Lauffer Pressen im Industriegebiet Heiligenfeld: Das 1872 gegründete Familienunternehmen mit Sitz in Horb am Neckar beschäftigt über 260 Mitarbeiter. Foto: orgeldinger media group gmbh

Horber Unternehmen geht zu 100 Prozent an Chinesen. Unternehmensstruktur soll aber erhalten bleiben.

Horb - Die Chinesen kaufen und kaufen in Deutschland – jetzt auch ein bekanntes Horber Traditionsunternehmen: Lauffer Pressen wird von der HFM Press Group Limited übernommen. Zu 100 Prozent. "Lauffer bleibt trotzdem Lauffer", versichern die Horber Geschäftsführer.

"Wir müssen die Weichen für die Zukunft stellen", sagt Richard Lauffer, neben seinen Neffen Christof Lauffer und Markus Oechsle Geschäftsführer des Unternehmens. Die 247 Mitarbeiter wurden am Mittwochmorgen über diesen Schritt informiert. Man habe schon seit Längerem darüber nachgedacht, sich mit einem größeren Partner zusammenzuschließen, sagt der Seniorchef, der 1984 in vierter Generation das Unternehmen mitübernahm. Zusammenschluss klingt moderater als die komplette Übernahme, die es tatsächlich ist. Natürlich habe man über verschiedene Modelle nachgedacht. "Am Ende sind es jetzt die 100 Prozent. Wir stehen dahinter", sagt Christof Lauffer, der die fünfte Lauffer-Generation repräsentiert.

Das chinesische Unternehmen HFM, seit gut zwei Jahren börsennotiert, ist für den Horber Hersteller von Hydraulikpressen und Anlagen in den Bereichen Laminier- und Composittechnik, Kunststoff- und Umhülltechnik sowie Umformtechnik und Pulvertechnologie alles andere als unbekannt. "Seit 1985 arbeiten wir mit HFM zusammen", sagt Richard Lauffer. "Die Chinesen haben ein starkes Maschinenkerngeschäft und ein tolles Betriebsnetz, dabvon werden wir profitieren. Denn wir haben mittlerweile 70 Prozent Export-Geschäft."

Lauffer betont, dass die Entscheidung "nicht aus der Not heraus" gefallen sei. "Wir haben keine finanziellen Probleme, wir haben in den letzten fünf Jahren erfolgreich gearbeitet, wir haben einen 50 Millionen Euro Rekord-Auftragseingang, einen Umsatz von 45 Millionen Euro." Dennoch sei der Schritt nun unabdingbar gewesen. "Es gibt keine Alternativen zu zukünftigem Wachstum, wir wachsen im Umsatz, aber auch mit unseren Ideen, Wachstum sichert auch die Arbeitsplätze, das war für uns auch ein wichtiges Thema", so Richard Lauffer. Aber wachsen könne man nur noch, wenn man sich strategisch neu aufstelle. "Wir bekommen zusätzliche Investitionsmöglichkeiten, können die Vertriebskanäle nutzen, können uns in Ländern aufstellen, die wir sonst nicht oder nur schwer erfassen konnten." Die Kundenwünsche seien mittlerweile gewachsen. So würden immer öfter Komplettanlagen gewünscht. "Wir müssen als Sondermaschinenbauer einen schnellen Service bieten: Sieben Tage, die Woche, 24 Stunden am Tag. Lauffer und HFM stellen nicht die gleichen Produkte her, wir ergänzen uns", so Oechsle. Auswirkungen wird das auf die Zulieferfirmen haben. Denn davon werden nicht mehr alle benötigt, weil HFM ein Teil des Bedarfs abdeckt. Insgesamt 80 Prozent des Bedarfs kauft Lauffer derzeit auf, 20 Prozent ist selbst produziert.

"Lauffer bleibt aber Lauffer", betont Christof Lauffer. "Die Arbeitsplätze sind sicher. Wir bleiben mit der Mannschaft zusammen, unsere Mitarbeiter sind das Kapital der Firma." Mit-Geschäftsführer Oechsle ergänzt: "Unsere Mitarbeiter, alles keine Ungelernten, werden tariflich bezahlt, und das bleibt auch so." Auch die Ausbildung werde weiterhin einen großen Stellenwert einnehmen. "Wir haben derzeit 24 Auszubildende, davon sechs Ingenieure. Die Dualen Hochschule in Horb ist ein sehr guter Partner. Wir sind in einem harten Wettbewerb um die besten Köpfe darauf angewiesen, uns unsere Fachkräfte selbst auszubilden." Auch hier werde man mit HFM als Partner einen Schub nach vorne machen können, zum Beispiel im Bereich der Softwareentwicklung.

Auch die Geschäftsführung bleibe erhalten – mit einer Ausnahme: Richard Lauffer hat vor, sich im kommenden Jahr aus der Führungsspitze zurückzuziehen. "Ich bin jetzt im Rentenalter. Ich werde aber dem Unternehmen auf alle Fälle erhalten bleiben. Mit HFM ist abgesprochen, dass ich im Beirat sitzen werde. Aber nicht fünf Tage die Woche."

Die Lauffer-Spitze geht davon aus, dass man in den kommenden Jahren weiter wachsen werde – auch was das Personal angehen werde. Einen kleinen Anbau habe man im Heiligenfeld in diesem Jahr bereits umgesetzt. Doch man werde sicher auch in der Fläche noch einmal wachsen. "Zum Glück haben wir noch ein bisschen Reservefläche am Standort." Zur Debatte um neue Industriegebiete im Stadtgebiet – aktuell Ahldorf – sagt Christof Lauffer: "Wir möchten im Heiligenfeld bleiben." Weitere Flächen dort stehen noch nicht in Aussicht, auch wenn Richard Lauffer sagt: "Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich ein Filetstück, aber da wird gerade ein neuer Solarpark gebaut." Die Geschäftführung gibt ein klares Bekenntnis zum Standort Horb ab. "Insgesamt ist die Entwicklung vor Ort für uns positiv – obwohl es natürlich noch Verbesserungpotenzial gibt", so Oechsle. "So brauchen wir ein besseres Breitbandnetz. Deshalb hatten wir vor zwei Wochen ein Gespräch mit Landrat Rückert." Auch in die Hochbrücke setzt man große Hoffnung.

Die Übernahme des Horber Unternehmens passt übrigens gut in die allgemeine Entwicklung in Deutschland. Chinesische Unternehmen kaufen immer mehr deutsche Unternehmen auf. Laut einer Analyse der Beratungsgeellschaft Ginkgo Tree , die von der Welt am Sonntag in Auftrag gegeben wurde, ist im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr ein erheblicher Anstieg zu verzeichnen gewesen. Chinesische Unternehmen hätten in Deutschland eine absolute Rekordsumme für solche Übernahmen ausgegeben. Rund 13 Milliarden Dollar wandten sie laut Welt am Sonntag und Gingko Tree dafür auf, 2015 hatten sie nur 900 Millionen ausgegeben. Einige deutsche Unternehmen tun sich aber auch aus Menschenrechts-Gesichtspunkten damit schwer. Für Lauffer stellt dieser Punkt allerdings kein Problem dar: Wir kennen die Firma gut und haben keinerlei Bedenken", sagt Richard Lauffer. Oechsle fügt hinzu: "Ich war 1998 das erste Mal in China. Das Land hat sich mittlerweile sehr geöffnet, wenn ich das mit damals vergleiche."