Kommt an Sparmaßnahmen nicht vorbei: Bosch Rexroth. Foto: Hopp

Konzern kommt an Sparmaßnahmen nicht vorbei: 450 Millionen Euro weniger bis 2018. Folgen für Personalbestand noch unklar.

Horb - Bosch-Rexroth sieht sich wegen der globalen Marktentwicklung zu Sparmaßnahmen gezwungen, die auch den Standort Horb betreffen. Betriebsbedingte Kündigungen will das Unternehmen vermeiden. Die Umstrukturierung soll mit dem Betriebsrat und der Belegschaft abgestimmt werden.

Seit Mitte des Monats ist die Horber Belegschaft beunruhigt. Am 15. Juli hätte eine betriebsinterne Info-Veranstaltung stattfinden sollen, die zwei Tage vorher abgesagt wurde. Die IG Metall sprach von »Geheimhaltungspolitik«, das Gerücht von bis zu 250 vom Abbau bedrohten Stellen machte die Runde. Um weiteren Spekulationen vorzubeugen, informierte Bosch-Rexroth gestern über die aktuelle Lage.

Die Mitarbeiter wurden am Nachmittag in einer internen Veranstaltung in der Hohenberghalle in Kenntnis gesetzt.  Das Wesentliche: Bosch-Rexroth sieht sich dazu gezwungen, »die langfristige Zukunftsfähigkeit seines Produktbereichs Mobile Anwendungen« zu sichern.  Das Horber Werk ist komplett  diesem Zweig  zugeordnet. Bis 2018 sollen auf Konzernebene 450 Millionen Euro eingespart werden.

Die Gründe: Überkapazitäten weltweit, Kosten- und Konkurrenzdruck, ein deutlicher Nachfragerückgang in China und Zukunftsaussichten, die von einem zwar stabilen, aber wenig dynamischem Markt ausgehen. Von der Flaute auf dem chinesischen Markt hatte das Unternehmen bereits vor zwei Wochen berichtet. »Dort gibt es kilometerlange Reihen gebrauchter Baumaschinen«, schildert Hans Haap, kaufmännischer Werksleiter von Bosch-Rexroth in Horb, das derzeit mit rund 1100 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber der Stadt ist.Doch auch ohne das China-Problem wäre der Sparkurs unausweichlich gewesen, sagt Haap. Das 450-Millionen-Euro-Sparziel entspreche dem derzeitigen Kostennachteil gegenüber der Konkurrenz, die entsprechend günstiger produziere.

»Unser Ziel ist es, wieder die Nummer eins für unsere Kunden zu sein«, so Haap.Was auf die Horber Belegschaft zukommt, ist momentan noch nicht entschieden. Laut Haap will man die Probleme gemeinsam mit der Belegschaft und dem Betriebsrat angehen und noch dieses Jahr über erste Schritte entscheiden.Die Ansätze: Laut Haap ist vorstellbar, dass sich Beschäftigte aus Horb an anderen Bosch-Standorten in der Region bewerben, zum Beispiel in Reutlingen oder Feuerbach, die zur gut gehenden Autoindustrie zählen und derzeit einige offene Stellen haben.

Produktionsstandorte sollen nicht auf Kosten der Arbeitsplätze fallen

Bosch will aber auch die Produktion in Horb effektiver und kostengünstiger machen. Konkrete Schritte sollen mit der Belegschaft abgestimmt werden. Laut Haap kommen alle Abteilungen auf den Prüfstand: Verwaltung, Produktion, Vetrieb, Entwicklung und Service. Überall sollen »Arbeitsabläufe gebündelt und neu strukturiert werden«. Haap: »Wir werden alles Mögliche tun, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.« Einen Personalabbau schließt das Unternehmen aber nicht aus.Bereits jetzt ist klar, dass der Konzern bei den mobilen Anwendungen sein Angebot ändert.

Nach wie vor sollen neue Produkte auf den Markt, aber die Sparten Reparatur und Kundenservice sowie Anpassungen an regionale Besonderheiten an den ausländischen Standorten sind die Schlüsselideen für künftiges Wachstum. Was in den Überlegungen eine Rolle spielt, sind die Bosch-Werke in der Türkei (in der Stadt Bursa) und in China.

Es soll aber nicht so kommen, dass preisgünstige Produktionsstandorte auf Kosten der Arbeitsplätze in den Bosch-Werken in Horb, Augsfeld, Elchingen, Homburg, Lohr und Schwieberdingen gestärkt werden, sagt Haap. Diese Standorte stehen derzeit »im Fokus der Betrachtungen«.Die gute Nachricht: Für den Standort Horb stehen die Chancen tendenziell gut, weil das Bildungs-Umfeld dem Unternehmen entgegenkommt.

Die Duale Hochschule in Horb ist laut Haap »ein Glücksgriff«: »Viele Auszubildende und Studenten machen bei uns die Ausbildung und arbeiten anschließend hier.« Haap lobt auch die Kooperation mit Schulen und Kindergärten.Nachteile in der Infrastruktur gebe es in Horb keine. Weder die Straßenanbindung noch der Standort am Stadtrand seien problematisch, und die Kooperation mit der Stadt sei sehr gut. Zu guter Letzt ist Horb Bosch-intern ein »Leit-Werk«. Das heißt: hier werden Produkte entwickelt und marktfähig gemacht.