Sein Vermögen stellte er nicht zur Schau: das Haus von Riecher Foto: Lück

Immobilien-Investor lebte eher bescheiden und zurückgezogen. Gesundheitlich stark angeschlagen.

Horb - Die rätselhafte Suche nach dem Motiv und nach dem oder den Tätern: Nicht nur die Ermittler grübeln, warum der bekannte Horber Geschäftsmann Michael Riecher sterben musste.

Die Ermittler stehen vor der Frage: Ist das Tatmotiv im Beruflichen oder Privaten zu suchen?

Mieteinnahmen von rund 400 Wohnungen

Riecher galt als sehr vermögend, er machte sein Geld mit Immobilien. Gegenüber dem Schwarzwälder Boten sagte er einmal, dass er "zuletzt in Leipzig 137 denkmalgeschützte Wohnungen entwickelte, finanzierte, ausbaute und verkaufte." Insgesamt, so heißt es, soll er sogar aus den Mieteinnahmen von 400 Wohnungen gelebt haben. Schulden soll er nicht gehabt haben.

Michael Riecher war nicht als ein Mann bekannt, der mit seinem Reichtum protzte. Jahrelang fuhr er mit einem uralten BMW Cabrio durch die Gegend. Seine Kleidung: normal. Standard war die Jeans und Casual-Hemd. In der Öffentlichkeit soll Riecher nie über seine Vermögen gesprochen haben. Auch das Haus war bescheiden eingerichtet. Kein Fernseher, keine Designermöbel. Bürgerlich und solide. Vermögen war da. Doch es wurde nicht nach außen gezeigt.

Riecher selbst hatte dem Schwabo-Reporter erklärt, dass sein Geschäftsmodell darauf basiert, dass er die Immobilie kauft, sich ein Sanierungskonzept überlegt, die Baufirmen dann bestellt, das ganze umwandelt und die Wohnungen verkauft. Er selbst sagte: "Mein Jugendtraum war, einen Baum zu besitzen, an dem Geld wächst, dass ich mir jederzeit pflücken kann. Diesen Traum habe ich mir erfüllt." In Wirtschaftskreisen heißt es, dass Riecher für seine eigenen Interessen Geschäftspartner auch mal vor den Kopf stoßen konnte.

Riecher hatte 2011 das Offizierskasino in der Kaserne gekauft. Damals bot er eine hohe Summe, sagte dem Schwabo: "Ich hatte einfach Angst, dass irgendein Kollege aus Stuttgart oder Frankfurt kommt und so wie am Bodensee vorgeht, wo alte Schlösser zu Wohnkasernen vergewaltigt werden." Der sonst so kühl rechnende Kaufmann folgte nicht mehr seinem Geldbeutel, sondern seinem Bauch.

Erst startete Riecher den Umbau, stoppte ihn dann aber – möglicherweise aus finanziellen Gründen? Andere sagen, er hatte aufgrund seiner schlechten Gesundheit keine Kraft mehr. Ein Teil der Räumlichkeiten sind an eine Horber Bildungseinrichtung vermietet.

Hat Riecher Schulden wegen des Kasinos? Freunde sagen, dass er wohl einen großen Teil seines Vermögens in das Kasino gesteckt habe. Sie können sich aber nicht vorstellen, dass der Immobilienunternehmer Schulden deswegen gemacht habe: "Das er den Ausbau gestoppt hat, passt dazu", heißt es. Ähnlich hatte es Riecher auch dem Schwabo-Reporter erzählt. Aus zuverlässigen Quellen heißt es, dass Riecher sehr vermögend sei und auf keinen Fall verschuldet.

Welche Rolle spielt die Gesundheit von Michael Riecher? Freunde sagen, dass Riecher immer betont hat, dass er wegen seiner Lungenkrankheit COPD bald sterben müsste.

Ging es Riecher zum Schluss so schlecht, dass er jemanden bestellt hat, der seinem Leben per Sterbehilfe ein Ende macht? Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft antwortet mit einem ganz klaren Nein: "Davon gehen wir im Moment nicht aus. Wir ermitteln wegen eines aktiven Tötungsdeliktes."

Kann es eine Beziehungstat sein?

Kann es eine Beziehungstat sein? Riecher zeigte sich relativ selten in Horb. Aber wenn, dann meistens mit jüngeren Frauen. Der Immobilienunternehmer hatte, so berichten Bekannte, einen "speziellen Humor, den man verstehen muss". "Er war sehr streitbar und selbstbewusst", sagen enge Vertraute.

Durch seinen speziellen Humor habe er durchaus Frauen verletzen können. Es ist aber nicht bekannt, dass Ex-Freundinnen Riecher gestalkt oder belästigt haben. Insgesamt wird der Immobilienunternehmen in Bezug auf Frauen als charmant oder "unmöglich" geschildert. Die Beziehungen zu Frauen schildern seine engen Vertrauten als eher distanziert. Riecher selbst galt als emotional sehr kontrolliert.