Gnade für alle Kunden, die in den Activ-Arkaden ein Wucher-Knöllchen kassiert haben: Sie müssen nicht bezahlen. Foto: Hopp

Strafzettel der Einkaufszentrum-Kunden werden nicht geahndet. Im Dezember drei Stunden erlaubt.

Horb - Das ist eine gute Nachricht: Es gibt Gnade für alle Kunden, die in den Activ-Arkaden ein Wucher-Knöllchen kassiert haben. Das sagt Investor Hans-Jürgen Birk zu.

Birk: "Wer auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums im November ein Knöllchen bekommen hat, muss nicht zahlen. Alle Strafzettel wegen der Überschreitung der Höchstparkdauer werden nicht geahndet. Wer schon gezahlt hat, bekommt die Kosten erstattet."

Das sind sehr gute Nachrichten für alle Händler und Dienstleister, die sich im Einkaufszentrum eingemietet haben. Egal, ob sie Deichmann, Rewe, Ernstings Family, Vögele oder mister.lady heißen – viele hatten sich gegen die Wucher-Knöllchen gewehrt. Ein Mieter hatte dem Schwarzwälder Boten von dem Kundenschwund durch die 30-Euro-Knöllchen berichtet, die der vom Investor beauftragte Parkservice ausstellt, wenn man länger als 90 Minuten parkt (wir berichteten).

Damit soll jetzt vorerst Schluss sein. In der Weihnachtszeit werden die Parkplätze der Activ-Arkaden zur Bummel-Zentrale. Birk: "Im Dezember 2017 zum Weihnachtsgeschäft wird die kostenfreie Parkdauer auf drei Stunden erhöht, um den Kunden einen gemütlichen Weihnachtsbummel zu ermöglichen." Die Firma Hüfner werde die Kunden durch Personaleinsatz und verstärkte Präsenz zum Parksystem informieren, Parkscheiben von Activ verteilen und auf die Parkscheibenregelung hinweisen. Birk weiter: "Altknöllchen vom November werden nicht geahndet. In den Monaten Januar und Februar müssen wir dann langsam zur Realität übergehen. Kontrollen werden durchgeführt, allerdings mit einer Kulanz von 30 Minuten. Auch bei Fahrzeugen ohne Parkscheibe, wird ein Knöllchen erst nach 30 Minuten verteilt. Ab März gelten dann die klaren Regularien mit 90 Minuten Parkdauer."

Doch wie kam es jetzt zum Ärger um die Wucher-Knöllchen?

Offenbar hat der Mitarbeiter des Park-Service Hüfner eigenmächtig gearbeitet. Investor Birk: "Wir haben bei Vertragsabschluss ausdrücklich betont, dass wir in der Anfangszeit Kulanz gegenüber Parkverstößen erwarten. Dass beispielsweise eine Überschreitung von 30 Minuten nicht geahndet wird."

Doch wie sich inzwischen herausgestellt hatte, so berichten es mehrere Mieter dem Schwarzwälder Boten, lauerte der Angestellte offenbar im Café darauf, dass Kunden des Einkaufszentrums ihre Parkscheibe nicht auslegten. Um dann sofort ein "Wucher-Knöllchen" zu schreiben. Birk: "Dieser Mitarbeiter wurde entfernt." Er bestätigt: "Die meisten Knöllchen wurden verhängt, weil die Kunden keine Parkscheibe im Auto hatten." Die Höhe der Knöllchen, die bei normalen Parkverstößen in der Stadt beispielsweise bei 10 Euro starten, erklärt Birk wie folgt: "Das sind Kosten, die der Parkservice Hüfner umlegt. Wir haben nichts von den Knöllchen."

Er hatte sich am Montag selbst ein Bild von der Lage in den Activ-Arkaden in Horb gemacht. Birk: "Ich war überrascht, wie leer der Parkplatz war." Der Investor selbst habe Kunden, die sich beschwert und gezahlt haben, die gezahlten Knöllchen zurückerstattet.

