Die Dachsanierungsarbeiten schreiten zügig voran. Während das westliche Kirchendach bereits mit neuen roten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist, liegen auf der östlichen Dachhälfte noch die alten Ziegel. Foto: Hopp

Dach soll bis Jahresende neu eingedeckt sein. Straßensperrung beim Amtsgericht bleibt notwendig.

Horb - Die Dachsanierung der Stiftskirche ist gut im Zeitplan, und auch der veranschlagte Kostenrahmen kann eingehalten werden. Beim gestrigen Pressetermin zeigten sich Ralf Schneider, Architekt im bischöflichen Bauamt, Stiftungsdirektor Peter Silberzahn und der bauleitende Architekt vor Ort, Christof Kreidler, mit dem Baufortschritt zufrieden.

Im ersten Bauabschnitt wurde der Westgiebel der Stiftskirche erneuert. Jetzt, im zweiten Bauabschnitt, wird der Dachstuhl ausgebessert und neu eingedeckt. "Die erste Dachhälfte ist geschafft", sagte Christof Kreidler. Aber die neuen roten Biberschwanzziegel sind gewöhnungsbedürftig auf der Kirche, die "aus dem tiefsten Mittelalter stammt", wie Schneider bemerkte.

Der ursprüngliche Plan, die alten Ziegel zu erhalten, war nicht umzusetzen, bedauerte Peter Silberzahn. "Mehr als die Hälfte der alten Dachziegel war so geschädigt, dass wir in Absprache mit dem Denkmalamt das Dach jetzt komplett neu eindecken."

Auf der Kirchenbaustelle wird zeitgleich in mehreren Gewerken gearbeitet, um im Zeitplan zu bleiben. Im unteren Bereich der Kirchenfassade wurde neuer Putz aufgebracht, der vom alten kaum zu unterscheiden ist. Auch das Dachgesims wurde detailgetreu erneuert. Die Form des alten Gesims aus dem 18. Jahrhundert wurde abgenommen und neu in Stuck gezogen. Unter der wie Naturstein anmutenden Oberfläche verbergen sich Drahtgeflecht und Kalkputz. Dies sei, so Schneider, eine durchaus übliche Vorgehensweise und an vielen alten Kirchen anzutreffen.

Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde die gesamte Dachdämmung entfernt, weil sie mehr Schaden angerichtet hat als Nutzen. Kondenswasser hat sich gestaut und dazu beigetragen, dass das Holz, das immerhin schon über 250 Jahre alt ist, faulte. Faulende Dachstühle sind häufige Schäden in alten Kirchen, so die Erfahrung des Architekten. Die Dachsanierung der Horber Stiftskirche ist aktuell die größte in der Diözese. Und die teuerste, weil das Dach so groß ist.

Ein Blick ins talseitige Dach offenbart echte Handwerkskunst. Von ihr sind die Verantwortlichen jedes Mal aufs Neue begeistert. Die Zimmerleute ersetzen die verfaulten Balkenköpfe passgenau mit neuen. "Das ist echte Präzisionsarbeit", bewundert Schneider die Zimmermannsarbeit, zumal die alten Dachbalken in sich verdreht sind. Diese große Erfahrung der Spezialfirma führe dazu, dass es sogar kostengünstiger ist, das Dach zu sanieren, anstatt es komplett neu zu bauen.

Je nach Wetterlage soll das Hauptdach der Stiftskirche noch dieses Jahr fertig werden. Der Antrag für die Finazierung des noch ausstehenden dritten Bauabschnitts, der die Dachsanierung über dem Chor beinhaltet, ist bei der Diözese schon gestellt. Im Herbst wird die Entscheidung darüber fallen. Die Sanierung jetzt vollständig durchzuziehen, wäre wünschenswert und sinnvoll, sagte Peter Silberzahn, denn das Dach habe auch immer Auswirkungen auf des Kircheninnere. Das ist die Erfahrung der Verantwortlichen. Sie haben die schweren Schäden am Kirchendach über Risse in der Stuckdecke im Kircheninneren festgestellt.

Die Straßensperrung auf Höhe des Amtsgerichts bleibt zunächst bis Ende August bestehen. Das dort errichtete, 2,5 Meter hohe und 50 Quadratmeter große Podest ist notwendig, um den Baukran, der die Dachziegel aufs Kirchendach hievt, auf die notwendige Arbeitshöhe zu bringen. Darüber hat der Schwarzwälder Bote bereits berichtet.