Simon Jung ist derzeit noch im Hochschul-Stress und startet nach dem Sommer im Horber Gemeinderat. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Simon Jung ist für die Bürger im Mittelpunkt im Gemeinderat / Dem 24-Jährigen sind ökologische Themen wichtig

"Ich habe gefeiert und mich wahnsinnig gefreut. Ich habe bei Weitem nicht mit so vielen Stimmen gerechnet. Das war überwältigend." Der neue Gemeinderat Simon Jung ist immer noch völlig baff, dass er bei der Kommunalwahl Ende Mai 3043 Stimmen auf sich vereinigen konnte. 

Horb-Ahldorf. Jung, wie der Name schon sagt, ist mit 24 Jahren einer der neuen Jungen im Gemeinderat. Holte mit der neuen Liste "Bürger im Mittelpunkt" gleich vier Sitze. Und sogar 20 Stimmen mehr als das Gemeinderat-Urgestein Alfred Seifriz, der es nicht mehr in das Gremium geschafft hat.

Nach diesem Sieg hat sich für Jung durchaus etwas verändert: "Kollegen, Bekannte und Menschen um mich herum sprechen mich schon an und schildern mir ihre Anliegen und fragen, wie es jetzt weitergeht." Themen, für die Jung erst nach der Sommerpause richtig Zeit hat und sie vertiefen kann, denn er schreibt derzeit an seiner Bachelorarbeit: "Ich lasse es jetzt erst einmal auf mich zukommen."

Deshalb treffen wir den nachdenklich wirkenden jungen Mann  in der Bibliothek der Dualen Hochschule – Literatur abholen. Jung: "Am 10. September muss ich die Bachelorarbeit fertig haben. Da ist nur ein Kurzurlaub drin – mit dem TGV geht es mit meiner Freundin nach Paris."

Der Kurzurlaub – sicherlich nötig. Denn den ganzen Sommer heißt es für Jung, die richtigen Zeilen, Fakten und Versuche in seiner Firma für das Thema "Auswahl eines alternativen Fügeverfahrens für gelötete Zerspanungswerkzeuge" zu finden. Jung: "Das wird mich in der Firma die ganzen Sommerferien kosten. Wenn die Bachelorarbeit fertig ist, kann ich mich dann richtig austoben."

Nicht nur im Gemeinderat, sondern auch in der Firma Tela Präzisionswerkzeuge in Ahldorf. Denn seine neue Tätigkeit steht auch schon fest. Jung ist nicht nur in den Gemeinderat eingestiegen, sondern auch ins Berufsleben: "Ab Oktober kann ich bei meiner Firma einsteigen. Ich habe ein attraktives Angebot bekommen. Bei technischen Fragen oder Problemen fahre ich zum Kunden, um diese zu lösen. So bekomme ich direkt mit, was funktioniert und was nicht. Das reizt mich, denn ich habe mein Studium wegen der Konstruktion gemacht. Ich möchte aber nicht nur stur am Schreibtisch sitzen."

Ein doppelter Erfolg also für Jung. Und durch das Jobangebot seines Arbeitgebers ist auch klar, dass er seiner Heimat verbunden bliebt. Nicht nur, weil der Sohn von Waldbesitzern im Gemeinderat den Kahlschlag von Hau und Holzwiese für ein Gewerbegebiet verhindern will. Jung: "Mein weiterer Plan ist: Ich möchte in den nächsten ein bis zwei Jahren bei meinen Eltern ausziehen und nach was eigenem gucken. Wenn es geht, natürlich in Ahldorf."

Bleibt abzuwarten, was Jung nach seinem Hochschul-Stress im Gemeinderat so anstoßen wird. Wichtig sind für Jung dabei die ökologischen Themen.

Er hat sich in seinem Studium schon mit umweltschonenderen Verfahren auseinandergesetzt und sagt: "Angesichts der Hitzewellen dürfte es jedem klar sein, dass endlich eine Wende beim CO2-Ausstoß her muss. Richtig handeln will bisher keiner. Fakt ist auch: In den vergangenen Wochen machte eine Studie aus der Schweiz Furore. Sie sagt: Wenn man weltweit aufforstet, kann man zwei Drittel des menschengemachten CO2 neutralisieren. Da wäre es doch verrückt, wenn man hier in Horb Wald roden würde für ein neues Gewerbegebiet."