Als erste Gegenmaßnahme, um diesem fatalen Trend entgegenzuwirken, habe der Investor 3000 Parkscheiben bestellt und bedrucken lassen. Die werden jetzt an alle Parker verteilt. 

Doch warum gibt es überhaupt diese strenge Regelung in den Activ-Arkaden in Horb? Im Kaufland beispielsweise hängen zwar auch Schilder, die auf die 90 Minuten mit Parkscheibe hinweisen. Doch kontrolliert wird dort bisher nicht. Kaufland hatte bisher davon gesprochen, dass man die Situation beobachten wolle. Priorität sei, dass die Kaufland-Kunden in Ruhe einkaufen können.

Birk: "In Bad Urach haben wir auch ein Einkaufszentrum mit knapp 200 Parkplätzen. Dort hatten wir gar keine Regelung. Die Folge: Dauerparker, beispielsweise auch von den Behörden nebenan, haben die Parkplätze belegt. Dort haben sich die Händler beschwert, dass die Kunden deshalb keine Parkplätze mehr bekommen. Deshalb haben wir in Bad Urach dann das Konzept mit 90 Minuten Parken bei eingelegter Parkscheibe und den Kontrollen durch den Parkservice gestartet."

Inzwischen, so Birk, habe man intensiv mit dem Parkservice über die Situation in Horb gesprochen. Der Investor: "Es geht uns darum, dass die Kunden in Ruhe einkaufen können. In Einkaufszentren dieser Größenordnung beträgt die durchschnittliche Einkaufszeit unter 60 Minuten. Da die Parkplätze in den Activ-Arkaden in Horb so zentral liegen, gehen wir davon aus, dass die Kunden nach dem Einkauf ihre Einkaufstaschen ins Auto bringen und danach dann in Ruhe Kaffee trinken, die Dienstleister besuchen oder Essen gehen. Dann wird es sicherlich auch kein Knöllchen geben dürfen."

Trotzdem. City-Manager Thomas Kreidler hat die Erfahrung gemacht, dass kaum ein Kunde die Park-Hinweise liest. Deshalb hatte Horb Aktiv direkt an den Parkautomaten der Stadt extra Hinweise angebracht, die für das 30-Minuten-Gratis-Parken und die Übernahme der Parkkosten für die erste Stunde beim Einkauf in Horb-Aktiv-Geschäften werben.

Kreidler: "Am besten wäre natürlich ein System wie im normalen Parkhaus. Durch das Ziehen des Parkscheins wird es dem Kunden bewusst, dass das Parken – wie auch immer – reguliert ist."

Und darüber wird auch in den Activ-Arkaden nachgedacht. Birk: "Ein Kassensystem mit Schrankenanlage wäre auch eine Option für Horb. Vielleicht bekommt man das nur so in den Griff." Das Problem hier – was allerdings lösbar wäre – wie rechnet man die Parkkosten ab? Und welchen Bonus bekommen die Kunden? 

Die Mieter des Einkaufszentrums hatten dem Schwarzwälder Boten auch zu verstehen gegeben, dass man überlegt, den Schaden durch die "Wucher-Knöllchen" durch eine großzügige Aktion zu kompensieren. Birk: "Das finde ich eine gute Idee. Ich würde es begrüßen, wenn es einen Sprecher der Mieter gibt. Wie beispielsweise Carsten Müller."

Und damit könnte die Zusammenarbeit zwischen Horb Aktiv und dem neuen Einkaufszentrum noch intensiver werden. City-Manager Kreidler hatte sich bemüht, viele Mieter als Mitglieder zu bekommen. Die Antwort der Großen: "Das sind Filialen in Horb. Die Zentrale beteiligt sich nicht an Handels- und Gewerbevereinen vor Ort." Allerdings: Carsten Müller, der im Einkaufszentrum die "Alte Küche" betreibt, und Nicole Jüttner von Mrs. Sporty sind schon Mitglieder in Horb Aktiv. Da könnte also jetzt doch – wie auch das gemeinsame "Glühende Adventsshopping" zeigt – etwas zusammenwachsen.