In den Bussen ist die Stimmung momentan etwas angespannt. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehr: Verspätungen, Baustellen, aggressive Passagiere / Busfahrer: "Das Fahren wird langsam zur Hölle"

Wer auf öffentliche Busse angewiesen ist, leidet nicht nur unter den teilweise schlechten Verbindungen. Durch die vielen Baustellen kommen auch noch Verspätungen, Aggression und jede Menge Frust dazu.

H orb. Es ist heiß. Der Busfahrer hat Feierabend. Er bedient unter anderem die Verbindungen zwischen Nagold und Horb sowie nach Sulz. Plötzlich kommt der Frust raus. Der Busfahrer: "Es ist zur Zeit eine Katastrophe! Allein durch den Stau vor dem Einkaufszentrum verlierst du bis zu einer halben Stunde. Auch in Nagold gibt es eine Baustelle. In Sulz und Hochdorf ist es ganz krass: Da kommt man durch die Baustelle oder durch die parkenden Autos teilweise nur einspurig vorbei. Glauben Sie, dass einen die Autofahrer da als Busfahrer durchfahren lassen? Insgesamt verlierst du da zwischen 50 und 60 Minuten. Auch die Fahrgäste werden immer aggressiver. Neulich hat einer in Nagold sogar einen Kollegen angegriffen. Und das nur, weil er statt eines Kurzstreckentickets mehr bezahlen sollte. Das Busfahren wird langsam zur Hölle!"

Was ihn – neben den rücksichtslosen Autofahrern – vor allem aufregt: Die genervten Fahrgäste. Der Busfahrer: "Uns nerven die Verspätungen genauso so. Für die Fahrpreise sind wir nicht verantwortlich. Wenn wir da mal manchmal genervt sind und beim vierten oder fünften Anraunzer dann gegenüber dem nächsten Fahrgast vielleicht mal nicht ganz so freundlich sind, sollte man das auch nachvollziehen. Und vielleicht mal einfach lächeln oder Verständnis haben…"

Der große Busfrust. Auch bei den Fahrgästen. So meldet sich ein Leser des Schwarzwälder Boten. Er sagt: "Das kann nicht sein. Da werden Schüler von Busfahrern stehen gelassen. Und das nur, weil Flüchtlinge ihre Plastiktüten auf den Sitz stellen und deshalb alles besetzt ist!" Was ist dran an dem Vorwurf? Frank Schweizer, Geschäftsführer des auch für Horb zuständigen Verkehrsverbundes VGF: "Das hat es mal in Waldachtal gegeben. Die Busfahrer sind angewiesen, dort den Flüchtlingen genauso wie den Deutschen einfach zu sagen: Nehmt die Tasche runter." Der Landkreis habe im Übrigen vorgeschlagen, wegen der Probleme eine Extra-Buslinie für die Migranten einzurichten. Schweizer: "Das haben wir abgelehnt."

Schweizer nimmt auch Stellung zum allgemeinen Verkehrsproblem. "Durch die Baustellen sind wir im Moment extrem gebeutelt. Die Mehrkosten für Sprit, Überstunden oder Zusatzfahrzeuge bleiben an den Busunternehmen hängen. Die Verspätungen führen aber nach unserer Erkenntnis nicht dazu, dass die Fahrgäste keinen Anschluss mehr bekommen. Die Busfahrer sind angewiesen, untereinander zu kommunizieren, damit die Fahrgäste möglichst den Anschluss bekommen, falls das noch im Zeitrahmen bleibt."

Und was ist mit der Mobilitätsgarantie? Schweizer: "Die gibt es beim VGF für Zeitkarten-Inhaber. Die bekommen beispielsweise ein Taxi bezahlt, wenn sie den Anschluss verpassen und sonst anders nicht nach Hause kommen. Wir hatten im Jahr 2014 einen einzigen solchen Fall. Seitdem hat es das nicht mehr gegeben."

Werden Schüler stehen gelassen, weil der Bus voll ist? Schweizer: "Das kann ich mir zur Zeit überhaupt nicht vorstellen. Die Abiturienten sind fertig, deshalb hat sich die Zahl der Schüler-Fahrgäste verringert. Dazu ist im Moment Fahrrad-Fahr-Saison. Der Platz in den Schülerbussen wird – so unsere Erfahrungen – hauptsächlich in der kalten Jahreszeit eng." Der Busfahrer verzweifelt langsam an seinem Job: "Unsere Arbeitszeiten im ländlichen Raum sind eh der Alptraum. Ganz früh morgens geht es schon los. Dann müssen wir eine unbezahlte lange Pause machen, da dann weniger gefahren wird. Und abends hat man erst spät Feierabend. Und jetzt diese nervliche Belastung dazu."