Die "Kellermeisterey" ist die Traditionsschänke der Horber Ritterspiele. Viele schwören darauf, dass in den Tonkrügen das Bier am besten schmeckt. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Genuss: Das Brauwesen früherer Zeiten war oft eine Frauenarbeit – und für die Frauen nicht ungefährlich

Horb (csc). Wie schmeckt ein "typisch mittelalterliches Ritterbier", das auch vorm Fernsehschirm zu "Game of Thrones" passt oder beim rustikalen Grilldinner etwas hermacht? Man(n) denkt da an ein dunkles, würziges, starkes Gebräu mit irgendetwas Gehörntem auf dem Etikett. Archaisch, urgewaltig, etwas für tätowierte Arme.

Ein Klischee, das Katharina Haizmann, Frau von Eberhard Haizmann, Geschäftsführer der Hochdorfer Kronenbrauerei, wohl zum Schmunzeln bringt. Die Wahrheit sieht nämlich komplett anders aus. "Das Bier war im Mittelalter schwächer als heute", weiß sie. Im Grunde sei es nichts anderes als haltbar gemachtes Wasser gewesen. "Wasser aus Flüssen und Brunnen war oft verschmutzt", erzählt Haizmann. "Deshalb wurde ein Bier gebraut, das haltbar sein musste, aber sehr dünn war." Es war ja das Alltagsgetränk – auch für Kinder.

Bier zu Brauen war für den Haushalt im Mittelalter so selbstverständlich wie Brot zu Backen – und es war eine Arbeit der Frauen. Zum Würzen des Bieres verwendeten die Frauen Kräuter wie Wacholder, Gagel, Schlehe, Eichenrinde, Wermut, Kümmel, Anis, Lorbeer, Schafgarbe, Stechapfel, Enzian, Rosmarin, Rainfarn, Johanniskraut, Fichtenspäne, Kiefernwurzel und Bilsenkraut. Letzteres war wegen seiner halluzinogenen Bestandteile nicht ungefährlich. "Wenn auch nur ein wenig zu viel Bilsenkraut ins Bier gemischt wurde, konnte die Brauerin als Brauhexe verbrannt werden", schildert Haizmann die damaligen Sitten, die man auch auf www.bier.de nachlesen kann. Erst gegen Ende des Mittelalters dämmte der Einsatz des Hopfens den Aberglauben ein – und bescherte dem Bier einen Geschmack, der dem heutigen Gerstensaft geähnelt haben dürfte. Apropos Gerste: Die setzte sich mit dem Reinheitsgebot durch, das der bayrische Herzog Wilhelm IV. 1516 erließ. Die heutigen "Mittelalter-Biere" sollten eigentlich auch nicht ganz so stark sein. Das wünschen sich dem Vernehmen nach die meisten Festwirte der Ritterspiele, die sonst bei tropischen Sommertemperaturen auf ihrem starken Stoff sitzenbleiben.

Frisch, herb – und vielleicht weniger "ritterlich" – ist zum Beispiel das Bier für die Nagolder Keltenspiele, das ebenfalls aus dem Hause Hochdorf stammt. Brauereichef Eberhard Haizmann sagt: "Die Kelten wollen unser Pils."