Kulinarik: Sommerwein-Verkostung mit über 70 Sorten stößt auf große Resonanz / Leichte Weine aus der Region liegen im Trend

Er wurde schon von Nancy Sinatra und Lee Hazlewood besungen und nun in Horb von Martin Dörr und den eingeladenen Erzeugern ausgeschenkt: der "Summer Wine".

Horb. Leichte spritzige Weine, wie gemacht, um sie an einem Sommerabend zu genießen, verbergen sich hinter diesem Sammelbegriff. Doch Weinkauf ist nicht nur Vertrauenssache, sondern auch eine Geschmacksfrage. Und wie kann man am besten herausfinden, wie einem ein Wein schmeckt? Natürlich durch probieren. Nur ist es nicht ganz einfach, das große Angebot, das auf dem Markt angeboten wird, zu überschauen und sich seinen ganz speziellen Lieblings-Wein herauszufiltern. Die Geschmäcker sind auch hier sehr unterschiedlich und gehen von "lieblich" bis "trocken", wie Geschmacksnuancen in der Sprache der Weinkenner genannt werden. Auf gut Schwäbisch handelt es sich bei "lieblich" um eher süße, beim Begriff "trocken" um eher säuerliche Weine.

Gut, wenn dann Experten wie Martin Dörr und sein Team vom gleichnamigen Horber Weinhandelshaus den Markt schon einmal vorgekostet und sortiert haben und dadurch den Kunden eine gute Entscheidungshilfe an die Hand beziehungsweise ins Glas geben.

Über 70 der edlen Tropfen hat er für seine Sommerwein-Probe ausgesucht, und sieben Erzeuger kredenzten sie am Donnerstagabend im Probierglas. Weine aus Affalterbach und der Durbacher Winzer, der Winzer vom Weinsberger Tal, von Weingut Schloss Ortenberg und Weingut Kiefer sowie vom Collegium Wirtemberg Rotenberg & Uhlbach, der größten Weingärtner-Genossenschaft von Stuttgart, waren ebenso im Ausschank wie die der Kellerei aus Bozen.

Dieser "Südtiroler" war der einzige "Ausländer" im Sortiment, und Dörr unterstreicht mit dieser Auswahl den Trend zu heimischen Produkten. Favorisierte man noch vor wenigen Jahren Lagen aus Kalifornien und Südafrika, so greift man heute gerne wieder zu leichten Weinen aus der Region. "Zumindest bei uns", betont Martin Dörr im persönlichen Gespräch.

Dass er mit dieser Weinverkostung die Horber Bevölkerung anspricht, das zeigte allein der Blick auf den Hof vor der Weinhandlung. Knapp eine Stunde nach Veranstaltungsbeginn um 17 Uhr war der Hof voll und die Sitz- und Stehplätze knapp.

In einer Damenrunde wurde anfangs ein Muskat-Trollinger Rosé-Sekt getrunken, den die Ladys vom letzten Jahr noch kannten. Doch eine junge Frau aus der Runde merkte kritisch an: "Mir schmeckt der überhaupt nicht, ich bevorzuge eher einen fruchtigen Weißwein." Und da waren sie wieder, die unterschiedlichen Geschmäcker. So auch beim Ehepaar Kramer. Während seine Frau auf den Rosé-Sekt stand, wollte ihr Ehemann Alexander Kramer lieber einen Weißherbst aus dem Weinsberger Tal im Glas haben. Der Bildechinger Hans Oberländer ging die Sache mit der Weinverkostung dann eher pragmatisch an. "Ich hab‘ einen Grauburgunder aus Durbach im Glas – denn kenn ich vom Stammtisch im Steiglehof." Das Ehepaar Schmollinger aus Eutingen nutzte das fast schon südländische Flair dieses Abends, um sich bei Käsehäppchen und Oliven durch das Südtiroler Angebot zu probieren, um so schon mal die Vorfreude auf ihren Urlaub auf sich wirken zu lassen. Die von allen Ämtern und Bürden befreite Edith Barth aus Nordstetten wollte es an diesem Abend mal so "richtig krachen lassen", wie sie scherzend im Vorbeilaufen erklärte, und ein älterer Herr brachte den wahren Grund einer solchen Weinverkostung auf den Punkt. "Wenn du alle sieben Stände durch hast, dann weißt du nicht mehr, wie der Wein vom ersten Winzer geschmeckt hat, und du muss halt nochmals von vorne anfangen." Logisch.

Von Heidrun Thomma und ihrem Team gab es eine habhafte Unterlage zum Wein, und Beatrix und Martin Dörr durften sich über eine mehr als gelungene Veranstaltung freuen.