Ihr Neugeborenes Primalia lässt die frischgebackene Alpaka-Mama Joy nicht aus den Augen. Das Fohlen, bei den Alpakas "Cria" genannt, wird seit seiner Geburt am 10. Juli nicht nur von der Mutter, sondern von allen erwachsenen Tiere betreut. Foto: Wieland

Fünf erwachsene Tiere beschützen Klein-Primalia. Alpaka-Baby verzaubert Besucher in Sumpfohren.

Hüfingen-Sumpfohren - 7,8 Kilogramm pure Flauschigkeit. Was in Sumpfohren am 10. Juli um 10.15 Uhr das Licht der Welt erblickte, lässt viele Herzen höher schlagen und zaubert ein Lächeln ins Gesicht: das Alpaka-Baby Primalia.

Bei seinem Anblick lässt sich der Spruch "Schau einem Alpaka nicht zu tief in die Augen, du könntest dich für immer verlieben" nur bestätigen. Und dies gilt nicht nur für die Familie des Alpakahofs Schöndienst, sondern auch für die Besucher, welche die kleine Alpaka-Herde am Rande von Sumpfohren in Richtung Pfohren besuchen. Insgesamt beherbergt Familie Schöndienst auf ihrer Wiese vier Alpaka-Stuten, einen Hengst sowie seit Freitag das weibliche Cria – so werden die Alpaka-Fohlen genannt.

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Doch wie kam es zu der Alpaka-Liebe in Sumpfohren? "Eigentlich kam mein Mann Martin auf die Idee, Alpakas anzuschaffen. Dadurch, dass die Alpakas keine Hufe sondern Schwielen haben, sind sie gut für den Rasen. Ich war von der Idee natürlich sofort angetan und wir haben uns in Österreich ein paar Alpaka-Höfe angeschaut", erinnert sich Lisanne Schöndienst.

Des Weiteren sind die Alpakas auch ein Highlight für die beiden Kleinkinder der Familie. Zudem verscheuchen die Alpakas Füchse, was ebenfalls von Vorteil ist, da die Familie auch Hühner hat. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Tiere pflegeleicht sind: Sie fressen vorwiegend Heu, Gras und Kraftfutter, und jedes Alpaka hat eine bestimmte Stelle, an welchem es sein Geschäft verrichtet.

345 Tage schwanger

Im Oktober 2019 war es dann soweit: Die ersten beiden Alpakas, Julchen und Pepper, kamen nach Sumpfohren. Im April 2020 gesellten sich dann Talara, Klara und die trächtige Joy dazu. "Alpakas sind in der Regel 345 Tage schwanger. Deshalb kam es auch dazu, dass wir eine bereits schwangere Alpaka-Stute kauften. Die Schwangerschaft und die Geburt waren für uns sehr interessant. Vor allem auch dadurch, dass Joy nicht wie regulär 345 Tage schwanger war, sondern die kleine Primalia sich 368 Tage Zeit ließ", so Lisanne Schöndienst.

Bereits seit Tagen wartete die Familie Schöndienst darauf, dass ihr erstes Cria zur Welt kommt. "Die Tatsache, dass Alpakas meist an sonnigen Tagen zwischen acht und 14 Uhr zur Welt kommen, erleichterte uns das Warten leider nicht so wirklich, da die letzten Tage immer schön waren", erklärt Lisanne Schöndienst. Diese Geburts-Indikatoren lassen sich dadurch herleiten, dass die Alpakas ursprünglich aus den peruanischen Anden stammen. Dort ist es nachts kalt, und weil die Mutter ihr Cria nicht trocken leckt, würde es erfrieren, wenn es nicht früh genug an einem schönen Tag zur Welt kommt. "Ich lief am Freitagmorgen wie gewöhnlich zum Stall hoch und habe dann gleich entdeckt, dass das Cria zur Welt kommt. Dies war sehr aufregend für mich", so Lisanne Schöndienst, welche bei der Geburt dabei war. Vorab informierte sich die junge Mutter darüber, wie eine Alpaka-Geburt abläuft. "Die Geburt war eine sehr schöne Erfahrung. Innerhalb von 30 Minuten war das Alpaka-Baby auf der Welt. Zuerst schauten nur die Füße heraus und dann der Kopf. Bei der Geburt wird das Neugeborene von seiner Mutter auf den Boden geworfen, damit sich die Nabelschnur löst", erzählt Lisanne Schöndienst.

