Vor einem Bild von Lucian Reich dem Jüngeren (von links): Friedemann Kawohl vom Baarverein, Bürgermeister Michael Kollmeier und Museumschef Joachim Seidel. Foto: Niederberger Foto: Schwarzwälder-Bote

Rathausgalerie: Vortragsreihe am 11. März / Lucian Reich der Jüngere und Johann Heinemann im Fokus

Die Strahlkraft eines Symposiums über zwei Hüfinger Künstler ist überraschend groß: "Wir haben sogar eine Anmeldung aus Frankfurt erhalten. Der Leiter des dortigen Cäcilienvereins wird unsere Vortragsreihe besuchen", sagt Joachim Seidel, Chef des städtischen Museums.

Hüfingen (hon). Zusammen mit dem Rathaus und dem Baarverein organisiert der Fördervereinam Samstag, 11. März, ein eintägiges Symposium über die wohl bedeutendsten Mitglieder des Hüfinger Künstlerkreises: Lucian Reich der Jüngere und Johann Nepomuk Heinemann. Anlass ist das 25. Jubiläum des Museums, das zurzeit eine Sonderausstellung der beiden Weggefährten zeigt, die vor 200 Jahren geboren wurden. Die Veranstaltung richtet sich nicht nur an ein Fachpublikum. Die Organisatoren betonen, dass alle Referenten ihre Vorträge mit viel Hüfinger und baaremer Lokalkolorit würzen werden.

Lucian Reich als Hebel-Illustrator: Diesem Thema widmet sich Jenny Dopita aus Karlsruhe. Sie ist die Autorin des Standardwerks über Lucian Reich den Jüngeren mit dem Titel "Der Maler und Schriftsteller Lucian Reich" (Beginn 11.20 Uhr).

Lucian Reich als Zeichenlehrer in Raststatt: In der nordbadischen Stadt arbeitete der Künstler als Zeichenlehrer am damaligen Großherzoglichen Lyceum. Iris Baumgärtel vom Stadtmuseum Raststatt nimmt diesen Abschnitt der Reich'schen Biografie unter die Lupe (12 Uhr). Ein Detail aus dieser Zeit erzählt Friedemann Kawohl vom Baarverein beim Pressegespräch: Reich habe sich über die schlechte Bezahlung an der Schule beklagt (12 Uhr).

Beiträge zur Uhrenschildmalerei: Lackschilduhren mit einem bemalten, meist bogenförmigen Holzschild fanden zwischen 1780 und 1880 weite Verbreitung, auch über den Schwarzwald hinaus. Sowohl Reich wie Johann Nepomuk Heinemann beherrschten diese Technik und sicherten sich damit ein Zusatzeinkommen. Eduard Saluz vom Uhrenmuseum in Furtwangen wird disesen Aspekt des künstlerischen Schaffens beleuchten (12.40 Uhr).

Weggefährten: Unter diesem Titel wird Ariane Faller-Budasz, die Kuratorin des Stadtmuseums, durch die Ausstellung über die beiden Zeitgenossen und Freunde führen (14.20 Uhr).

Beitrag zur Mundartforschung: Lucian Reich hat ein "Baaremer Idiotikon" verfasst, ein Dialektwörterbuch. Darüber spricht der Donaueschinger Ekkehard Bächle, ein pensionierter Hochschullehrer (15.20 Uhr).

Dichtung und Wahrheit: Diesen Titel hat der pensionierte Donaueschinger Forstwirt Wolf Hockenjos seinem Vortrag gegeben, in dem er die Beschreibung des Köhlerlebens in Lucian Reichs und Johann Heinemanns "Hieronymus" kritisch hinterfragt (16.30 Uhr).

Bearbeitung des Hieronymus: 1936 hat August Stocker eine Neufassung des "Hieronymus" geschrieben. Mit dieser setzt sich Friedemann Kawohl auseinander (17.10 Uhr)

Der Eintritt zur Vortragsreihe in der Hüfinger Rathausgalerie am Samstag, 11. März, ist frei. Anmeldungen nimmt das Hüfinger Rathaus bis Montag, 6. März, entgegen, E-Mail julia.hoelderle,@huefingen.de

Lucian Reich der Jüngere (1817 bis 1900) machte sich vor allem durch seine Illustrationen zu heimatkundlichen Büchern einen Namen. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeiten stand die Lebenswelt der ländlichen Bevölkerung. Die Zusammenarbeit mit den Autoren brachte ihn schließlich selbst zur Schriftstellerei. Reich besuchte von 1833 bis 1836 die Malklasse des Städelschen Instituts in Frankfurt am Main, 1837 folgte ein Studienaufenthalt in München. Von 1855 bis 1889 arbeitete er als Zeichenlehrer im Lyceum Rastatt. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Hüfingen schuf er ab 1850 Uhrenschildentwürfe.

Johann Nepomuk Heinemann (1817 bis 1902) begann eine Lehre bei dem Uhrschild-Maler Dilger in Neustadt. Nach dessen frühem Tod lernte er bei Keller in Donaueschingen die Technik der Lithografie. Schon während seiner Lehre zeichnete Heinemann Porträts seiner Freunde aus dem Hüfinger Künstlerkreis und entwickelte seine Fertigkeit als Lithograph, indem er diese Porträts auf Stein übertrug und druckte.

Vorlagen großer Meister übertrug er für den Druck auf Stein. Heinemann war auch einer der ersten Fotographen und talentierter Holzschnitzer. Reichs wohl bekanntestes von ihm geschriebenes und illustriertes Buch trägt den Titel "Hieronymus. Lebensbilder aus der Baar und dem Schwarzwalde". Heinemann sorgte durch seine Lithografien für die Vervielfältigung dieses Buchs.