In einer Tabelle trägt Karin Schäfer die Daten ein. Bis vor drei Jahren musste sie sogar noch festhalten wie lange es regnete. Mittlerweile erledigen das Satelliten. Foto: Schwarzwälder Bote

Wetter: Karin Schäfer misst Niederschlag

Mit kritischem Blick schaut Karin Schäfer in den Himmel: "Da kommt heute noch was", sagt sie. Seit 1999 kümmert sie sich um die Niederschlagsstation, die in ihrem Garten in Betra steht.

Horb-Betra. Täglich schaut Karin Schäfer nach, wie viel Niederschlag sich in dem silbernen Behälter gesammelt hat und meldet es dem Deutschen Wetterdienst.

"Schon öfter haben mich Leute gefragt, was ich denn für eine komische Kaffeemaschine im Garten stehen hätte", meint sie lachend und erklärt die simple Funktion des silbernen Behälters. Sie macht den Deckel auf, schaut rein und kippt das Wasser in einen Messbecher. Ein Milliliter entsprechen einem Liter pro Quadratmeter Niederschlag. Jeden Morgen überprüft Karin Schäfer den Behälter. Zur Sommerzeit um 7.50 Uhr und zur Winterzeit um 6.50 Uhr. "Auf zehn Minuten hin oder her kommt es nicht an. Falls ich aber später messe, muss ich das dazu angeben", erklärt die 56-Jährige, die als pädagogische Hilfskraft bei der Gemeinde Empfingen arbeitet. Die Übermittlung der Niederschlagsmenge erfolgt über das Internet – allerdings erst seit Juli 2015. "Ich hatte mich zuvor immer dagegen gewehrt." Mittlerweile findet sie die elektronische Meldung doch komfortabler. Davor musste alles in einer Tabelle festgehalten werden, die sie dann zu jedem Anfang des Monats an den Deutschen Wetterdienst versandt hat.

Doch nicht nur für die Messung von Regen ist die Betraerin zuständig. Auch Hagel- und Schneemenge müssen erfasst werden. Dazu wird der gesammelte Schnee in einem Raum ohne Heizung geschmolzen und diese Menge übermittelt. Karin Schäfer zeigt zudem ihr Schneegitter. Das liegt in ihrem Garten direkt neben dem silbernen Messbehälter. Ein weißes Gitter, das ein wenig an eine Fußmatte erinnert. Ein etwa 20 Zentimeter langer Stab steckt senkrecht im Gitter. Damit wird die Schneehöhe gemessen. Nebel und Tau, die sich ebenfalls als Wasser niederschlagen, gebe es in Betra normal nie, so Schäfer.

In beinahe 20 Jahre, die Karin Schäfer nun das Wetter beobachtet, hat sie einen anderen Blick dafür bekommen. "Das Wetter ist extremer geworden", ist sie sich sicher. Hagel und Stürme kämen viel öfter vor. Sie habe auch den Eindruck, dass sich die Jahreszeiten verschoben haben. "Schnee kommt immer später, wenn es überhaupt welchen gibt." Besonders die starken Regenfälle im Januar stechen in ihren Tabellen hervor, wie sie sagt. "200 Liter Regen auf den Quadratmeter gab es im Januar in Betra." Doch auch krasse Unterschiede auf nur wenigen Kilometern werden sichtbar, denn die Wetterstation in Freudenstadt meldete für Januar 500 Liter auf den Quadratmeter. "Tatsächlich habe ich beobachtet, dass es in Betra deutlich weniger regnet als an anderen Orten." Ihre Vermutung: Da Betra zwischen dem Neckartal und der schwäbischen Alb liegt, regnen sich die Wolken hier nicht so oft ab, wie sie erklärt. "Mich hat der Wetterdienst sogar schon kontaktiert, weil ich keinen Niederschlag für den Tag gemeldet hatte, dabei hatte es andernorts ohne Ende geregnet." Bei extremen Niederschlägen in nur wenigen Stunden, sei sie dazu angehalten sofort Meldung beim Wetterdienst zu machen. Doch das habe es in Betra in den fast 20 Jahren nie gegeben. Lediglich im Sommer vergangenen Jahres seien an einem Tag 60 Liter Regen gefallen. "Das war bisher der meiste Niederschlag den ich gemessen hatte."

Übernommen hatte Schäfer die Wetterstation damals von ihrem bereits verstorbenen Nachbarn Fridolin Eberwein. "Meine Töchter wollten sich eigentlich darum kümmern", sagt sie schmunzelnd, "mir war aber schnell klar, dass das an mir hängen bleiben würde."

Im Kreis Freudenstadt gibt es insgesamt zehn Niederschlagsstationen: Der Deutsche Wetterdienst betreibt die Wetterstation in Freudenstadt und die ehrenamtlich betreuten Niederschlagsstationen in Loßburg, in Freudenstadt-Kniebis und drei Stationen in Baiersbronn (in Mitteltal, in Schönegründ und auf dem Ruhestein). Dazu kommen noch drei weitere Niederschlagsstationen, die die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg betreibt. Diese befinden sich in Altheim, in Bad Rippoldsau und in Betzweiler.