Ursula Gruninger (links), die Vorsitzende des Vereins „Soziales Miteinander Schuttertal“ – hier mit Hilse Mülbaier, Bewohnerin der Pfarrscheune – ist für die Organisation der Pfarrscheune zuständig. Foto: Piskadlo

Welche Angebote gibt es in Schuttertal für die Ältesten und die Jüngsten? Beim Orts-Check hat die Gemeinde in diesen Kategorien jeweils nur durchschnittlich abgeschnitten. Nach Ansicht von Bürgermeister Litterst wäre ein besseres Ergebnis verdient gewesen.

Die Sorge war groß am Mittwochmorgen in der Pfarrscheune in Schuttertal. Weil durch das geplante Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz Bewohner von Seniorenwohnheimen finanziell entlastet werden sollen, nicht aber ambulant betreute Pflegewohngruppen, fürchtet man um die Zukunft des innovativen Seniorenprojekts in der Pfarrscheune.

Es wird vom bürgerschaftlichen Engagement in Kooperation mit der Gemeinde getragen. Hier gibt es eine selbstverantwortete Pflegewohngruppe für bis zu zwölf ältere und pflegebedürftige Menschen, zwei Wohnungen, eine Tagesbetreuung und ein Büro der Nachbarschaftshilfe. Bürgermeister Matthias Litterst, der zu dem Termin geladen hatte, nennt das Projekt ein „nicht alltägliches Betreuungsangebot“. Es ist nur eine von mehreren Bemühungen, die die Gemeinde für die Schuttertäler Senioren unternimmt.

Beim Orts-Check unserer Redaktion schnitt die Gemeinde jedoch beim Thema Senioren nur durchschnittlich ab, die 36 Teilnehmer aus Schuttertal vergaben 6,02 Punkte, war nur Platz zehn von 13 bedeutet. Als „sehr, sehr, sehr schade“ bezeichnete Litterst im Gespräch mit unserer Redaktion das Ergebnis seiner Gemeinde in dieser Kategorie. Denn das „Leuchtturmprojekt“ Pfarrscheune sei nicht alles, was im Ort für die betagteren Mitbürger gemacht werde.

Gemeinde hat viel in die Pfarrscheune investiert

In den Kirchengemeinde würde viel Wert auf die Seniorenarbeit gelegt, zudem sei die Nachbarschaftshilfe sehr engagiert, so Litterst. So gebe es etwa Essenslieferungen an Schuttertäler Senioren. Auch die Gemeinde hilft mit. „Wir unterstützen die Seniorenarbeit finanziell“, erklärt Litterst. Auch in das Projekt Pfarrscheune hat die Kommune einiges investiert. Organisiert wird die Betreuung vor Ort durch die Anfang März 2021 gegründete gemeinnützige Bürgergemeinschaft „Soziales Miteinander Schuttertal“. Daher fürchtet man im Schuttertal durch die Gesetzesänderung Nachteile für das Projekt. „Die Entlastung ist richtig – aber die Betreuungsform bei uns wird außen vor gelassen“, erklärt Litterst und hofft, dass man mit Hilfe der hiesigen Bundestagsabgeordneten noch Einfluss nehmen kann, um das Angebot für Senioren in der Gemeinde auch künftig aufrecht erhalten zu können.

Platz zehn in der Kategorie Familien und Kinder

Auch für die Jüngsten in der Gesellschaft wird im Rathaus viel getan, ist Litterst überzeugt. Mit 6,4 Punkten liegt die Gemeinde jedoch auch hier unter dem Durchschnitt der 13 Kommunen. „Schade“ sei das, kommentiert Litterst den zehnten Platz in der Kategorie Familien und Kinder. In der Gemeinde mit knapp 3200 Einwohnern gibt es vier Kindergärten – einen in jedem Ortsteil, sowie seit Kurzem eine Wald-Kita.

„Vier Kindergärten sind mehr als ungewöhnlich“, sagt Litterst. Ungewöhnlich ist auch das unterdurchschnittliche Ergebnis. Denn im Gegensatz zu anderen Kommunen kann in Schuttertal der Bedarf an Kita-Plätzen weitgehend gedeckt werden. „Es hatte sich eine Not an Plätzen abgezeichnet – da haben wir sehr schnell reagiert“, erklärt Litterst.

Wald-Kita kommt bei Familien gut an

Bei der Planung und Einrichtung der Wald-Kita war die Gemeinde stark involviert. Und der Erfolg gibt ihr Recht. „Die Einrichtung wird sehr gut angenommen“, findet Litterst. Und insgesamt lässt sich die Verwaltung die vier Kindergärten durchaus etwas kosten, rund eine Million Euro des Haushalts mit einem Gesamtvolumen von 7,5 Millionen Euro fließen allein in die Kinderbetreuung, so Litterst.

Durch die Dezentralität der Gemeinde mit ihren drei Ortsteilen Schweighausen, Dörlinbach und Schuttertal sind die Kindergärten jedoch eher kleiner. „Wir können nicht in jeder Einrichtung das komplette Betreuungsangebot anbieten“, erklärt Litterst, der aber davon überzeugt ist, dass in den Schuttertäler Kitas „super Arbeit geleistet wird“.

2020 wurde die Grundschule ausgezeichnet

Gleiches sagt der Bürgermeister über die Grundschule, die 2020 den zweiten Platz beim Deutschen Schulpreis erreicht hat. Auch hier sei die Dezentralität mit drei Ortsteilen eine Herausforderung im Schulalltag. „Wir haben in jedem Ortsteil eine Schule“, freut sich der Rathauschef. Neben der Stammschule im Ortsteil Schuttertal gibt es in Schweighausen und Dörlinbach jeweils eine Außenstelle. Hier wurde in der Vergangenheit viel in die Digitalisierung investiert, so Litterst. Zudem will er auch die Vereine in der Gemeinde beim Thema Kinder und Familien nicht unerwähnt lassen. In den Jugendabteilungen werde viel für die Kinder getan, sagt der Bürgermeister.

Dezentralität der Gemeinde ist eine große Herausforderung

Speziell bei der Kinder- und Jugendarbeit wird im Gespräch klar, vor welchen Herausforderung der Rathauschef mit seiner Verwaltung steht. Durch die drei Ortsteile mit teils abgelegenen Siedlungen braucht man vieles mehrfach. „Die Dezentralität ist die größte Herausforderung, die sich für uns als Gemeinde stellt“, bestätigt Litterst. Auch bei der Bewertung im Rahmen des Orts-Checks könne das „in einzelnen Kategorien eine Rolle gespielt haben“, vermutet Litterst.

Jeder Ortsteil hat seine eigene Identität

Er ist jedoch überzeugt davon, dass sich der Mehraufwand – in Schuttertal gibt es etwa gleich drei Hallen – lohne. „Jeder Ortsteil hat seine eigene Identität. Und das ist auch gut so“, sagt Litterst, der aber auch den Zusammenhalt in der Gesamtgemeinde hervorhebt. „Wenn es ums große Ganze geht, packen wir alle gemeinsam an“, sagt er.