Andreas Kopfmann (links) und Florian Schmid haben zusammen mit Tobias Meinen „Groove Lab“ entwickelt und dafür auch selbst Montessori-Materialien erarbeitet. Foto: Stadt Lahr

Die Städtische Musikschule ist Pionier des „Groove Lab“, das sich sieben Jahre nach dem Start zum Erfolgsmodell entwickelt hat.

2016 wurde das Konzept für den Instrumentalunterricht an der Städtischen Musikschule erstmals erprobt, heute ist die Unterrichtsmethode beispielgebend für andere Musikschulen. Einige Einrichtungen haben das Lahrer Konzept in ihr Unterrichtsangebot aufgenommen. Erarbeitet haben es Tobias Meinen, Leiter des städtischen Amtes Kultur, Musik und Medien, und die beiden Musikschullehrer Andreas Kopfmann und Florian Schmid.

Lehrer hatte „keine Lust mehr auf Einzelunterricht“

Das damals neuartige in Lahr erarbeitete Konzept für den Gruppenunterricht im Popularbereich blieb nicht lange unerkannt. Kaum ein Jahr nach dem Start wurde die Konzeption auf dem Montessori-Europe-Kongress in Den Haag vorgestellt. Ein Jahr später leiteten die Lahrer auf dem gleichen Kongress, dieses Mal in Sofia in Bulgarien, einen Workshop. Viele Vorträge unter anderem in Dublin und Amsterdam sowie Workshops und Hospitationen in Lahr sind dazugekommen. Heute steht das „Groove Lab“-Konzept fest im Fortbildungskalender des Landesverbands der Musikschulen Baden-Württembergs.

Wie kam es zu der Entwicklung dieses Konzepts? „Ich hatte keine Lust mehr auf Einzelzelle“, berichtet Andreas Kopfmann, der seit 2013 an der Lahrer Musikschule arbeitet, zuvor 20 Jahre Lehrer an der Jazz- und Rockschule Freiburg war und ausgebildeter Montessori-Pädagoge ist. In der Musikausbildung sei im Popularbereich der Fehler gemacht worden, den Meisterunterricht der Klassik zu übernehmen. Mit seiner Unzufriedenheit traf Kopfmann bei Meinen auf offene Ohren. „Ich wollte etwas verändern“, sagt der Musikschulleiter. Und so haben sie 2016 gemeinsam mit Florian Schmid „einfach mal begonnen“, ihre Ideen umzusetzen.

Die Stadt Lahr investierte nach und nach in die notwendige Technik, wobei aber immer die pädagogische Methode im Vordergrund stand und steht. Die Lahrer entwickelten zudem vielfältige neue Unterrichtsmaterialien, die zum eigenständigen Entdecken einladen. Diese gab es so noch nicht auf dem Markt.

Mittlerweile bieten die Musikschulen Tübingen, Ellwangen, Achern/Oberkirch und Ludwigshafen ihren Schüler dieses in Lahr entwickelte Unterrichtsangebot an. Viele weitere Schulen haben sich auf den Weg gemacht, das „Groove Lab“ ganz oder teilweise in ihre Arbeit zu integrieren.

Doch was ist das „Groove Lab“ überhaupt, von dem ein Hochschulprofessor behauptet, hier werden Dinge unterrichtet, die noch nicht mal an der Hochschule gelehrt werden? Das „Groove Lab“ verbindet Montessori-Pädagogik mit digitalen Hilfsmitteln. Der gewohnte 30- oder 45-minütige Einzelunterricht wird aufgelöst. Die Schüler können an fünf Tagen in der Woche ins „Groove Lab“ kommen und in einem selbstgesteuerten Zeitfenster verschmelzen Bandspiel und Instrumentalunterricht.

Immer wieder entstehen im „Groove Lab“ neue Bands

Die Lehrkräfte verstehen sich als Lernbegleiter und musikalische Ratgeber. Die der Schüler sollen durch Neugierde, durch Hören, Praxis und durch Begeisterung lernen. Sie geben ihr eigenes Tempo und auch ihr eigenes musikalisches Ziel vor. Teils seien einige Nachwuchsmusiker bereits mit dem Erlernen von vier Akkorden zufrieden, andere wiederum feilten an ihren eigenen Kompositionen und ausgefallen Soli, berichtet Schmid.

Im „Groove Lab“ entstehen durch das gemeinsame Musizieren immer wieder Bands, die auf Bühnen außerhalb der Musikschule stehen, den Frühlingsempfang der Stadt Lahr umrahmten oder mit eigenen Kompositionen kürzlich beim Bürgerempfang des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann überzeugten.