Olivia Spiller präsentiert stolz ihr selbstkreiertes Kleid in der Werkstat der Modefachschule Sigmaringen Foto: Hahnel Foto: Schwarzwälder Bote

Berufswahl: Olivia Spiller möchte in der Modewelt Fuß fassen / Doppelausbildung bietet breitgefächertes Angebot

"Die Modewelt ist ein hartes Business. Es ist klar, dass mein Weg kein ’Zuckerschlecken’ sein wird, aber wo ist es das heutzutage schon? Man muss seine Arbeit lieben, eine Leidenschaft dafür besitzen und das Hobby zum Beruf machen. Ich finde, dann hat man schon gewonnen", meint Olivia Spiller. Bereits in der Realschule spielte die 23-Jährige mit dem Gedanken, später einmal in die Modebranche einzusteigen. Als Kind nähte sie schon Kleidung für ihre Puppen. Nach der 12. Klasse zog sie nach Konstanz, beendete dort ihr Abitur und arbeitete nebenher in der Gastronomie. Anschließend verdiente sie sich ihren Unterhalt in einer Schweizer Firma. Anfang 2014 reiste sie für drei Monate nach Südamerika, um herauszufinden wohin es in ihrem Leben gehen soll. Kurz nach ihrer Rückkehr riet ihre Mutter ihr, sich bei der Modefachschule in Sigmaringen für die Ausbildung zur Modedesignerin und für das parallel laufende Modemanagement-Studium zu bewerben. Gesagt, getan. Seit 2015 absolviert die gebürtige Hüfingerin Olivia Spiller die Doppelausbildung. Sie vermisse Konstanz, hält hingegen Sigmaringen für eine gute Stadt zum Studieren, da man sich durch das relativ klein gehaltene Angebot der Stadt voll und ganz auf die Uni konzentriere.

Durch die Kombination ihres Studiums, in dem sie auf der einen Seite eine schulische Ausbildung zur Modedesignerin und auf der anderen Seite ein Modemanagement-Studium absolviert, seien die Berufsmöglichkeiten breiter gefächert, als für die Absolventen einer reinen Modedesigner-Ausbildung. So habe sie die Möglichkeit, auch auf anderen Wegen in die Modewelt einzusteigen, erklärt sie. Olivia ist nicht abgeneigt davon, in die Bereiche des Produktmanagements mit Vertiefung im Design und Einkauf einzutauchen. Dazu meint sie, dass man sich mit der Doppelausbildung sicher sein könne, nach dem Studium eine Arbeit zu finden, selbst wenn es nicht in der Modebranche ist. Generell strebt sie für den Start eine Stelle bei der Firma „Armed Angels“ in Köln an, da deren Philosophie sie ganzheitlich überzeugt.

Interview mit Olivia Spiller

Wie lautet die Unternehmensphilosophie von »Armed Angels« ? Inwiefern bist du von deren Leistung überzeugt?


»Armed Angels« setzt auf Fairtrade und Nachhaltigkeit. Sie zeigen mit ihren Produkten, dass auch sogenannte »Ökö-Kleidung« stylisch und schön sein kann“

Dein Weg soll also in der Modemetropole Köln beginnen?


Das ist der Plan. Ich wittere in einer Großstadt einfach bessere Chancen mich weiterzubilden.


Meinst du nicht, dass es gerade in einer großen Stadt viel schwieriger ist, aus der Masse herauszustechen?

Natürlich, aber in der Großstadt gibt es mehr Angebote. Die Menschen sind dort generell offener und aufgeschlossener. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass hier im ländlichen Raum jemand beispielsweise meine Kollektion von dem »Engelbert Strauss-Projekt« bei sich aufnehmen würde. Das ist nur ein Gedanke, es kann natürlich sein, dass auch auf dem Land Potenzial da ist. Allerdings zieht es mich auch aus persönlichen Gründen in die Großstadt.“

Du hast gesagt, du möchtest am liebsten im Bereich Produktmanagement mit Vertiefung im Design und Einkauf einsteigen. Meistens stellt man sich selbst ja in einem Bereich vor und versucht dann das Passende zu finden. Was ist deine Idee dahinter?

