Regisseur Paul Siemt (rechts) probt mit den Schauspielern das aktuelle Stück "Des Lebens Kunst – Luzian Reich der Jüngere und die Frau in Baaremer Tracht". Seit November proben die Schauspieler bereits. Foto: Sigwart Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Aufführung mittlerweile bereits im 20. Jahr / Regisseur Paul Siemt von Anfang an dabei

Auf der großen Wiese beim Hüfinger Römerbad tut sich etwas. Ein großer Rang mit Sitzplätzen ist bereits aufgebaut, davor wird kräftig an einer Holzkonstruktion gehämmert.

Hüfingen (guy). Dort entsteht aktuell der Bühnenaufbau für das traditionelle Sommertheater, das am Mittwoch, 24. Juli, Premiere feiert. Darauf folgen dann zwölf weitere Vorstellungen.

Jeden Tag auch mit dabei ist Regisseur Paul Siemt. Der 64-Jährige arrangiert seit der ersten Aufführung dieses Freilichttheaters die Hüfinger Vorstellungen, also seit 20 Jahren. "Ich komme immer total gerne hierher, das Ensemble ist mir ans Herz gewachsen. Es ist auch nicht üblich, dass eine Laienschauspielgruppe so lange erfolgreich zusammenbleibt", sagt Siemt.

Die lange Erfahrung mit der Gruppe biete dem professionellen Regisseur etliche Vorteile. Wie etwa beim Schreiben des aktuellen Stückes "Des Lebens Kunst – Lucian Reich d. j. und die Frau in Baaremer Tracht". "Wenn ich im August oder September erfahre, wie viele Schauspieler mit dabei sein, hilft mir das bereits beim Schreiben. Ich schreibe das Stück denen dann gerade auf den Leib. Bisher hat das immer toll funktioniert", sagt Siemt.

Er habe dann immer schon im Hinterkopf, welche Rolle zu wem passen könnte. Das hilft natürlich besonders, wenn auch die Hüfinger Geschichte im Fokus steht.

Aber was wird denn im Stück überhaupt gezeigt? "Etwas über Lucian Reich funktioniert nicht als reines Historienstück. Dann wird es zu einer Dokumentation. Wir verquicken es mit dem Alltag jener Zeit, der in einem völlig anderen Wertesystem spielte", sagt Siemt. Es sei die Zeit der beginnenden Emanzipation, in welcher der Drang aufkomme, unabhängig zu werden, den eigenen Weg zu gehen.

Das Stück spielt in der Mitte des 19. Jahrhunderts. "Ein Mädchen aus der Meisterklasse von Lucian Reich will selbst Malerin werden. Zu jener Zeit undenkbar für eine Frau. Sie muss sich den Weg also erstreiten", erklärt der Regisseur. Allerdings gebe es noch zwei andere Ebenen: einmal die einer modernen Patchwork-Familie mit zwei alleinerziehenden Frauen sowie das Schicksal der Malerin Artemisia Gentileschi aus dem 17. Jahrhundert. Auf ihre Geschichte stieß Siemt durch Zufall und arbeitete sie in das Stück mit ein.

Inzwischen stehen sogar schon Schauspieler aus der zweiten Generation auf den Bühnenbrettern, die ebenso viel Spaß am Theaterspielen haben wie ihre Eltern. Die Laienschauspieler sind, auch bei der anstrengenden Probenarbeit, mit ungebremster Intensität bei der Sache. In diesem Jahr engagieren sich 21 Schauspieler aus Hüfingen und der Region und fünf Musiker an der Produktion.

Die Kombination, dass ein professioneller Regisseur mit Laien zusammenarbeitet, sei dabei gar nicht so unüblich, erklärt Siemt: "Es geht vielen Städten so, dass sie sich dafür Profis holen, das schlägt sich in der Qualität nieder, da jemand vom Fach eben auch einen anderen Blick mitbringt." Dabei stehe für Siemt jedoch immer der Umgang mit den Menschen im Mittelpunkt seiner Arbeit.

Entsprechend sieht er in der Arbeit mit den Laien-Schauspielern eine besondere Bereicherung: "Wir haben eine Vertrauensbasis geschaffen und haben hier ein Potenzial, das sich jedes Mal vergrößert", erklärt er. "Es gibt immer wieder Überraschungen, wenn jemand wieder etwas völlig Neues von sich zeigt." Im Laienbereich gebe es außerdem eine gesunde Natürlichkeit: "Wenn die ehrlich ist, erreicht das oftmals eine wesentlich größere Qualität als bei etwas gespieltem."

Jetzt sei man vor der großen Premiere in der kommenden Woche an den letzten Feinheiten. Wobei das Stück sich bis zu den finalen Proben auch noch stetig entwickle: "Es verändert sich immer noch viel, das ist ein Prozess über die ganze Probenzeit", sagt Siemt. Er verzichtet lieber auf eine Überfrachtung mit Requisiten, die Schauspieler agieren auf einer derben Holzkonstruktion mit etwas schwarzem Stoff. Allerdings hat die Bühne nicht nur den Effekt, die Darsteller zu tragen, sie wirkt auch symbolisch mit.

Es finden drei Aufführungsblöcke statt. Start des Theaters und damit Premiere zu den zwölf Aufführungen ist am Mittwoch, 24. Juli. Weitere Aufführungen finden in den folgenden Zeiträumen statt: 24. bis 27. Juli, 31. Juli bis 3. August, 7. bis 10. August. Einlass zu allen Aufführungen ist ab 19 Uhr. Beginn der Vorstellung ist um 20.15 Uhr. Die Theatergastronomie versorgt die Besucher ab 19 Uhr mit kleinen Speisen und Getränken.

Der Kartenvorverkauf findet während den Öffnungszeiten der Hüfinger Tourist-Information montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr, donnerstags 14 bis 18 Uhr, sowie montags, dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 16 Uhr statt. Tickets sind zusätzlich auch über das gemeinsame Kulturticket für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg bei allen Vorverkaufsstellen im Verbund, sowie in ausgewählten Reisebüros erhältlich.

Die Karten sind im Vorverkauf für 16 Euro und an der Abendkasse zum Preis von 19 Euro käuflich. Schüler und Studenten erhalten gegen Vorlage eines entsprechenden Ausweises den ermäßigten Eintritt von elf Euro im Vorverkauf und 13 Euro an der Abendkasse. Weitere Infos: Tourismus & Kultur Hüfingen, Hauptstraße 16/18, Telefon 0771/60 09 24.