Nicht jeder empfindet beim Geräusch von Silvester-Feuerwerk Freude. Bei manchen könnte es auch böse Erinnerungen wecken. Foto: dpa

Verwaltung geht davon aus, dass Asylbewerber den Silvesterbrauch – der an Bomben erinnern könnte – kennen.

Horb - Mit Explosionen und rauchgeschwängerter Luft wird heute Abend der Jahreswechsel begrüßt. Bei manchem Flüchtling könnte dieser Brauch schreckliche Erinnerungen wecken. Diese Menschen deshalb auf den Silvesterabend vorzubereiten, hält die Horber Stadtverwaltung aber dennoch für unnötig.

Für die meisten Menschen in Deutschland gehört Feuerwerk zu Silvester wie der Christbaum zum Weihnachtsfest. Auch heute Abend werden Böller, Raketen und Knallfrösche spätestens gegen Mitternacht Himmel und Erde beherrschen. Doch nicht überall auf der Welt bedeuten rauchende Trümmer und ohrenbetäubende Explosionen etwas Gutes. Viele Flüchtlinge, die sich dieser Tage in Deutschland befinden, kennen den lauten Knall einer Bombe wohl ebenso gut wie den eines Böllers.

Allein in Horb, so Stadtsprecher und Bürgermeisterreferent Christian Volk, stammen von den 202 Asylbewerbern, die derzeit in zehn Unterkünften im Stadtgebiet untergebracht sind, rund 125 aus Kriegs- und Krisengebiete wie Syrien, dem Irak und Afghanistan.

Wäre es da nicht angebracht gewesen, diese Menschen auf unsere Art, den Jahreswechsel zu Feiern, vorzubereiten? In den Spinelli-Barracks, einer Flüchtlingsunter-kunft in Mannheim beispiels-weise, wurden Asylbewerber laut Medienberichten über die Bedeutung des Silvester-Feuerwerks aufgeklärt – unter anderem mit einem mehrsprachigen Info-Blatt. Stand solch eine Idee für Horb gar nicht zur Debatte? Die Stadtverwaltung winkt ab.

»Die Menschen begrüßen das neue Jahr in nahezu allen Ländern der Welt mit Feuerwerk«, erklärt Stadtsprecher Volk. »Deshalb erschien ein extra Hinweis im Vorfeld von Silvester für Asylbewerber nicht notwendig.«

Dennoch scheint auch im Rathaus klar zu sein: Allein lassen darf man die Menschen mit ihren möglichen Ängsten deshalb trotzdem nicht. »Selbstverständlich werden die Asylbewerber auch über den Jahreswechsel hinweg durch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer betreut«, betont Volk.

An ein Verbot von Feuerwerk vor Flüchtlingsunterkünften, wie es laut eines Medienberichtes der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, ins Gespräch gebracht hatte, denkt aber folglich niemand in der Neckarstadt.

»Wir brauchen hier sicherlich keine Verbote, sondern ein achtsames Miteinander. Die Menschen sollten von sich aus vernünftig genug sein, sich in der Nähe von sensiblen Orten wie Kliniken, Altersheimen oder auch Flüchtlingsunterkünften zurückzuhalten. Die Stadtverwaltung möchte es daher bei einem Appell belassen, Rücksicht zu nehmen«, bekräftigt Stadtsprecher Volk.

»Zudem ist ein Feuerwerksverbot um diese Unterkünfte nicht zielführend, da aufgrund der dezentralen Unterbringung in der Kernstadt und den Stadtteilen ein solches Verbot nicht beziehungsweise nur mit einem unverhältnismäßig hohem Aufwand kontrolliert werden könnte.«

Info: Feuerwerks-Verbote

An Silvester darf geschossen werden – zumindest mit zugelassenen Feuerwerksartikeln. Allerdings nicht ohne Einschränkungen. So weist die Stadt in einem Schreiben darauf hin, dass »das Abbrennen von Feuerwerkskörpern – insbesondere Knallkörper, Kanonenschläge, Böller, Raketen, Knallfrösche – nur am 31. Dezember und am 1. Januar eines jeden Jahres zulässig ist«. Darüber hinaus darf »aus Gründen des Lärmschutzes« auch »in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern und Altersheimen« nicht geböllert werden. Ebenfalls untersagt ist zudem jede Art von Feuerwerk in der Nähe von Fachwerkhäusern, da diese als besonders brandgefährdet gelten.