Immer weniger Männer wollen Lehrer werden, und auch die Zahl der Junglehrer sinkt. Foto: dpa

Die Zahl der Junglehrer geht weiter zurück. In diesem Jahr machen 5,8 Prozent weniger Referendare eine Lehrerausbildung als 2012. Am stärksten ist der Rückgang bei den Grund-, Haupt- und Werkrealschullehrern.

Stuttgart - Rund 11 400 Referendare befanden sich im Frühjahr in der zweiten Phase der Lehrerausbildung, das waren 5,8 Prozent weniger als 2012. Der Höchststand war 2011 erreicht. Damals absolvierten 12 394 junge Männer und Frauen in Baden-Württemberg ihr Referendariat.

Überdurchschnittlich stark ist der Rückgang bei den angehenden Lehrern für die Grund-, Haupt-/Werkrealschule. Für diesen Bereich wurden zehn Prozent weniger Referendare ausgebildet als im vergangenen Jahr. Für das Gymnasium ließen sich sechs Prozent weniger Lehrer qualifizieren, für die beruflichen Schulen 5,2 Prozent weniger. Lediglich die Zahl der angehenden Sonderschullehrer ist erneut gestiegen, um 1,7 Prozent.

Inzwischen haben rund 5700 der Referendare vom Frühling das zweite Staatsexamen hinter sich und damit die Lehrerausbildung abgeschlossen. Wie viele von ihnen tatsächlich in den Schuldienst übernommen werden, ist aber noch unklar. Im vergangenen Jahr kamen rund 4700 Junglehrer neu in den Schuldienst, sie besetzten 4200 Stellen, die durch Pensionierung, Tod oder aus anderen Gründen frei geworden waren. Zudem wurde 2012 die Zahl der Krankenreserve um 200 auf 1466 Stellen erhöht, zudem erhielten die Schulen Geld, um kurzfristig Vertretungslehrer zu beschäftigen. Diese bekamen allerdings nur befristete Verträge, die spätestens mit Beginn der Sommerferien endeten.

Drei von vier Referendaren sind mittlerweile Frauen

Im Kultusministerium geht man davon aus, dass in diesem Jahr etwa 4550 junge Lehrer eingestellt werden. Das Verfahren sei noch nicht abgeschlossen, sagte eine Sprecherin am Montag. Erstmals seit vielen Jahren werden aber nicht mehr alle frei werdenden Stellen wieder besetzt. Grün-Rot hat nämlich beschlossen, wegen des Schülerrückgangs bis zum Jahr 2020 rund 11 600 der etwa 95 000 Lehrerstellen abzubauen. In diesem Jahr werden die ersten 1000 Stellen gestrichen, weitere 1200 sollen im nächsten Schuljahr wegfallen. Da in den nächsten Jahren aber viele Lehrer die Altersgrenze erreichen, können weiterhin Junglehrer eingestellt werden – allerdings in geringerer Zahl.

Die Zahlen des Statistischen Landesamts belegen auch, dass immer weniger Männer Lehrer werden wollen. Drei von vier Referendaren sind mittlerweile Frauen. Am geringsten ist der Männeranteil bei den angehenden Lehrern für Grund-, Haupt-/Werkrealschulen mit nur 13,6 Prozent. Am höchsten ist er bei den beruflichen Schulen mit 42,7 Prozent. Vor zehn Jahren waren in diesem Bereich die männlichen Referendare noch in der Mehrheit. An den Realschulen sind 28,9 Prozent der Referendare Männer, an den Gymnasien 30,7 Prozent, an den Sonderschulen hingegen nur 15,2 Prozent.

Auch bei fast allen Fächern sind Frauen in der Überzahl. Ausnahmen sind die Informatik, bei der die Männer mit 54,3 Prozent vorn liegen, die Physik (52,8 Prozent) sowie die Technik (53,3 Prozent). Halbwegs ausgeglichen ist die Verteilung bei den Fächern Betriebswirtschaft, Politikwissenschaft, Sport und Volkswirtschaft. In Bereichen wie Ernährungslehre, Farb- und Raumgestaltung, Gestaltung, Gesundheit, Holztechnik, Pharmazie und Wirtschaftslehre des Haushalts sind die Referendarinnen hingegen unter sich.

Jungen brauchen früh auch männliche Vorbilder

Auch bei den Studenten, die im vergangenen Wintersemester mit einem Lehramtsstudium an einer der sechs Pädagogischen Hochschulen begonnen haben, ist der Frauenanteil sehr hoch. 81,1 Prozent der angehenden Lehrer und Frühpädagogen sind weiblich.

Erziehungswissenschaftler sehen diese Entwicklung zum Teil kritisch. Jungen müssten auch im Kindergarten und in der Grundschule männliche Vorbilder haben, sagen sie. Sie machen unter anderem die Bezahlung und mangelnde Aufstiegschancen in diesem Bereich dafür verantwortlich, dass sich relativ wenige Männer für diese Berufe entscheiden.

Um die Arbeit im Kindergarten interessanter zu machen und um mehr Männer in die Einrichtungen zu bringen, hat Grün-Rot 2012 in der Erzieherausbildung einen neuen Weg eingeschlagen. Angehende Erzieherinnen und Erzieher können sich für eine duale Ausbildung entscheiden und verbringen dann von Anfang an einen Teil ihrer Ausbildungszeit in einer Kindertageseinrichtung. Dafür erhalten sie vom ersten Tag an ein Gehalt und nicht erst im letzten Jahr wie bei der herkömmlichen Ausbildung. Nach Angaben des Kultusministeriums sind deshalb 15 Prozent der Auszubildenden junge Männer.