Campingurlaub ist in Deutschland vorerst nicht möglich. (Archivfoto) Foto: Frank Molter/dpa

Der Lockdown ist bis zum 18. April verlängert, weitere Öffnungen sind nicht in Sicht, und während Urlaubs-hungrige nach Mallorca fliegen, bleiben Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze in Deutschland gesperrt. Für eine Campingplatz-Besitzerin aus Höfen an der Enz ist diese Entscheidung unverständlich. Sie kämpft für eine Öffnung des Inland-Tourismus.

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Höfen an der Enz - "Ich war so sauer, als ich die neuen Beschlüsse erfahren habe", erzählt Jasmin Rapp. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner betreibt sie den Campingplatz Quellgrund. "Für uns ist Camping der sicherste Weg, um Urlaub machen zu können." Bereits jetzt dürfen die Dauercamper in Baden-Württemberg ihre Parzellen nutzen, Sanitärgebäude müssen jedoch geschlossen bleiben. Auch Arbeiter, die beispielsweise zu nahe gelegenen Baustellen pendeln müssen, dürfen von Jasmin Rapp und ihren Mitarbeitern empfangen werden. Doch die Betreiber wollen die Schranke auch für die breite Bevölkerung öffnen können.

Aus diesem Grund war die 44-Jährige bereits bei der Demo der Dehoga im Kreis Calw anwesend und hat Anträge an Gesundheitsamt und Ordnungsamt eingereicht. Rückmeldung habe sie noch keine erhalten.

Ein Hygienekonzept hat Rapp bereits ausgearbeitet. Der Fokus liegt dabei auf Schnelltests. So hat sich Rapp bereits zur Testerin ausbilden lassen, um freiwillig die Schulen bei der Testung der Schüler zu unterstützen. "Ich darf Schnell, Rachen-, Nasen und Spucktests durchführen", sagt die Mutter eines neunjährigen Sohnes. Mit dieser Strategie will sie versuchsweise zuerst ihr Yogastudio am Campingplatz  wieder öffnen: Jeder, der es betreten möchte, muss getestet werden. Als nächsten Schritt soll dann der gesamte Campingplatz wieder für Besucher zugänglich gemacht werden.

Schnelltest für jeden Campingurlauber

Gäste von Quellgrund müssten sich laut Rapp bei der Anreise von ihr und einem Mitarbeiter testen lassen. "Das ist bei Kreuzfahrten genauso - die Passagiere werden jeweils bei der An- und Abreise getestet", weiß Rapp. Besucher mit einem positiven Ergebnis, so die 44-Jährige, dürfen den Campingplatz nicht betreten. Diese Daten würde Rapp anschließend an das Gesundheitsamt weiterleiten.

Die Kosten für die Testkits müsste Rapp den Besuchern allerdings in Rechnung stellen. "Ich glaube aber, dass die Gäste den Aufschlag akzeptieren würden. Die Menschen wollen Urlaub machen und den Kopf in die Sonne strecken", sagt die Betreiberin. "Und die Dauercamper wollen ihr Eigentum im ganzen Umfang nutzen, nicht nur tagsüber."

Deshalb kann die Campingplatz-Betreiberin auch verstehen, warum zurzeit viele Menschen nach Mallorca fliegen wollen. "Je mehr die Regierung verbietet, desto eher hauen die Menschen ab. Deshalb setzen sich über Ostern die Menschen, die sonst in den Campingurlaub gefahren wären, ins Flugzeug nach Malle."

"Wir brauchen Öffnungen mit Konzept"

Jasmin Rapp hält an ihrer Meinung fest, dass Campen in Deutschland sicherer als Reisen ins Ausland seien. "Unsere Besucher wohnen in ihren eigenen vier Wänden und haben ihr eigenes Bad dabei. Unsere Sanitäranlagen bleiben weiterhin geschlossen", sagt Rapp. Zelte und Wohnmobile ohne eigenes Klo seien dementsprechend nicht zugelassen. Und in der Gaststätte beim Campingplatz könne Essen to Go angeboten werden. "Wir brauchen Öffnungen mit Konzept", betont Rapp.

Der Campingplatz Quellgrund musste bereits letztes Jahr zu Ostern schließen. "Damals war es kein Problem. Aber nach einem Jahr Pandemie gibt es immer noch keine nachvollziehbaren Lösungen", beschwert sich Jasmin Rapp. Als sie und ihre Familie ihren Platz im Mai 2020 öffnen durften, haben sie überall Desinfektionsmittelspender aufgestellt und im Sanitärhaus Händetrockner mit UV-Licht montiert. Die Gäste hätten die Hygienemaßnahmen akzeptiert und befolgt. "Als wir einige Waschbecken absperren mussten, hat niemand die Bänder abgerissen. Es gab keine Staus und die Menschen haben aufeinander Rücksicht genommen. Es hat wunderbar funktioniert", so die Bilanz der Quellgrund-Betreiberin.

Geld wird knapp

Großes Unverständnis kommt bei Rapp vor allem dadurch auf, dass in anderen europäischen Ländern wie Polen, den Niederlanden und Frankreich die Campingplätze zu Ostern öffnen dürfen. "Ich hatte bereits einige Reservierungen für Ostern bekommen. Die musste ich jetzt alle absagen." Auch für die kommenden Wochen und Monate laufen bereits Reservierungen ein. Rapp kann den Kunden jedoch nichts versprechen. Denn es bleibt ungewiss, wann Quellgrund seine Tore öffnen darf.

Mit dieser Ungewissheit kommen auch andere Sorgen auf die Familie zu. "Finanziell schaffen wir es noch dank unserer Rücklagen. Aber jeder Cent ist schon durchkalkuliert", berichtet Rapp. Das liege auch daran, dass die Familie vergangenes Jahr den Campingplatz von der Gemeinde für rund eine halbe Millionen Euro gekauft hat sowie rund 450.000 Euro in die Instandsetzung und Verbesserung des Platzes gesteckt hat. "Uns geht das Geld aus. Und wir warten noch immer auf die Novemberhilfen." Weitere zwei Monate Lockdown könnten die Betreiber ohne Hilfe deshalb nicht überstehen.