Josef Müller beeindruckte die Zuhörer in der Stadthalle mit seiner Lebensbeichte. Foto: Paskal

Lebensbeichte: Geschichte des Millionenbetrügers Josef Müller zieht mehr als 250 Besucher in Stadthalle.

Hornberg - Josef Müller veruntreute als Steuerberater Millionen und landete mehrfach im Knast. Dort hat er sein Leben geändert: Jetzt zeigt er sprühende Lebensfreude in Armut – ist aber nach eigenen Angaben reich geworden durch die Hinwendung zu Gott.

Das Interesse an der Lebensbeichte des Millionenbetrügers ist groß. Auch in Hornberg. Pfarrer Thomas Krenz begrüßt mehr als 250 Besucher in der Hornberger Stadthalle.

Der Referent selbst sprüht vor Lebensfreude. Er habe die Reichen der Welt getroffen, hat mit Prinz Charles geplaudert und mit Queen Mum im Buckingham Palast Tee getrunken, erzählt Josef Müller.

Er ist Jahrgang 1955 und macht durch eine Sondergenehmigung mit 17 Jahren seinen Führerschein.

Nach Unfall gelähmt

Nach einem ausgedehnten Disco-Besuch ist er auf der Heimfahrt durch Sekundenschlaf von der Fahrbahn abgekommen. Im Krankenhaus erhält er die niederschmetternde Diagnose: Querschnittslähmung. Damals liest er das Buch "Sorge dich nicht – lebe" von Dale Carnegie. "Du darfst nicht liegen bleiben, stehe immer wieder auf, habe ich mir damals geschworen", sagt Müller. Der Rollstuhl hinderte und hindert ihn auch heute nicht daran, das zu tun, was er möchte. Selbst einen Bungee-Sprung wagt er.

Als erfolgreicher Steuerberater in Bayern beginnt dann die "Bruce-Geschichte". Von Miami, wo er eine Wohnung hatte, lernt er einen dubiosen Geschäftsmann kennen. Kurze Zeit später bringt er in vier Hartschalenkoffern vierzig Millionen US-Dollar im Linienflugzeug nach München. Damit gelangte er durch den Hintereingang in eine Bank. Woher das viele Geld stammt, will Müller nicht so genau wissen.

Gier ohne Grenzen

Er verdient aber sehr gut daran: In einem Monat eine Million D-Mark und das drei Jahre lang. "Gier frisst Hirn. Mir hat nicht nur ein schwarzer Rolls-Royce mit weißem Fahrer genügt. Nein, ich musste auch einen weißen Rolls-Royce mit schwarzem Fahrer haben", blickt er selbstkritisch zurück. Müller hat materiell alles, was er wollte.

Zufrieden war er dennoch nicht. "Nach außen war alles Show, aber innerlich herrschte eine Leere. Eine tiefe Sehnsucht blieb in meinem Herzen, damals wusste ich aber noch nicht, was für eine", erinnert er sich.

Gelder gehen verloren

Die angelegten Gelder gehen verloren und plötzlich steht das FBI in seiner Kanzlei. Die informieren ihn darüber, dass dieser Bruce zu den zehn am meisten gesuchten Verbrechern gehört.

Dieser bekommt dreimal lebenslänglich. Durch ein Zeugenschutzprogramm kommt Bruce nach zwölf Jahren wieder frei. Da sitzt Müller gerade im Gefängnis. Er hat sich selbst angezeigt.

Im Jahr 2004 vertrauen ihm andere Anleger 20 Millionen an, die er verwalten soll. Müller veruntreut auch dieses Geld und als er nicht mehr weiter weiß, flüchtet er in sein Penthouse nach Miami. Von Todessehnsucht gepackt, will er sich 2005 vom Dach eines Hochhauses in die Tiefe stürzen.

"Gerade in dem Moment des Entschlusses höre ich eine Stimme, die sagt: ›Josef, du warst noch nie feige, mach der Flucht ein Ende und stell dich‹." Inzwischen wird er mit internationalem Haftbefehl gesucht. Zeitungen titeln "Honorarkonsul blamiert deutsche Justiz". "Ich wollte mich stellen, wurde aber vorher in Wien von zehn Polizisten aufgespürt", sagt Müller.

Wieder landet er im Gefängnis. Dort beginnt er, in der Bibel zu lesen. Durch ein Stipendium kann Müller vier Jahre lang Theologie studieren. Das fasziniert ihn so, dass er immer mehr über Gott erfahren will.

Neues Leben begeistert

Von diesem zweiten Teil seines Lebens hat der ehemalige Millionenbetrüger dann so überschäumend berichtet, dass die Zuhörer seine pure Lebensfreude und Zufriedenheit förmlich spüren.

Kaum einer in der Hornberger Stadthalle kann sich seiner charismatischen Rede entziehen.

"Gott sagt, wer mich sucht, der wird mich finden. Ich habe ihn im Gefängnis gefunden", zieht Müller Bilanz. An einem Büchertisch signiert er sein Buch mit dem Titel "Ziemlich bester Schurke".

Nach eigener Aussage gehen die Erlöse alle an seine Gläubiger. Das große Auto vor der Stadthalle mit dem Stern habe er übrigens von einem Bekannten geschenkt bekommen.