Welche Ausmaße die alte Kreuzen-Linde am Ende ihre Lebens erreicht hatte, lässt die frisch umgegrabene Erdfläche auf dem Spielgelände erahnen (oberes Bild). Der zersägte Baum ist mittlerweile so gut wie abtransportiert. Dass das Innenleben nicht mehr ganz intakt war, verraten die verbliebenen Stücke. Foto: Mikulcic

Historischer Baum zwischen Ober- und Unterjettingen gefällt. Seit 20 Jahren lebensverlängernde Eingriffe.

Jettingen - Die Kreuzen-Linde ist nicht mehr. Der Baum war zuletzt so schwach, dass er für Leib, Leben und Verkehr eine Gefahr darstellte. In einer Notfall-Aktion ist der Baum nun entfernt worden.

"Es ist immer schade, wenn man einen so historischen Baum verliert", so drückte es Bürgermeister Hans Michael Burkhardt in der Sitzung des Gemeinderates vom vergangenen Dienstag aus. Der Kreuzen-Linde, so ging aus dem anschließenden Bericht hervor, ist zuletzt aber beim besten Willen nicht mehr zu helfen gewesen.

Besonders froh ist der Bürgermeister, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist. Das tatsächliche Ende der Linde gleicht nämlich fast einem Thriller. Erst vor zehn Tagen hatten zwei Gemeindemitarbeiter den Baum eingehend inspiziert. Am Tag nach der Inspektion brach dann – ohne jegliche Vorwarnung – einer der Hauptäste herunter. "Wir haben die untere Naturschutzbehörde angerufen", schildert Burkhardt die letzten Amtshandlungen an der Kreuzen-Linde. Die Behörde erteilte sofort die Genehmigung, den Baum zu entfernen. "Fällen oder nicht fällen war nicht mehr die Frage", schildert Burkhardt die Dringlichkeit der Situation.

Bereits seit mehr als 20 Jahren waren immer wieder lebensverlängernde Eingriffe an dem Lindenbaum notwendig gewesen. "Die Bänder wurden schon vor 20, 30 Jahren angebracht", zeichnet der Bürgermeister die Chronik des Verfalls nach. "Vor sechs Jahren haben wir die Stützen eingebaut", ergänzt er.

Letzten Herbst wurde dann festgestellt, dass der Baum größte Mühe hat, noch selbst zu stehen. Doch man wollte das ehrwürdige Gewächs nicht vorschnell aufgeben. Ein umfassender Rückschnitt sollte den Baum noch einmal zu neuem Austreiben animieren.

"Wahrscheinlich hätte er ein nasses Jahr sehr gut gebrauchen können", mutmaßt Burkhardt. Rund 500 Jahre war die Linde alt. Im Verlauf des letzten halben Jahres hatte der Pilzbefall noch einmal deutlich zugenommen. Die anhaltende Trockenheit der letzten Wochen wird dem hölzernen Methusalem den Rest gegeben haben.

Die Linde hielt sich nur noch auf "Krücken"

Der Baumpfleger konnte nach dem Astabbruch vergangene Woche nur noch den klinischen Tod des Patienten feststellen. Bohrungen in den Vitalitätsschichten bestätigten die Diagnose. Die Stützkeile des Baums standen infolge der statischen Veränderung unter extremer Belastung. Die Standhaftigkeit der Linde war nicht mehr gegeben.

Die Sicherheit von spielenden Kindern, Spaziergängern und Autofahrern hätte nicht mehr gewährleistet werden können. "Die Stützen wurden abgesägt, dann ist der Baum zusammengekracht. Er hing nur noch auf den Krücken.", fasst Burkhardt zusammen. Ein Ende mit der einen oder anderen Träne. Zumindest aber ohne Schrecken. Im Herbst will die Gemeinde auf dem Gelände am Kreuzenweg eine neue Linde pflanzen.