Verängstigt und frierend wartet diese Katze auf ihr Fressen – ohne menschliche Hilfe schafft sie diesen Winter nicht Foto: Morlok

Bei 70 Anrufen ging es um Stubentiger. Seit 34 Jahren gibt es Tierschutzverein Horb.

Horb - Mit einer beachtlichen Bilanz durfte Beatrice Buchmann, die Vorsitzende des Horber Tierschutzvereins, das zurückliegende Jahr abschließen. Es war keine Bilanz, die sich am monetären Bereich – der bei dieser Art von Verein natürlich auch eine große Rolle spielt – orientierte, sondern mehr am Tierwohl ausgerichtet war.

Die Gesamtheit der Bilanz war insofern besonders beeindruckend, da sie in absolut ehrenamtlichem Engagement entstand und nur durch den selbstlosen Einsatz der Horber Vereinsmitglieder zustande kam. "Taten statt Worte", so lautet das Motto des Tierschutzvereins, und genauso handeln auch die Mitglieder.

So flog beispielsweise die Schriftführerin des Vereins auf eigene Kosten zu einer Versammlung nach Berlin, zwei Mitglieder demonstrierten in Stuttgart unter dem Motto "Lieber nackt als mit Pelz", und zwei weitere Mitglieder waren für eine Woche an der Akademie des deutschen Tierschutzverbandes zur Fortbildung. Dies sind nur drei der vielen Aktivitäten, die von den Horber Tierschützern in ihrer Freizeit unternommen wurden.

Das zurückliegende Berichtsjahr war wieder ein Jahr, in dem die Horber Tierschützer oft auch zum Tierwohl an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gingen.

Allein das Tierschutztelefon klingelte 130 Mal. Bei 70 dieser Anrufe ging es um Fragen rund um die Katze. Darunter Meldungen über vermisste und zugelaufene Tiere, Hinweise auf verletzte Tiere oder Missstände bei der Haltung, aber auch Anfragen nach Kastrationszuschüssen oder Katzenvermittlung. "Die Katzen sind unsere Sorgenkinder", stöhnte die Vorsitzende.

"58 frei lebende Katzen konnte man 2017 einsammeln und kastrieren lassen", so eine kleine Erfolgsmeldung von der Katzen-Front. Auch freute sich Bea Buchmann über die zahlreichen Spenden sowie die Futterspenden aus den aufgestellten Spendenboxen. Damit werden die fünf Futterstellen versorgt, an denen sich die herrenlosen Streuner wenigstens mit etwas Futter versorgen können.

Auch um Kleintiere und wild lebende Tiere muss sich der Verein immer wieder kümmern

Neben Freiwilligen, meist Anwohner, müssen diese Futterstellen von den Aktiven des Tierschutzvereins betreut werden. Dies ohne Kilometergeld, Freizeitausgleich und dergleichen. Sie werden nur mit einem dankbaren Blick aus Tieraugen bezahlt.

24 Anrufe betrafen Hunde. Meist wurden Missstände gemeldet, bei denen auch Wiederholungsfälle darunter waren. Aber nicht nur Katzen und Hunde sorgten für vermehrtes Arbeitsaufkommen, sondern auch Vögel, Meerschweinchen, Kaninchen, ein verletzter Fuchs, Marder, Pferde, Schildkröten, Fledermäuse und Tauben, Schwäne und Blesshühner, die man in einer besonderen Aktion aus dem Neckar retten konnte, waren dabei.

Aus heiterem Himmel heraus wurde der Verein auch vorübergehend Besitzer von 13 Kaninchen und acht Meerschweinchen. In einem Fall hat der Vorbesitzer bei einem Umzug gleich acht Kaninchen und zwei Meerschweinchen zurückgelassen.

Natürlich waren auch wieder jede Menge Meldungen über Igel-Schicksale dabei. Konni Zeitz, die sich in ihrem Bondorfer Igelkrankenhaus viele Jahre um kranke und hilflose Tiere kümmerte, hat ja ihre Auffangstation geschlossen, und inzwischen kümmert sich Barbara Münchau von "Kameldoc & Co" in Hochdorf um die kranken Igel der Gegend rund um Horb. Konni Zeitz hat dafür im Laufe dieser Jahreshauptversammlung den Telefondienst der Altheimerin Rosel Dettling übernommen, die über ein Jahrzehnt lang das Tierschutz-Telefon betreute und nun jüngere Tierfreundinnen an den Apparat und an den Anrufbeantworter lassen möchte.

Beatrice Buchmann ging in ihrem Rückblick auch auf die Wildtierpflegestelle des Vereins ein, die von Christa und Bernhard Ulrich betreut wird. Dort sagen sich nicht nur Fuchs und Hase gute Nacht, sondern auch viel Wild- und Greifvögel werden aufgepäppelt. Auch 2017 gelang es zum großen Teil, die Tiere wieder auszuwildern.

Aber nicht nur dramatische Rettungsaktion oder die Standards der Tierhilfe standen auf dem Programm des Horber Tierschutzvereins, sondern auch interne Treffen, der monatliche "Stammtisch" im "Schiff" oder die Grillparty mit vorausgegangener Wanderung standen auf dem Jahresprogramm der Tierschützer. Dazu kamen öffentlichkeitswirksame Auftritte, unter anderem vor dem Horber Kultur- und Sozialausschuss sowie die wichtige Gewinnung von neuen Mitgliedern, da sich der Verein überwiegend aus Mitgliederbeiträgen und Spenden finanziert. Manche Mitglieder lassen sich was ganz Besonders einfallen um an Spenden zu kommen. So marschierte ein Paar von Horb-Ahldorf ins weit entfernte Erding (Bayern). Elf Tage waren sie bei Wind und Wetter unterwegs und sammelten dabei 2819 Euro für "ihren" Tierschutzverein.

Seit 34 Jahren gibt es nun den Tierschutzverein Horb. Insgesamt hat der Verein 125 Mitglieder. Zwei kamen 2017 dazu. Der Slogan der Tierschützer lautet "Taten statt Worte" und beschreibt sehr prägnant, um was es geht. Mit schönen Reden hat man noch nie ein Tier gerettet.

Ein arbeitsreiches und interessantes Jahr ging für die Horber Tierschützer mit dieser Hauptversammlung zu Ende. In der Kasse hatten sie einen kleinen Überschuss. Dies nicht zuletzt, durch die großzügigen Spenden, die der Tierschutzverein in den Futterboxen fand. "Das hat rund 6000 Euro ausgemacht", wusste Kassiererin Sieglinde Müller, die jedoch betonte, dass auch die einzelnen aktiven Vereinsmitglieder durch großzügigen Verzicht auf Spesen, Fahrkosten oder Benzingeld sehr zum guten Betriebsergebnis beitragen. "Ohne sie und ohne die vielen Spenden könnten wir unsere Arbeit nicht machen", so ihr Fazit.

Eigentlich hatte sie ja geplant, das Jahr 2017 mit einem sehr ausgeglichen Haushalt, wie er für gemeinnützige Vereine fiskalpolitisch vorgesehen ist, abzuschließen, doch eine recht großzügige Spende von Toto-Lotto machte diese Planung zunichte. Jetzt darf der Verein mit einem Plus ins neue Vereinsjahr gehen. Darüber hat sich aus der Vorstandsriege, die einstimmig entlastet wurde, niemand beklagt.