Die Betriebsratsvorsitzenden von Bosch Rexroth in Horb, Ceratizit, Leuco und Georgii Kobold haben mit ganz ähnlichen, aber auch unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Fotos: Hopp Quelle: Unbekannt

Horb - Die Betriebsratsvorsitzenden von Bosch Rexroth in Horb, Ceratizit, Leuco und Georgii Kobold haben mit ganz ähnlichen, aber auch unterschiedlichen Problemen zu kämpfen

Horb - Die Wirtschaftskrise hat auch in Horber Unternehmen deutliche Spuren hinterlassen. Umso brisanter sind die Betriebsratswahlen, die bald anstehen. Die Betriebsratsvorsitzenden von Bosch Rexroth in Horb, Ceratizit, Leuco und Georgii Kobold haben mit ganz ähnlichen, aber auch unterschiedlichen Problemen zu kämpfen.

"Die Auftragslage verbessert sich", vermeldet Arnold Möhrle, der Betriebsratsvorsitzende von Bosch Rexroth in Horb. Auch die Kurzarbeit im Produktionsprozess sei weitestgehend beendet. Betriebsbedingte Kündigungen habe es bisher nicht gegeben. Möhrle ist trotzdem nur verhalten optimistisch.

Denn noch gibt es einige Fragezeichen zur Zukunft des Unternehmens. "Es muss sich erst noch zeigen, ob es sich nur um ein Strohfeuer handelt", berichtet Möhrle. "Die Stimmung im Betrieb ist angespannt."

Auch die für Ende des Jahres geplante Verlegung des Standortes Heiligenfeld zum Stammwerk in den Kelterwiesen werde von der Belegschaft kritisch gesehen. Der Betriebsrat sei der Auffassung, dass es sich dabei um eine Betriebsänderung handle, für die ein Interessenausgleich mit der Belegschaft nötig sei. Dies sehe die Geschäftsführung aber nicht so.

Es beständen sehr wohl Ängste in der Belegschaft vor Job- oder Gehaltsverlust. Zwar gebe es Bekenntnisse der Geschäftsführung, dass niemand entlassen werde, doch das Stammwerk sei für 1100 Mitarbeiter eigentlich zu klein.

"Wie das gehen soll, weiß ich nicht." Für den 15-köpfigen Betriebsrat bewerben sich laut Möhrle 27 Kandidaten. Die erfreulich hohe Zahl habe sicherlich auch mit der jetzigen Krisensituation zu tun. Denn die Kandidaten hätten einen halbjährigen Kündigungsschutz. "Mancher nutzt sicher jede Gelegenheit."

Auch Horst Kessler, Betriebsratsvorsitzender von Ceratizit, sieht darin einen Grund für manchen Mitarbeiter, für eine gewisse Zeit einen Kündigungsschutz zu erlagen. Die Angst vor einer Entlassung ist durchaus begründet, hat doch die Geschäftsführung die Streichung von 170 Stellen angekündigt.

39 Kandidaten bewerben sich vorerst auf neun Plätze, da durch die mögliche Reduzierung der Belegschaft zwei Sitze wegfallen könnten. Es werden aber auch zwei Ersatzmitglieder gewählt. Die Fronten zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung sind verhärtet, die Stimmung in der Belegschaft sei äußerst angespannt.

Die Geschäftsführung des Unternehmens Leuco hat erst vor Kurzem umfassende Umstrukturierungen angekündigt. Betriebsratsvorsitzender Karl Schäfer will die weitere Entwicklung nun erst einmal abwarten. Zwar konnte im vergangenen Jahr ein Stellenabbau verhindert werden, doch habe die Geschäftsführung mitgeteilt, dass Entlassungen keine "heilige Kuh" seien.

Die Geschäftsleitung habe eine Unternehmensberatungsfirma ins Boot geholt und acht Teilprojekte in Angriff genommen. Der Betriebsrat habe sich mehrheitlich dazu entschieden, sich nicht zu beteiligen, sagt Schäfer, der selbst nicht den Eindruck vermittelt, über diese Entscheidung froh zu sein. Es treten 21 Kandidaten für neun Betriebsratsposten an.

Stark angeschlagen ist weiterhin das Horber Unternehmen Georgii Kobold. Betriebsratsvorsitzender Klaus Höhnke berichtet, dass bei der 57-köpfigen Belegschaft immer noch zwei Monatsgehälter ausstehen. Dies halte der Geschäftsführer auch ein, denn käme er noch weiter in Rückstand, könne "die ganze Mannschaft zu Hause bleiben".

Dies sei im vergangenen Jahr bereits einmal geschehen. Die Lage sei für die Angestellten des Unternehmens "sehr, sehr schwierig". Einige hätten bereits den Weg zum örtlichen Sozialamt aufsuchen müssen, andere würden ihr Sparguthaben aufbrauchen. Die Auftragslage sei "auf einem niedrigen Niveau stabil". Die Belegschaft sei dabei, die Aufträge voll abzuarbeiten.

Noch bis Ende des Jahres sei die Kurzarbeit genehmigt. Im vergangenen Jahr seien fünf Mitarbeiter gekündigt worden, so Höhnke. Weitere Kündigungen würden einen Sozialplan erfordern. Die Lage sei für die Belegschaft "sehr frustrierend". Für die fünf Betriebsratsposten haben sich bisher sieben Kandidaten aufstellen lassen.

Für die künftigen Betriebsräte aller vier Unternehmen steht also jede Menge Arbeit an. Deswegen hoffen auch alle Betriebsratsvorsitzenden auf eine hohe Wahlbeteiligung. Die Wahlen bei Bosch Rexroth, Leuco und Ceratizit finden am 10. März statt, bei Georgii Kobold am 25. März.

Von Florian Ganswind