Der Bedarf an Pflegeplätzen steigt in Baden-Württemberg bis 2055 um 51 Prozent. Foto: © Westend61 - stock.adobe.com/Uwe Umstätter

Der Bedarf an Pflegeplätzen wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Viele Angehörige müssen das aus finanziellen Gründen alleine stemmen. Denn für einen Heimplatz beträgt der Eigenanteil bis zu 4000 Euro. Doch es gibt auch viele Angebote.

Der Pflegestützpunkt des Landkreises Calw ist eine Beratungsstelle für Pflegebedürftige, ihre Angehörigen oder Interessierte. „Es ist wichtig, bei diesem Thema den Überblick zu behalten“, sagte Bad Wildbads Bürgermeister Marco Gauger in der jüngsten Ausschusssitzung des Bad Wildbader Gemeinderates. Das Thema betreffe jede Familie in irgendeiner Weise, so Gauger weiter. Dabei gebe es so viele Konstellationen und Möglichkeiten, „oft verliert man den Überblick“, welche Leistungen es gibt und an wen man sich wenden kann.

Im Verwaltungs-, Sozial- und Tourismusausschuss war Ina Syzonov vom Pflegestützpunkt zu Gast, um das Angebot vorzustellen. Der Pflegestützpunkt berate Betroffene und deren Angehörige kostenlos und neutral zu gesetzlichen und kommunalen Leistungen – auch dazu, wie der Pflegegrad beantragt wird und welche Leistungen und Entlastungen es gibt. „Nach der Beratung sollen die Leute wissen, was zu tun ist“, so Syzonov. Gemeinsam mit den Angehörigen überlege man, wie die Pflege aussehen könnte und ob eine Pflege zu Hause überhaupt möglich sei.

„Die meisten Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt“, erläuterte Syzonov. Bereits jetzt würden deutschlandweit 2,5 Millionen Menschen durch Angehörige gepflegt. Und die Zahl der Pflegebedürftigen steige weiter: bundesweit bis 2055 um 37 Prozent, in Baden-Württemberg sogar um 51 Prozent, so Syzonov weiter.

Bis zu 1600 Fälle

Den Landkreis Calw decken drei (Teilzeit-)Mitarbeiterinnen ab, von denen Syzonov mit 85 Prozent und die weiteren Angestellten mit jeweils 50 Prozent beschäftigt sind. Gemeinsam bearbeiten sie pro Jahr zwischen 1400 und 1600 Beratungsfälle. Und zwar telefonisch, persönlich im Pflegestützpunkt oder in der Außensprechstunde, in der Häuslichkeit, per E-Mail oder Post oder auch virtuell. Die Außensprechstunde in Bad Wildbad findet immer mittwochs von 9 bis 12 Uhr im Bad Wildbader Rathaus statt.

Rita Locher, FWV/FDP-Fraktionsvorsitzende, freute sich, dass es diese Beratungen jetzt auch hier gebe. Denn das Angebot an Hilfen, die es in unterschiedlichen Voraussetzung gibt, sei sehr groß. Der Wunsch der Menschen sei es, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben.

Hilfsmittel kennen

„Es gibt viele Hilfsmittel, aber man muss sie kennen.“ Es sei ein sehr komplexes Thema und man müsse wissen, wo man anfragen kann.

Sie fragte Syzonov, ob die ambulanten Dienste die Anforderungen schaffen. Diese erwiderte, dass sie keine Informationen habe, dass Pflegebedürftige abgewiesen würden. Allerdings gebe es einen großen Mangel im Bereich Hauswirtschaft.

Jochen Borg (CDU) wollte Ähnliches wissen, nämlich ob die Plätze in der stationären Pflege ausreichen würden. Wer schnell einen Platz brauche, der finde eventuell keinen im eigenen Ort und müsse eventuell sogar auf einen anderen Landkreis ausweichen. Ganz große Schwierigkeiten gebe es aber im Bereich Kurzzeitpflege, da diese Plätze nicht vorgehalten würden. „Zu dem Zeitpunkt, wo man es braucht, was zu finden, ist schwer“, sagte sie.

Ein großes Thema seien auch die Kosten für stationäre Pflege. „Bei sehr vielen ist es eine finanzielle Geschichte“, so Syzonov. Denn bei den Pflegeheimkosten liege der Eigenanteil zwischen 3000 und 4000 Euro, „das ist für sehr viele eine Hürde“.

„Sehr, sehr zurückhaltend“ sei man dagegen in dem Bereich der osteuropäischen Pflegekräfte, die Menschen zu Hause pflegen, antwortete sie auf eine Frage von Borg. Da man solche Dienste nicht überprüfen könne, gebe der Pflegestützpunkt auch keine Adressen heraus. Allerdings berate man zu den verschiedenen Modellen, die es gibt, und „sagen, worauf zu achten ist“.