Viele Stühle blieben leer: Das Interesse an der Vorstellung der beiden Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters in der Hornberger Stadthalle war dürftig. Foto: Gräff

Amtsinhaber Siegfried Scheffold und sein Herausforderer Michael Reutter stellen ihre Themen vor

Ihre Visionen von und für Hornberg stellten am Montagabend die beiden Bewerber für das Amt des Hornberger Bürgermeisters vor. Etwa 100 Interessierte nutzten die Chance, die Kandidaten Siegfried Scheffold und Michael Reutter zu erleben und zu vergleichen.

Hornberg. Als erster Bewerber trat der amtierende Bürgermeister Siegfried Scheffold an das Mikrofon auf der Bühne der Hornberger Stadthalle, um in 15 Minuten Redezeit seine Bilanz der ersten beiden Amtszeiten und seine Ideen für die Zukunft vorzustellen. "Wenn ich heute meine Wahlprogramme von 2000 und 2008 anschaue, freue ich mich, dass wir fast alles erreicht haben", fasste Scheffold zusammen.

Dies sei mit dem Gemeinderat, den Ortschaftsräten, engagierten städtischen Mitarbeitern, vor allem aber auch mit den Bürgern und den Vereinen, Organisationen und Firmen geschafft worden. Dazu gehören laut Scheffold die Neubauten von Feuerwehr und Bauhof sowie zahlreiche Straßen. und Erschließungsmaßnahmen wie die Eisenbahnstraße, Frombachstraße, aktuell der Ausbau des Hohenwegs und die Straßensanierung in den Ortsteilen.

Der Ausbau der Kindergarten- und Krippenangebote mit Baumaßnahmen zählt laut Scheffold ebenso zu den Meilensteinen seiner beiden Amtszeiten wie die Vereinsförderung und aktuell die Sporthallenerweiterung in Hornberg sowie die Stärkung der Nahversorgung. Der amtierende Bürgermeister ging auch auf die Verschuldung der Stadt ein, die bei seiner Amtsübernahme im Jahr 2000 bei 1,2 Millionen Euro lag. Durch die gute Wirtschaftslage hatte die Stadt demnach 2008 noch 500 000 Euro im Haushalt, durch die Wirtschaftskrise 2009 und 2010 stiegen diese aktuell auf 2,6 Millionen Euro. Trotzdem will Scheffold die derzeit sehr günstigen Konditionen am Kreditmarkt nutzen und kurzfristig weiterer rentable Zukunftsinvestitionen tätigen.

Vorsichtig kritisch mit der Arbeit Scheffolds setzte sich der parteilose Kandidat Michael Reutter als zweiter Redner des Abends auseinander. Er griff die aktuelle Wasserverunreinigung auf und monierte die Art und Weise, wie sein Kontrahent "mit den Wörtern ›Kein Grund zur Besorgnis‹" die Bevölkerung zu beruhigen versuchte. "Mangelndes Verantwortungsbewusstsein" nannte Reutter den "Verfall der städtischen Wohnungen".

Er sieht die Gebäude als "Tafelsilber der Stadt, die aber in einem zum Teil erbarmungswürdigen Zustand sind". Er warf Scheffold zudem vor, dass dieser erst durch die Gründung einer Bürgerinitiative erkannt habe, wie wichtig den Hornbergern ihr Freibad sei.

Der alleinige Umbau der Stadthalle macht in Reutters Augen keinen Sinn: "Unter anderem der behindertengerechte Umbau dieser Halle ist nur sinnvoll, wenn die Auffahrt so gestaltet wird, dass Behinderte diese auch alleine erreichen können", betonte er. In diesem Zusammenhang sollte der Vorplatz des Kindergartens auch gleich mit saniert werden: "Ich habe mich bei meinem Besuch dort überzeugen können, wieviel Schmutz in die Räumlichkeiten getragen wird." Einen etwas breiteren Raum nahm die finanzielle Entwicklung der Stadt ein. "Hier sind die Stadt Hornberg sowie Stadtrat samt Bürgermeister nicht mehr Herr im eigenen Hause", so Reutter. Er prophezeite, dass bei einer Weiterführung dieses Schuldenhaushalts "spätestens 2018 das Landratsamt oder sogar das Regierungspräsidium vorstellig wird und Steuer- und Abgabenerhöhungen diktieren wird". Die Planungen für den Schlossbergpavillon nannte Reutter einen "architektonischen Fehlgriff: "Das passt einfach nicht in unsere schöne Schwarzwaldlandschaft." Er sieht ein solches Projekt "nicht einmal im Ansatz finanzierbar".

Das gilt laut Reutter auch für den geplanten Schrägaufzug: "Dies würde jeglichen Rahmen der städtischen Finanzkraft sprengen, denn aus den geplanten drei Millionen würden es am Ende rund vier- bis fünf Millionen Euro." Kosten "in astronomischen Höhen" sieht Reutter auch bei den Straßenreparaturen, falls mit der Sanierung noch länger gewartet werde.

Zudem sieht Reutter das Zusammengehörigkeitsgefühl von Niederwasser und Reichenbach zu Hornberg auf Dauer geschädigt, wenn die beiden Ortsteile weiterhin vernachlässigt werden. Dann musste der Kandidat seine Ausführungen unterbrechen, weil seine Redezeit abgelaufen war.

