Andrea Bührig (von links), Matthias Trenkel, Helmut Riegger und Marco Gauger freuen sich, dass die Genehmigung für den Windpark jetzt erteilt werden konnte. Foto: Mutschler

Bis zu 20 Millionen Euro dürfte der Bau der beiden Windkraftanlagen auf dem Bad Wildbader Kälbling kosten. Noch läuft allerdings die Widerspruchsfrist. Und die Arbeiten sind eine große Herausforderung. Vor allem der Transport dürfte spannend werden.

Der Windpark auf dem Kälbling ist genehmigt. „Die bürokratischen Hürden waren extrem hoch“, sagt der Calwer Landrat Helmut Riegger. Deshalb freut er sich beim Pressetermin auch „wirklich, dass wir einen großen Schritt weiter gekommen sind“. Denn „wir sehen, dass es notwendig ist, die Energiewende anzugehen, auch in touristischen Gemeinden“. Da hätten auch der Krieg, hohe Energiekosten und die Erkenntnis, dass erneuerbare Energien notwendig sind, zu einem Umdenken geführt.

Bislang seien „sehr, sehr, sehr viele Genehmigungsschritte“ notwendig gewesen, „das ist zum Glück durch die Beschleunigungsgesetze von Habeck besser geworden“, so der Landrat weiter. Trotz dieser Beschleunigungen hat der Kälbling eine lange Geschichte und Riegger freut sich, dass er nun „innerhalb von zwei Jahren“ genehmigt werden konnte.

Entstehung Auch Projektleiter Matthias Trenkel von der EnBW, die die beiden Windkraftanlagen bauen wird, ging noch einmal auf die Entstehungsgeschichte ein. 2015 habe er erste Gespräche mit dem damaligen Bürgermeister Klaus Mack geführt. 2019 habe man dann den ersten Antrag eingereicht – kurz danach hat der Hersteller der damals geplanten drei Windkraftanlagen Insolvenz angemeldet. Es folgte die Umplanung auf zwei größere Anlagen der Firma Vestas, „die insgesamt mehr Strom produzieren“. Die EnBW plant dabei mit 23 500 Megawattstunden pro Jahr. Dies entspreche etwa der Zahl von 5600 Haushalten. Der Bad Wildbader Bürgermeister Marco Gauger ergänzt, das sei mehr Strom, als Bad Wildbad im Jahr verbrauche. Die Anlagen haben eine Nabenhöhe von 166 Metern, die Gesamthöhe bis zur Rotorblattspitze beträgt 247 Meter.

Kosten Die Kosten für den Windpark seien deutlich gestiegen, bestätigt Trenkel auf Nachfrage unserer Redaktion. Statt der ursprünglich geplanten rund fünf Millionen pro Anlage rechnet er nun mit Gesamtkosten inklusive aller Baukosten von neun bis zehn Millionen pro Windkraftanlage, also mit Gesamtkosten von etwa 20 Millionen Euro. In der Regel, so Trenkel weiter, amortisierten sich solche Anlagen in zwölf bis 16 Jahren. Da man durch die lange Windmessung auf dem Kälbling sehr gute Daten habe, rechnet er mit einer Amortisation „relativ weit unten in diesem Bereich“.

Fläche Relativ klein sei dagegen das Fundament im Verhältnis zur Gesamtanlage. Das soll einen Durchmesser von 25 Metern haben und etwa zwei bis drei Meter tief in die Erde reichen. Durch den massiven Buntsandstein rechnet er nicht mit Problemen. Der Flächenverbrauch liege bei circa drei Hektar, also 1,5 Hektar pro Anlage. Von dieser Gesamtfläche würden aber 1,5 Hektar wieder aufgeforstet. Der Flächenverbrauch werde durch Flächenstilllegungen an anderer Stelle auf dem Kälbling ausgeglichen.

„Begeistert“ zeigt sich Gauger von der Effektivität der Anlagen. Er sieht den Windpark als einen „guten Weg, um als Stadt unseren Teil zur Energiewende beizutragen“.

Zeitplan Noch ist aber nicht alles ganz in trockenen Tüchern. Die Widerspruchsfrist läuft noch bis zum 26. Juli, etwaige Widersprüche würden direkt am Verwaltungsgerichtshof in Mannheim verhandelt, sagt Andrea Bührig, Abteilungsleiterin Umwelt- und Arbeitsschutz im Landratsamt. Bereits jetzt befindet man sich in Gesprächen mit dem Hersteller, als nächster Schritt soll im August die Teilnahme an der EEG-Ausschreibung (Erneuerbare-Energien-Gesetz) folgen. Dazu prüfe man derzeit, ob man den ebenfalls geplanten Windpark in Grömbach synchron ausbauen und so Synergien bei der Anfahrtsstrecke nutzen könne. Spätestens 2025 will die EnBW den Windpark in Betrieb nehmen. Ziel sei aber, die Anlagen auf dem Kälbling „möglichst noch 2024 in Betrieb zu nehmen“.

Logistik Bis es so weit ist, gibt es aber noch einiges zu tun. Dazu zählt zum Beispiel auch der Transport der Rotorblätter. Eines ist 81 Meter lang, die Anlieferung erfolgt in einem Stück. Dazu fahren dann Schwertransporter bis nach Calmbach. Weil die aber nicht bis auf den Kälbling fahren können, müssen die Rotorblätter im Bereich des Schwimmbads auf einen sogenannten „Selbstfahrer“ umgeladen werden. Der wird mit einer Fernbedienung gesteuert und kann das Rotorblatt bis zu einem Winkel von 45 Grad aufstellen. So sollen dann auch enge Kurven gemeistert werden, etwa die enge Kurve auf der B 296 in Richtung Oberreichenbach.

Abschaltzeiten Ist der Windpark dann einmal fertiggestellt, muss im Betrieb Rücksicht auf – menschliche und tierische – Anwohner genommen werden. So soll es geringfügige Abschaltzeiten wegen des Schattenwurfs in Richtung Calmbach geben. Keine Rolle spiele dagegen der Lärmschutz: Man liege deutlich unter den Schallschutzgrenzwerten, zudem liegen die nächsten Häuser in Schömberg mehr als zwei Kilometer entfernt, erklärt Trenkel. Abgeschaltet wird dagegen für den Wespenbussard „und auch für Fledermäuse gibt es Regelungen“, sagt er.

Diese Zeiten seien vor allem nachts, wenn es gewisse Mindesttemperaturen und nicht zu viel Wind hat. Mittels Messungen durch Sensoren soll dann nach einer gewissen Zeit entschieden werden, ob die Abschaltzeiten angepasst werden müssen. Bis es so weit ist, weht aber noch viel Wind über den bis dahin noch windradfreien Kälbling.