Dieser Ausschnitt aus der Kloster Kirchberger Votivtafel der Familie des Horber Bürgermeisters und Handelsmannes Andreas Geßler aus dem Jahr 1688 belegt, dass es zur damaligen Zeit den Frauenklöstern an Nachwuchs nicht mangelte. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Vortrag über Frauenklöster in und um Horb vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert am 16. November

In der Veranstaltungsreihe zum Jubiläumsfest "800 Jahre Dominikanerinnenkloster Horb" lädt der Kultur- und Museumsverein am Freitag, 16. November, um 20 Uhr zu einem Vortrag ins Gasthaus Schiff.

Ho rb. Die Historikerin Ute Ströbele referiert unter dem Titel "Streitbare Frauen, fromme Schwestern" über Frauenklöster in und um Horb vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert.

Betrachtet man im historischen Atlas von Baden-Württemberg die Verteilung der Klöster, so fällt einem sofort die Häufung dieser christlichen Lebensgemeinschaften im Bereich des oberen Neckars auf. Aufgrund der großen Masse von Klöstern in der Gegend um das Horber Neckarknie spricht man auch vom schwäbischen Herrgottswinkel am oberen Neckar. Das kleine ehemals vorderösterreichische Horb kann unter den zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb gelegenen Städten mit die höchste Klosterdichte vorweisen.

So zählte man im Neckarstädtchen neben einem Chorherrenstift drei Frauenklöster und ein Männerkloster, das sich allerdings erst am Beginn der Neuzeit in Horb ansiedelte. Die Entstehung der Horber Frauenklöster liegt im Dunkel des Mittelalters und ist nicht eindeutig belegbar. Tatsache ist lediglich, dass diese Klostergemeinschaften im 13. Jahrhundert aus der mittelalterlichen Frauenfrömmigkeit hervorgegangen sind, in der sich sogenannte Beginen zu einer klosterähnlichen Gemeinschaft zusammengeschlossen haben, um zunächst ohne Ordensgelübde in Armut, Güterteilung und Ehelosigkeit zu leben. Diese Beginen unterstellten sich dann in der Regel den neu aufkommenden Bettelorden der Dominikaner oder Franziskaner.

Von der einstigen Klosterherrlichkeit ist in Horb allerdings nicht mehr viel übrig geblieben. Der Horber Franziskanerinnenkonvent zählte 1780 mit zu den ersten Klöstern, die bereits von der sogenannten Säkularisation vor der Säkularisation infolge der josephinischen Kirchenreform betroffen waren, während das Dominikanerinnenkloster in Horb erst 1806 unter württembergischer Herrschaft der Verweltlichung zum Opfer fiel.

Klosterfrauen wurden mit Pensionen abgefunden oder auf Absterbeklöster verteilt

Kaiser Joseph II., der sogenannte Revolutionär von Gottes Gnaden, verfolgte die Umgestaltung des österreichischen Feudalstaates zu einem modernen, zentralistisch organisierten Staatswesen und verstand sich nicht mehr als "Herrscher von Gottes Gnaden", sondern wie sein großes Vorbild der Preußenkönig Friedrich der Große als "erster Diener des Staates".

Nach dem Tode Maria Theresias strebte der Kaiser durch seine als "Josephinismus" bezeichneten Reformen die Errichtung einer staatlichen Oberhoheit über die Kirche an, um diese wirtschaftlich und institutionell in den österreichischen Staat zu integrieren. Außerdem betrachtete der aufklärerisch-utilitaristisch gesinnte Monarch die auf ein kontemplatives Leben ausgerichteten Klöster als nutzlos für das Gemeinwesen, da sie angeblich keinen sozialen Zweck erfüllten.

Die umfassendste Säkularisation aber fand zu Beginn des 19. Jahrhunderts während des napoleonischen Zeitalters statt, als nahezu alle Klöster, Stifte und geistliche Herrschaften aufgehoben wurden. Nachdem die Säkularisation beschlossene Sache war, setzte die Verwaltungsmaschinerie ein. Sogenannte Kommissionäre begaben sich im Auftrag der Landesherren in die zuvor schriftlich informierten Klöster und schlugen dort öffentlich ein Besitzergreifungspatent an die Tore. Die Klosterfrauen wurden mit Pensionen abgefunden oder auf Absterbeklöster verteilt. Zu den Hauptnutznießern der sogenannten Vermögens-Säkularisation als Sonderform staatlicher Enteignung zählte das neu geschaffene Königreich Württemberg.