Das sind die Kandidaten der Freien Wähler Ortenau, Wahlkreis 10: Jürgen Nowak (von links), Siegfried Scheffold, Thomas Geppert und Wolfgang Hermann. Sie diskutierten mit Bürgern über die Stärkung des Ländlichen Raums. Fotos: Stangenberg Foto: Schwarzwälder Bote

Ländlicher Raum: Kreistagskandidaten der Freien Wähler Ortenau diskutieren mit Bürgern

Der Wegzug von Behörden aus Wolfach bewegt die Gemüter. Die Kreistagskandidaten für die Freien Wähler im Wahlkreis 10 haben bei einem Gesprächsabend mit Bürgern über die Stärkung des Ländlichen Raums gesprochen.

Hornberg. Gut besucht war die Veranstaltung im Gasthaus Krone in Hornberg-Reichenbach. Unter den Zuhörern waren neben weiteren FW-Kandidaten, die sich für verschiedene Gemeinde- und Ortschaftsräte bewerben, auch Vertreter von Forstbetriebsgemeinschaften, BLHV-Ortsvereinen, Landfrauen und weitere Bürger.

Die vier Kreistagskandidaten Thomas Geppert (Wolfach), Wolfgang Hermann (Hausach), Jürgen Nowak (Oberwolfach) und Siegfried Scheffold (Hornberg) berichteten zunächst über aktuelle Themen aus der Kreispolitik und die, für die sich die Kandidaten einsetzen möchten. Anschließend stiegen alle Teilnehmer in eine Diskussionsrunde ein. Aktuelles: Nowak, aktueller Fraktionsvorsitzender der FW im Kreistag, informierte über die "Agenda 2030" des Ortenau-Klinikums mit dem Erhalt des Standorts Wolfach, den Nachholbedarf beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), für dessen Verbesserung der Kreistag 800 000 Euro investieren möchte, oder die Sanierung der Kreisschulen. Der Breitbandausbau ist aus Nowaks Sicht ein "Thema, das uns alle bewegt" und gerade die ländlichen Kommunen belaste. Behördenstandorte: Fritz Wöhrle aus Hornberg sprach in der Diskussionsrunde die Zukunft des Behördenstandorts Wolfach an. Die Schließung der Landkreis-Außenstellen des Kommunalen Sozialen Diensts (KSD) oder des Notariats sind bereits vollzogen. Die Kreispolitik solle den Behörden klar machen, dass die Bevölkerung im Ortenaukreis nicht nur in Offenburg wohnt und der Erhalt des Wolfacher Standorts wichtig für die Landbevölkerung ist.

Dem schloss sich Rolf Hartmann aus Hornberg an. Die Wolfacher Polizeidienststelle ist bereits nach Haslach gezogen, man befürchte den Wegzug der Außendienststelle des Finanzamts in Wolfach. "Wenn alles nach Offenburg und Haslach zieht, werden wir abgehängt", befand er.

Geppert befand, dass "wir für unsere Behördenstandorte eintreten müssen". Das Amt für Waldwirtschaft bleibe jedenfalls sicher in Wolfach. Manfred Schafheutle aus Wolfach brachte ein, dass er "am liebsten einmal dem Landrat" verdeutlichen würde, wie dieser Steuergelder für die Stärkung bestehender Standorte ausgebe, anstatt die Behördenstandorte im oberen Kinzigtal zu stärken. Baurecht: Bernhard Jogerst aus Hornberg-Reichenbach kritisierte das komplizierte Baurecht, das viele Bürger "vergraulen" könnte, in den Außenbereichen zu bauen. Nowak stimmte dem zu. "Das Thema taucht immer wieder auf", sagte er. Gerade im Außenbereich gebe es Spielräume beim Baurecht, nur würde das Landratsamt in den Gemeinden keine Sprechstunden anbieten, um mögliche Bauherren zu beraten. Breitbandausbau: "Baden-Württemberg gilt als Erfinderland und trotzdem haben wir auf dem Fohrenbühl Null Empfang und gerade in den Außenbereichen schlechtes Internet und Mobilfunkempfang", richtete ein Hornberger an die Kreistagskandidaten. Er wünsche sich, dass der "Bürgermeistersprengel" gemeinsam auftreten und die Verantwortlichen Politiker und Netzbetreiber in die Region holen soll.

Das Thema ist "ein ganz dickes Brett", sagte Scheffold. Es sei sehr mühsam, Netzbetreiber herzuholen. Ein flächendeckender Netzausbau ist derzeit in Deutschland nicht möglich, da jeder Mobilfunk- und Internetanbieter sein eigenes Netz einrichte und dieses nicht für den Mitbewerber öffne.

Gutes Internet ist nicht nur für die junge Generation, sondern auch für die digitalisierte Landwirtschaft, die Unternehmen und den Tourismus wichtig, waren sich alle einig. Generell war der Tenor, dass die Bevölkerung nicht von Offenburg abgehängt werden und starke Vertreter im Kreistag haben möchte.

Weiteres Thema während des Gesprächsabends war das Auftauchen des Wolfs im Schwarzwald. Viele Anwesende waren sich einig, dass dieser unter das Jagdgesetz gehöre. Auch wurden Windkraftanlagen und FFH-Flächen diskutiert.