INFO

Wahltermine

Die Kandidaten für das Amt des Hornberger Bürgermeisters, Siegfried Scheffold und Michael Reutter, laden in den kommenden Tagen zu ihren jeweiligen Wahlveranstaltungen ein. Siegfried Scheffold ist am Montag, 12. Dezember, im Gemeindesaal Niederwasser, am Mittwoch, 14. Dezember, im Gasthaus Krone Reichenbach sowie am kommenden Freitag, 9. Dezember, im Gasthaus Rose in Hornberg. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

Michael Reutter kommt am Donnerstag, 8. Dezember, in das Gasthaus Schwanen auf den Fohrenbühl, am Freitag, 9. Dezember, in das "Rössle" nach Niederwasser, am Montag, 12. Dezember, in den "Tannhäuser" nach Hornberg und am Dienstag, 13. Dezember, in das "Lamm" im Schwanenbach. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

Lebensqualität sichern und steigern

Hornberg (eg). "Ich möchte mit Ihnen an das anknüpfen, was wir in den vergangenen Jahren gemeinsam erreicht haben: Unsere Stadt mit seinen Ortsteilen weiter als liebens- und lebenswertes Gemeinwesen gestalten", umriss Siegfried Scheffold seine Zukunftsvisionen als Hornberger Bürgermeister.

Die Sicherung und Steigerung der Lebensqualität steht demnach ganz oben auf seiner Agenda. "Mein wichtigstes Ziel überhaupt ist jedoch die Sicherung und der weitere Ausbau eines umfassenden Arbeitsplatz-Angebots", betonte Scheffold.

Dieses ist demnach seit dem Jahr 2000 um 20 Prozent auf aktuell 1750 gestiegen. Zur Bündelung aller Kräfte will Scheffold einen Stadtmarketingverein gründen, Premiumwanderwege ausweisen, die Internetversorgung weiter verbessern und am Viadukt einen Wohnmobilstellplatz einrichten. "Durch die Stadtsanierungsmaßnahmen hat sich das Erscheinungsbild der Innenstadt sehr positiv verändert", sagte Scheffold. Er wolle sich dafür einsetzen, dass auch die Ortsteile attraktiv bleiben. Auf Nachfrage einiger Bürger ging Scheffold kurz auf die aktuellen Probleme bei der Wasserreinheit ein. Er betonte zudem, dass er das Schlossbergkonzept konsequent weiterverfolge, stellte den Sachstand bei der Freibadsanierung vor und ging auch auf die Frage der Flüchtlingsunterbringung ein.

Für die Außensanierung des evangelischen Kindergarten gäbe es bereits konkrete Planungen, dies soll in den kommenden beiden Jahren realisiert werden.

In Sachen Greifvogelwarte will Scheffold abwarten, wie es in Triberg weitergeht, und dann gegebenenfalls das Hornberger Konzept überarbeiten lassen. Wenn alle großen Maßnahmen abgeschlossen sind, will Scheffold zudem die Straßensanierung angehen.

Schlossbergpläne in den Reißwolf

Hornberg (eg). "Bereits 2000 plädierte ich für Volksabstimmungen ab einer gewissen Projektgröße", erinnerte Michael Reutter an seine vergangenen Wahlkampfauftritte in Hornberg. Nach wie vor will der 57-Jährige eine solche Abstimmung in Hornberg einführen: "Dazu müsste aber sowas wie eine Stadtverfassung erarbeitet werden".

Vorteil wäre laut Reutter, dass "das Für und Wider von Projekten in der Bevölkerung viel intensiver als bisher diskutiert wird". In Sachen Wasserverschmutzung fordert er, das Hornberger Leitungsnetz "nach Mühlenbacher Vorbild mit Kameras von innen zu untersuchen".

Vom städtischen Wohnraum will Reutter keinen Quadratmeter mehr verkaufen, sondern erhalten und sanieren: "Dies würde keine Kündigungen oder sonstige Unannehmlichkeiten für die Bewohner mit sich bringen". Zudem könne mit dem Hinweis "sozialer Wohnungsbau" ein "erheblicher Zuschuss bei den Behörden für eine Renovierung" beantragt werden. Die Sporthallen- und Freibadsanierung will Reutter "ohne jegliche Einschränkung" weiterführen. Dem Schrägaufzug und dem Schlossbergpavillon erteilt er dagegen eine Absage. "Durch Abarbeiten des über Jahrzehnte angehäuften Reparaturstaus wäre das Geld hier besser aufgehoben", so Reutter. Zur Steigerung der Attraktivitäte von Hornberg und seinen Stadtteilen müsse man auch die Stärken suchen und hervorheben. "Bauplätze sind hier nur halb so teuer wie in umliegenden Gemeinden", sagte Reutter. Dies sei für junge Familien attraktiv. Mit allen Mitteln unterstützen will er auch den Breitbandausbau. In der Fragerunde wollte ein Zuhörer wissen, wie Reutter das bei dem wenigen Geld alles stemmen wolle. "Es kommen ja Steuereinnahmen rein, dann überlegen wir, was finanziert wird", antwortete Reutter.

Kommentar von Eckhard Gräff

Kandidaten stellen sich vor und reden vor leeren Stühlen. Ganz so schlimm war es am Montag in der Stadthalle zwar nicht, aber die Enttäuschung über das mangelnde Interesse der Bevölkerung war beiden Kandidaten anzumerken. Dabei musste man ja fast damit rechnen: Siegfried Scheffold und Michael Reutter sind den Hornbergern bekannt, der eine als ihr Bürgermeister und der andere als ihr Dauerkandidat. Auch ihre Programme bergen keine Überraschungen. Spannender wird es da am 18. Dezember. Die Wahlbeteiligung wird zeigen, ob die Bevölkerung die Arbeit des Amtsinhabers unterstützt oder ablehnt. Wegbleiben wie am Montag wäre gegenüber den Bewerbern nämlich unfair.