Wucherpreise verlangt? Die Polizei ermittelt gegen einen bundesweit tätigen Schlüsseldienst. Foto: mikecphoto/ Shutterstock

Nach Vorfall in Immendingen führt Spur zu bundesweit agierendem System. 35-jähriger Verdächtiger im Visier der Polizei.

Immendingen - Die Polizei ermittelt wegen Betrugs und Wucher gegen eine bundesweit arbeitende Schlüsseldienstfirma, die bewusst die Notlage ihrer Kunden ausgenutzt haben soll. Durch überhöhte Rechnungen soll sich die Firma unrechtmäßig bereichert haben.

Auch in der Region hat es einen Vorfall gegeben - genauer: in Immendingen im Kreis Tuttlingen. Eine junge Frau hatte bereits im Februar in der Abwesenheit ihrer Eltern den Schlüssel im elterlichen Wohnhaus vergessen und sich so ausgesperrt. Sie forderte den Schlüsseldienst an, der im Internet unter anderem explizit dafür wirbt, dass seine Außendienstmitarbeiter vor allem im ländlichen Bereich einen äußerst kurzen Anfahrtsweg haben - schon allein dieser Umstand war in der Form nicht zutreffend.

Der dann etwa eine Stunde später vor Ort eintreffende Mitarbeiter der bestellten Firma konnte die Tür innerhalb weniger Minuten öffnen, weil diese nicht verschlossen, sondern nur ins Schloss gefallen war.

Der Schreck kam mit der horrenden Rechnung des Schlüsseldienstes, die der anwesende Außendienstmitarbeiter direkt nach seiner Leistung noch vor Ort einforderte: 355,21 Euro wurden von der jungen Frau verlangt. Hierbei erhob der Mitarbeiter Zuschläge und rechnete Leistungen ab, die tatsächlich gar nicht erbracht wurden und die im auffälligen Missverhältnis zur erbrachten Leistung standen. Die junge Frau bezahlte noch vor Ort aus Unerfahrenheit die Rechnung.

Bei den weiteren Ermittlungen stellte sich zunächst heraus, dass der Drahtzieher der Organisation offenbar dafür sorgte, dass die Firma beziehungsweise das dahinter steckende System durch ständig wechselnde Bezeichnungen, Erreichbarkeiten, Firmenadressen auf Rechnungen, Telefonbucheinträgen und im Internet so aufgebaut sind, dass sowohl die Außendienstmitarbeiter als auch der Verantwortliche dahinter verschleiert sind.

Im Rahmen aufwändiger Ermittlungen führte die Spur dann zu einem bundesweit agierenden 35-jährigen Tatverdächtigen. Gegen ihn laufen derzeit im gesamten Bundesgebiet Ermittlungen wegen Betrugs und Wucher.