell", verrät Lörz. Hierbei bekommt das Arbeitsmaterial Acryl vielerlei Unterstützung. Zum Beispiel Asche, Sand, Gips oder Bitumen, aber auch mal Rost, vereinen sich – gekonnt in Szene gesetzt – auf der Leinwand mit Acryl zum geordneten Durcheinander. "Dann erst kann ich schauen, was als Motiv passt", so die Künstlerin. "Meine größten Herausforderungen sind Menschen und andere Tiere, sowie: der Vorgang des Denkens als solches." Was sie in der Lage ist, sicher darzustellen. Jedes ihrer Portraits bestätigt dies mit seinem Eigenleben.