Werbung für oder Aufklärung über den Islam? Auch in den Räumen der Stadtinformation hängt eine Ankündigung der umstrittenen Veranstaltung. Foto: Hopp

Veranstaltung der Ahmadiyya Muslim Jamaat im katholischen Gemeindezentrum sorgt für Unruhe.

Horb - Irgendwie ist Diakon Klaus Konrad unwohl. Da macht das Pfarrbüro einen Vertrag für einen muslimischen Vortrag. Dann stellt sich heraus, dass das Programm der Ahmadiyya Muslim Jamaat viel mehr beinhaltet als einen Vortrag. Steckt ein Missionierungsversuch dahinter?

Im Mai, so erinnert sich der Diakon, hatte eine Frau angefragt, die bereits einen muslimisch-christlichen Dialog in Bildechingen organisiert hatte. Konrad: "Sie fragte für eine Gruppe an. Im Sinne der Toleranz und Weltoffenheit, für die auch Papst Franziskus eintritt, haben wir uns gedacht, warum sollen wir das nicht erlauben?"

Also wurde der Vertrag gemacht. Vor gut einer Woche machte dann die Ahmadiyya Muslim Jamaat massiv Werbung für die gestrige Veranstaltung (wir werden noch ausführlich berichten) mit Flyern in Horb. Sie landete in fast allen Briefkästen. Titel: "Der Islam. Eine Bedrohung oder eine Quelle für den Frieden?"

Es gab auch jede Menge Anrufe beim Diakon. Konrad: "Wir waren schon überrascht von der massiven Werbung. Das geht schon eine Nummer zu weit, seit ich das letzte Woche gesehen habe. Allerdings haben wir gesagt: Vertrag ist Vertrag. Rausschmeißen können wir die Gruppe nicht. Dafür werden wir Diakon Erwin Wurster zu den Veranstaltung hinschicken. Er hat sich intensiv mit dem muslimischen Glauben beschäftigt. Wir hoffen, dass die Veranstaltung damit normal ablaufen kann."

Auf dem Programm für den gestrigen Abend stand: Rezitation des Heiligen Koran mit deutscher Übersetzung. Vorstellung Ahmadiyya Muslim Jamaat. Vortrag: Der Islam – Bedrohung oder eine Quelle des Friedens? Frage-Antwort-Runde. Eröffnung des Buffets. Konrad sagt: "Wenn wir jetzt sehen, dass offenbar recht einseitig Werbung für den Islam gemacht werden soll, hätten wir die Veranstaltung möglicherweise so nicht genehmigt. Wir werden in Zukunft besser aufpassen müssen."

Organisatoren versichern, sie wollen nicht missionieren

Der Diakon betont aber, dass Horb davon nicht betroffen sein wird: "Im begonnenen Dialog von Christen und Moslems in Horb müssen wir unbedingt bleiben."

Moderator der Veranstaltung ist Waqas Shaheen aus Böblingen. Er bleibt ganz ruhig, als wir ihn mit den Sorgen der katholischen Gemeinde in Horb konfrontieren. "Wir haben nicht vor zu missionieren. Unser Ziel ist der Dialog." Man wolle die Friedenslehre des Islam vorstellen. "Wir möchten vermitteln, dass das, was in den Kriegsregionen passiert, nichts mit der Lehre des Islam zu tun hat." Auch die Koranlesung habe den Zweck zu zeigen, dass es sich beim Islam um eine friedliche Religion handele. Er könne aber verstehen, dass die Veranstaltung und auch die Form der Einladung für Verwirrung sorge. "Wir haben auch in Böblingen bei einer christlichen Gemeinde so einen Vortrag gemacht. Da waren die Reaktionen ähnlich. Aber nach dem Vortrag waren die Reaktionen sehr positiv und es gab einen sehr guten Dialog." Dennoch wolle man sich im Nachhinein noch einmal Gedanken um die Gestaltung des Flyers machen, sagt Waqas Shaheen, der zur Jugendorganisation der Amadiyya-Gemeinde gehört.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinde. Laut Wikipedia gibt es in Deutschland ungefähr 35 000 Mitglieder. Sie hat den Status einer "Körperschaft des öffentlichen Rechts" wie die Kirchen. Den bekam sie in Hessen. Als Ziel des Gründers Mirza Ghulam Ahmad wird in den Medien immer wieder die "Eroberung Europas für den Islam" genannt. Ziel sei auch, in Deutschland 100 Moscheen zu bauen. Bundesweit für Schlagzeilen sorgte ein Zitat auf einer Ahmadiyya-Internetseite vor rund zehn Jahren auf der der Hang zur Homosexualität mit Schweinefleischverzehr in der westlichen Gesellschaft in Verbindung gesetzt wurde.

Andererseits ist Ahmadiyya Muslim Jamaat immer wieder deutschlandweit ein Partner für den interreligiösen Dialog, betont seine Offenheit und distanziert sich von Gewalt im Namen des Islam. Die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers beschäftigte sich ebenfalls in einem Beiheft "Christen und Muslime" mit der Gemeinde und suchte den intensiven Dialog.