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Zirkus Charles Knie feiert erfolgreiche Premiere. Nicht jeder Tierschützer denkt kritisch.

Horb - Kann man guten Gewissens in den Zirkus Knie gehen? Schon bei der Premiere am Dienstag haben sich das über 1000 Zuschauer gedacht. Sie genießen die Show. Darunter auch ein renommierter Tierschützer aus der Region. Draußen demonstriert Jaqueline Dießner mit der Tierschutzallianz.

Marek Jama lässt es richtig krachen: Erst stimmt Sängerin Katie Azzario-Lacey den Song "Africa" an, die sexy Dancers schreiten in die Manege – mit folkloristischen Afrika-Kostümen und grünen Speeren in der Hand.Kerzengerade Haltung, Speer auf den Manegenrand – und schon hüpfen Lamas und Kängurus über die Stange. Die Kinder staunen mit großen Augen.

Ein Greuel für die Demonstranten der Tierschutzallianz auf der anderen Straßenseite. Auch mit in der Manege: Ein renommierter Tierschützer aus dem Landkreis Freudenstadt. Er genießt die Show der afrikanischen Vielfalt, wo neben Känguru und Lama auch Dromedare, Zebras und Rinder mit Riesen-Hörnern durch die Manege geführt werden.

"Haltung wird Tieren nicht gerecht"

Dieser Tierschützer will anonym bleiben – denn draußen demonstriert die Tierschutzallianz mit Thomas Mosmann und Gian-Marco Maissan. Mit dabei: Jaqueline Dießner vom Tierschutzverein Horb. Sie sagt: "Wildtiere kann man meines Erachtens nach nicht artgerecht im Zirkus halten. Sie bleiben Wildtiere, haben ihre Instinkte und gehen dem nach. Das sehen wir bei den Füchsen, die wir aufziehen. In der Pubertät müssen manche raus, weil sie aggressiv werden. Die Haltung im Zirkus wird den Tieren nie gerecht. Ich stehe hier für ein bundesweites Wildtierverbot!"

Deshalb steht sie hinter dem Transparent – gegenüber der Kasse. Thomas Mosmann: "Wir haben von der Stadt eine Genehmigung, dort drüben zu stehen. Doch die Zirkus-Mitarbeiter haben uns etwas aggressiv vertrieben. Ein paar Besucher haben uns angesprochen. Ein paar sagen: "Eigentlich habt ihr ja recht, aber mein Kind will Tiger sehen."

Drinnen sitzt Zirkusdirektor Sascha Melnjak mit dem Tierschützer. Er sagt: "Wir haben von der Stadt den Platz bis zur Straße. Die Tierschützer haben sich nicht an die Regel gehalten." Der Direktor wird vom Tierschützer in der Manege unterstützt: "Wenn ich als Kind nicht in den Zirkus gegangen wäre, hätte ich nie meine Begeisterung für die Tiere entdeckt. Die Bedingungen für die Tiere im Zirkus und das Training haben sich enorm verbessert." Zirkusdirektor Melnjak: "Es gibt kein Unternehmen wie der Zirkus, der so oft von Veterinären auf Tierschutz überwacht wird. Wir allein in diesem Jahr bisher 47 Mal."

1000 Zuschauer bei Premiere

Der Tierschützer im Zelt: "Ich denke, der Zirkus bietet vielen Wildtieren die Chance, überhaupt zu überleben. Man sieht den Tieren an, dass es ihnen gut geht." Er möchte sogar hinter die Kulissen schauen, um Tipps von den Experten zu bekommen. Wie beispielsweise von Marek Jama.

Und was ist mit den Instinkten der Tiere, der draußen diskutierten Gefährlichkeit? Der Tierschützer im Zelt: "Die Gefährlichkeit der Tiere ist normal. Das hängt vom Menschen ab, wie er damit umgeht."

Dann genießt er die Show. So wie die über 1000 Zuschauer bei der Premiere. Fakt ist: Dieser Tierschützer ist sehr aktiv und kümmert sich um vorbildlich und mit viel Geduld und Fachkenntnis um Tiere. Wird dabei vom Tierschutzverein unterstützt.

Ob er den Kollegen draußen erzählt, wie er wirklich über den Zirkus denkt? Er sagt nur: "Schreiben Sie bloß nicht meinen Namen." Und wie ist die Show? Keine Sekunde Langeweile. Ein schnell getakteter Mix aus Musik, heißen Tänzerinnen und Sängerinnen, Clown Gino, Tieren, Akrobatik. Und wenn die Lichter zur Umbaupause erlöschen, ist das eine wohlempfundene Pause.

Es stockt der Atem, wenn Alex vom Duo Romance erst ganz oben an der Stange senkrecht hängt, während unten seine Adelina wartet. Dann lässt er sich nach unten rutschen – und stoppt so, dass er seiner Auserwählten im Carmen-Look den Liebes-Kuss geben kann. Und: Ohrenbetäubendes Knattern und Benzingestank, wenn die Diorios mit vier Moto-Cross Maschinen durch die 4,40 Meter kleine Stahlkugel kopfüber und kreuz und quer fahren.