Alpakas sind Herdentiere

"Was ebenfalls sehr faszinierend war, war die Tatsache, dass die Geburt um zirka 10.15 Uhr losging und das Alpaka-Baby um 11 Uhr bereits laufen konnte. Seit der Geburt lassen die fünf Alpakas ihren Nachwuchs nicht mehr aus den Augen. "Alpakas sind Herdentiere. Dies lässt sich auch auf der Weide immer wieder beobachten. Trinkt zum Beispiel ein Alpaka etwas, so dauert es nur einen kurzen Augenblick, bis das nächste Alpaka etwas trinkt", so Lisanne Schöndienst. Innerhalb der Herde gibt es auch immer ein Alpaka, welches dominanter ist, bei den Schöndiensts ist dies Joy. Das dominanteste Tier hat gleichzeitig einen starken Beschützerinstinkt. "Deshalb ist es wichtig, dass man die kleinen Alpakas nicht zu sehr kuschelt. Macht man dies, so wird man von den Tieren als gleichgesinnt gesehen, was dazu führen kann, dass sie später mal gegen einen gehen", weiß Lisanne Schöndienst.

Des Weiteren ist es bei der Haltung von Alpakas wichtig, dass es pro Rudel immer nur einen Hengst gibt, da mehrere Hengste ansonsten anfangen, zu rivalisieren. Zudem sind Alpakas von Natur aus zwar neugierige aber auch scheue Tiere, welche sich nicht streicheln lassen. Es ist am besten, wenn man sich ihnen leise nähert oder ein paar Minuten innehält. Dann kommen sie oftmals von sich aus auf einen zu. "Wir bieten auf unserem Alpakahof auch Spaziergänge mit Julchen und Pepper an. Dazu haben wir sie speziell trainiert. Pepper ist auch ein zutraulicher und genügsamer Hengst. Er ist geduldig und ruhig im Umgang mit Kindern. Deshalb bieten sich die beiden gut dafür an", so Lisanne Schöndienst.

Tiere sind quasi Diabetiker

Des Weiteren ist es der Familie Schöndienst sehr wichtig, dass Besucher die Alpakas auf der Wiese nicht füttern, denn Alpakas sind quasi Diabetiker und können Zucker nicht so leicht verarbeiten wie andere Tiere. Dadurch, dass sie aus den Anden stammen, ist ihr Verdauungstrakt nur für dort bekannte Lebensmittel ausgelegt. Darüber hinaus haben die Alpakas nur im Unterkiefer Zähne. Im Oberkiefer befindet sich nur eine Kauplatte, was dazu führt, dass sie zum Beispiel Äpfel nicht richtig kauen können. Dies kann dazu führen, dass sie sich verschlucken. Außerdem führen Äpfel zu Übersäuerung, schlimmen Koliken und in Massen auch zum Tod. Manche Obstsorten wie Pflaumen enthalten Kerne mit Blausäure, was zu schlimmen Vergiftungen führen kann. Kernobst kann einen Darmverschluss verursachen. Wird dieser nicht rechtzeitig entdeckt, dann sterben die Tiere qualvoll. Auf diese Eigenschaften von Alpakas werden Besucher des Alpaka-Geheges mit Schildern hingewiesen, um die Gefahr für die fünf Alpakas und ihr Cria zu reduzieren.

Weitere Informationen: Pfohrenerstraße 3 oder www.alpakajpfschoendienst.com

Was ist der Unterschied zwischen Lamas und Alpakas?

Der größte Unterschied liegt in der Nutzung der Tiere. Die Lamas wurden ursprünglich von den Inkas für den Lastentransport gezüchtet. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, mussten die Tiere groß und stark sein. Alpakas hingegen wurden lediglich zur Fasergewinnung gezüchtet, was dazu führt, dass sie deutlich kleiner, aber wolliger sind. Diese Unterschiede lassen sich an den Körpermaßen der Tiere sehen: Lamas haben ein Stockmaß von mehr als 100 Zentimetern, Alpakas sind maximal 80 bis 100 Zentimeter groß. Des Weiteren haben Lamas lange, abgerundete Bananenohren, Alpakas haben gerade, speerförmige Ohren. Das letzte Erkennungsmerkmal ist der Schwanz: Lamas tragen diesen hoch angesetzt, Alpakas tragen ihn tief. Weitere Unterschiede gibt es im Knochenbau und der Zahnbeschaffenheit.