Die Idee kann ich jetzt nicht preisgeben, da ich vorhabe auch meine Abschlussarbeit danach zu richten und natürlich nicht möchte, dass das vorab schon jemand weiß. Aber mir ist einfach wichtig, dass man in Zukunft der Umwelt zugutekommt und sich anstatt auf die möglichst günstige Neuproduktion, auf die Wiederverarbeitung fokussiert.
Die Modefachschule startete dieses Jahr mit der Firma Engelbert Strauss, der Marktführer im Bereich »workweare« ein Projekt, in dem ihr die Aufgabe bekamt ein Kleidungsstück zu entwerfen. Hierbei musstet ihr Materialien verwenden, die zweckentfremdet wurden. Im Prinzip ist das auch ein Projekt zur Wiederverwertung geworden, wenn auch auf eine etwas ungewöhnlichere Art.
Ja das stimmt. Das Thema hierzu war »tools & trash«. Wir bekamen von Engelbert Strauss einen Katalog, aus dem wir uns Arbeitsmaterialien aussuchen durften und dann mussten wir daraus ein »Coture-Kleidungsstück« entwerfen.“

Wie ist deine Idee entstanden? Wie hast du alles umgesetzt? Welche Schwierigkeiten sind aufgetreten?

Nachdem uns das Thema mitgeteilt wurde, kam mir die Idee mit dem Märchen »Alice im Wunderland« in den Kopf. Ich dachte an die beiden Königinnen. Da ich mich zwischen der roten und der weißen nicht entscheiden konnte, habe ich mich auf beide konzentriert. Damit hatte ich dann auch gleich die Farbe des Logos mit aufgegriffen. Neben der Königin wollte ich auch den Strauß mitaufnehmen und dadurch ist das Panier entstanden, das dem Gesäß eines Straußes optisch gleicht. Schlussendlich ist aus den Ideen eine Symbiose aus einer weißen und roten Straußenkönigin geworden, die sich im Herzblut des Handwerkers präsentiert. Umgesetzt habe ich das ganze erst einmal mit Zeichnungen und Materialversuchen. Bei der Verarbeitung des Materials bekamen wir schon Hilfe, allerdings klappte nicht alles so wie gewollt. Ich habe die Corsage aus Absperrband, Bauschlauch, Ösen und Richtschnur angefertigt. Das Panier habe ich mit Luftpolsterfolie und Klebeband hergestellt. Unter- und Oberrock bestehen aus Bauplane und Fahnenstoff, bemalt mit Latexfarbe. Das Höschen besteht aus Fahnenstoff und Klebeband. Zusätzlich zur Idee und zum Kleid war es notwendig ein Fashion Booklet zu erstellen, in welchem ersichtlich wird, was ich mir bei dem Ganzen gedacht habe. Zu der eigentlichen Idee, habe ich noch weitere vier Entwürfe gezeichnet. Damit hatte ich dann eine gesamte Herzblut-Kollektion.

Nach der langen Arbeit wurde das fertige Stück dann von der Firma bewertet. Wie darf man sich das vorstellen? War das eine kleine Modenschau? Hast du dein Kleid selbst präsentiert?


Es war in der Tat wie eine kleine Modenschau. Es gab eine Jury, in der auch Kerstin Strauss, die Brand Designerin der Firma vertreten war. Jeder Designer hat sich natürlich ein Model zur Seite geholt. Ich habe Rebecca Meyer aus meiner Schule gewählt, weil ich ihre Art und auch ihr Äußerliches sehr mag. Sie ist auch für weitere Projekte als mein Model eingeplant. Die Jury bewertete die Kleider mit Punkten. Ursprünglich sollte es nur einen Gewinner geben, einen ersten Platz also. Letztendlich gewannen dann fünf Teilnehmer. Leider war meines nicht unter diesen fünf. Es war aber trotzdem eine tolle Erfahrung und ich bin wirklich stolz auf das Ergebnis, so sehr, dass ich das Kleid auch mit Bildern und einem Video in Szene gesetzt habe.

Hast du denn auch schon weitere Kleidungsstücke, die du selbst hergestellt hast?


Ja, ich habe zum Beispiel Rucksäcke aus alten Jacken und Hosen gefertigt, die ich dann an meine Freunde verschenkt habe. Einen Rock, ein Kleid und eine Jacke für mich selbst habe ich auch schon im Schrank hängen. Die Jacke trage ich gerade. Ich denke da wird noch einiges dazu kommen und findest du es nicht auch schön, wenn man seine Kleidung selbst herstellen kann? Ich mag das total gern und jedes Teil hat gleich eine besondere Bedeutung beziehungsweise wird besonders behandelt.

Wenn wir Kleidung anders wertschätzen lernen, wird es auch eine Veränderung im Konsumverhalten geben und dann wirst du dich mit deiner Einstellung bezüglich der Wiederverarbeitung mit Sicherheit gut integrieren können.


Ich denke auch. Für unsere Zukunft ist es notwendig, dass wir alle sehr bald anfangen umzudenken. Ich blicke dem Ganzen positiv entgegen und bin gespannt, was noch auf mich zukommen wird.

Die Fragen stellte Anna Hahnel