Mit ihrem Charme überzeugten Serena Engel und Jared Rust ebenso wie mit ihrer musikalischen Vielseitigkeit. Foto: Martina Zieglwalner

Serena Engel und Jared Rust begeistern mit einer abwechslungsreichen Mischung selbst komponierter und arrangierter Titel. Vom Alltag der Musiker und ihrem Lebensentwurf als Selbstversorger im Allgäu erzählt der Dokumentarfilm „Die Stangenbohnenpartei“.

Mit ihrem Charme und feinsinnigem Witz nahmen Serena Engel und Jared Rust die Zuschauer beim Villinger Innenhof-Festival sofort für sich ein. Und ebenso schnell hatten sie sich in ihre Herzen gespielt: Als Duo „The String Bean Party“ präsentierten sie eine bunte Mischung aus Country und Bluegrass, Folk und Blues, stimmten mal an Seemannslieder erinnernde Rhythmen an oder entführten in ferne Welten.

Dass sie in keine Schublade passen, zeigte sich nicht nur in ihren selbst komponierten oder arrangierten Titeln, sondern auch in dem nach ihrem Auftritt gezeigten Dokumentarfilm „Die Stangenbohnenpartei“. Paddy Schmitt fängt das Leben von Jared Rust, der aus den USA stammt, und der in Australien aufgewachsenen Serena Engel auf einem Bauernhof bei Kißlegg im Allgäu in kurzweiligen Szenen ein.

Jeder darf Gemüse ernten

Gemeinsam mit wechselnden Mitstreitern pflanzen die beiden Gemüse an, ernähren sich von den Früchten ihrer Arbeit auf dem Feld und der Musik – zudem von der Kooperation mit einigen Gasthäusern aus der Region. Dass sie am liebsten alle Gemüsekisten verschenken würden und die meisten auch im Tauschhandel gegen ausgediente Paletten als Brennholz für den Winter oder Materiallieferung samt Hilfe auf der Baustelle einsetzen, erzählen sie immer wieder. Jeder darf vorbeikommen, um sich kostenlos etwas von der Ernte mitzunehmen.

Diese Verbundenheit mit der Erde und ihre Träume spiegeln sich in den Songs wider. Da erzählen sie im Stück „Roots and shoots“ von Wurzeln und Sprösslingen, scheinen dann wieder hoch oben am Himmel zu fliegen, immer passend mit Instrumenten untermalt. Zudem setzen der Gitarrist und die Cellistin ihre Stimmen auf beeindruckende und manchmal verblüffende Weise ein. Jared Rust überrascht ein ums andere Mal mit ungewöhnlichen Perkussioninstrumenten, die er wie nebenbei mit den Füßen bedient. Und Serena Engel streicht ihr Cello nicht nur mit dem Bogen, sondern zupft auch die Saiten oder schlägt den Rhythmus mit.

Ballade einer Meerjungfrau

Der Humor der beiden ist gerade bei der „Mermaid Ballade“ zu spüren, bei der sie in verschiedene Rollen schlüpfen und dem Publikum eine Aufgabe zuweisen. Als Meerjungfrau erinnert Serena Engel an den Untergang eines Schiffes, während ihr Partner als Kapitän, Offizier und verrückter Metzger die Vorgänge an Bord schildert – bis das Boot sinkt und die Zuhörer in aufgeregtes Schreien verfallen. Laut ist denn auch der Applaus angesichts solch vielseitiger Darbietungen. Doch wegen der fortgeschrittenen Stunden gibt es keine Zugabe, es heißt vielmehr „Film ab“. „Wir sind komplexe Menschen, macht euch kein einfaches Bild von uns“, fordert Serena Engel die Zuschauer auf.

Diese Gefahr besteht aber gar nicht in der ebenso witzigen wie authentischen Dokumentation von Paddy Schmitt. Er hat die beiden gemüseanbauenden Musiker und ihre Weggefährten über Monate in ihrem Alltag begleitet, bei der Arbeit im Garten und auf dem Feld, den Treffen mit den Menschen in der Umgebung und den Konzerten des Duos, das übrigens nicht nur als „The String Bean Party“ unterwegs ist, sondern tatsächlich auch Stangenbohnen anbaut.

Gelungene Kombination

In kurzen Sequenzen lässt der Filmemacher die Musiker und Selbstversorger über ihren Lebensentwurf philosophieren, zeigt die Monate auf dem Bauernhof im Wechsel der Jahreszeiten. Und all die Aufnahmen sind unterlegt mit der Musik der beiden, die soeben noch im Innenhof zu hören waren. Mehr und mehr stellt sich so das Gefühl der Vertrautheit ein. Bis spät in den Abend zieht der Film die Zuschauer in Bann – eine rundum gelungene Kombination aus Musik und Kino.