Igel Bruno wird mit einer Pipette gefüttert. Foto: Bianca Benz

In ihrer Igelstation rettet Karin Hohen Igel in Not. Wie genau das Aufpäppeln abläuft und wie jeder den Tieren helfen kann, hat die Igelretterin unserer Redaktion berichtet.

Mit acht Jahren zog Karin Hohen das erste Mal mit ihrer Familie einen Igel über den Winter groß. „Seitdem habe ich immer wieder Igel aufgenommen und an Stationen gebracht“, erzählt sie. Dabei wuchs auch ihre Liebe zu den Tieren immer weiter.

Seit sechs Jahren ist sie Mitglied im Verein Igelherz. Hier wurde Hohen als Behandlerin eingelernt und betreibt nun eine Igelstation bei sich zu Hause.

Meistens sind sieben bis acht Igel in Karin Hohens Station. Begleitet wird die Arbeit des Vereins von drei Tierärzten, falls Operationen anstehen oder Medikamente verschrieben werden müssen. Die Gehege ihrer Patienten sind dabei super flexibel: Durch die mobilen Trennwände kann Hohen die Größe der Gehege schnell anpassen. So konnte sie bereits eine Igelmutter mit ihren fünf Kindern in einem gemeinsamen Gehege aufnehmen. Ist ein Igel erkältet, bekommt er ein kleineres Gehege, damit er in der Nähe der Wärmematten bleibt.

Alltag in der Igelstation

Karin Hohen beschreibt das Prozedere. Wenn ein schwer verletzter Igel gefunden wird, wird dieser vom Verein sofort zum Tierarzt gebracht. Ist er leicht verletzt oder unterkühlt, kann ihn der Finder zur Igelstation bringen. Ob ein Igel Hilfe benötigt, erkennt man daran, dass er tagaktiv ist oder einen taumelnden Gang hat. Im Zweifel sollte man am besten die Igelstation kontaktieren.

In der Station angekommen wird der Igel zunächst auf Verletzungen und Krankheiten untersucht. Danach kann beurteilt werden, ob der Igel aufgenommen wird – oder ob er doch zurück in die Natur kann.

Bleibt das Tier, wird ein Protokoll mit den Daten des Igels erstellt. Dieses Dokument wird einmal im Jahr an das Land Baden-Württemberg geschickt, da Igel geschützte Wildtiere sind und das Halten von ihnen verboten ist.

Anschließend wird ein Behandlungsplan entworfen. „Einfache Wunden versorge ich selbst“, berichtet Karin Hohen. Ist ein Igel unterernährt, wird er langsam wieder an die Nahrungsaufnahme herangeführt. Gefüttert werden die Igel einmal am Tag mit getreidefreiem Trockenfutter, Katzenfrischfutter oder Rührei. Igel-Babys werden alle drei Stunden mit einer Spritze gefüttert. Ansonsten wird der menschliche Kontakt zu den Igeln auf ein Minimum beschränkt, da sie ihre Ruhe brauchen.

Auswilderung der Igel

Freigelassen werden die Igel in normalen Fällen nach zwei Wochen, bei einer Verletzung bleiben die Igel jedoch mindestens drei Wochen in der Station. Ausgewildert werden die Igel in Gärten von Igelfreunden. Diese können sich beim Verein bewerben und informieren. Entsprechen sie den Anforderungen des Vereins, können sie einen aufgepäppelten Igel bei sich im Garten freilassen.

Vom Auto angefahren

„Unser Ziel ist es, die Igel in einem lebensfähigen Zustand zu entlassen“, erklärt Hohen. Ist dies nicht möglich, da der Igel zu schwer verletzt ist, wird er vom Tierarzt eingeschläfert. Dies ist oft der Fall, wenn der Igel von einem Auto angefahren wurde, einen schweren Madenbefall hat oder blind ist.

Obwohl das Ehrenamt freiwillig ist und eigentlich Freude bringt, ist der Alltag als Igelretter sehr stressig. Da sie rund um die Uhr für Notfälle erreichbar sind, haben sie als normal Berufstätige kaum Freizeit.

Da es schwer ist, kranke Igel abzulehnen, geht Karin Hohen permanent über ihre Grenzen. Ihre Station war zeitweise so überfüllt, dass sie einen Aufnahmestopp erzwingen musste.

Wie jeder Igeln helfen kann

Auch Privatpersonen können einiges für Igel tun. Findet man einen unverletzten Igel am Straßenrand, sollte man ihn selbst direkt umsetzen. In trockenen Phasen ist es hilfreich, Wasser bereitzustellen. Füttern kann man die Igel, indem man eine Schale mit Igeltrockenfutter, welches im Tierhandel erhältlich ist, im Garten aufstellt. Vor dem Mähen sollte man im Gebüsch nachschauen, ob dort ein Igel schläft, da diese bei einem lauten Geräusch liegenbleiben und auch nicht schreien, wenn sie von einem Rasenmäher erwischt werden.

Mähroboter stellen vor allem im Frühling eine Gefahr für Jungigel dar, da sie in dieser Jahreszeit auch tagsüber auf Futtersuche sind. Auf das Schneckenkorn, ein Gift für Nacktschnecken, sollte man verzichten, da die Igel sonst die vergifteten Schnecken essen und daran sterben.

Findet man einen verletzten Igel, kann man den Verein Igelherz unter dieser Telefonnummer erreichen 0162/2 79 83 67.