Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Theaterwelten "Chamäleon" führen Schneewittchen auf

Die Geschichte um Schneewittchen wurde von den Theaterwelten "Chamäleon" auf das Essenzielle reduziert und am Sonntagnachmittag im Dettinger "Adler" uraufgeführt.

Horb-Dettingen. Wer kennt es nicht, das Märchen vom Schneewittchen, das hinter den sieben Bergen in einer Wohngemeinschaft mit sieben Zwergen eigentlich ein ganz nettes Leben führt.

Dorthin war Schneewittchen vor ihrer bösen Stiefmutter geflüchtet. Die Stiefmutter, eine an sich recht ansehnliche Mitvierzigerin, war auf die Schönheit der Tochter aus erster Ehe ihres Herrn Gemahls eifersüchtig und wollte gerne, dass die Konkurrentin von der Bildfläche verschwindet. Grund dafür war auch ein etwas dämlicher Spiegel, der einfach nicht lügen konnte. Immer wenn die Königin fragte: "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?" sagte das Spieglein: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist noch tausendmal schöner als Ihr."

Also bestach die eifersüchtige Dame den Jäger, er möge doch mit dem Fräulein Stieftochter einen kleinen Waldspaziergang machen und sie dabei mit dem Messer erstechen. Das klappte aber nicht ganz und so konnte sich das Mädchen, das so weiß wie Schnee und so rot wie Blut war und Haare so schwarz wie Ebenholz hatte, eben hinter die sieben Berge zu den sieben Zwergen retten – in diesem Stück war es ein bayerisch sprechender Ein-Mann-Kombi-Zwerg, der auch noch fließend Fränkisch und Schwäbisch sprechen konnte.

Der Zwerg ging tagsüber zur Arbeit, Schneewittchen schmiss den Haushalt und kochte für ihren Zwerg. Klar war das manchmal langweilig und den lieben langen Tag nur Betten machen und Koloraturen vor sich hin summen, das war auch nicht das Gelbe vom Ei. Deshalb war die junge Dame für alles, was irgendwie nach Abwechslung aussah, zu haben.

Vergifteter Apfel als 1a-Bio-Ware verkauft

Besonders als eine Händlerin – natürlich die böse Stiefmutter – vorbeischaute und wunderschöne Seidentücher für einen Spottpreis anbot, war sie ganz hin und weg. Doch die vermeintliche Händlerin wickelte ihr die Tücher zu eng um den Körper und die Luft war raus. Schneewittchen fiel in Ohnmacht und nur die Geistesgegenwart des Zwergs konnte die holde Maid retten. Bei ihrer nächsten Attacke gegen Leib und Leben ging die Königin mit erheblich mehr krimineller Energie vor. Sie vergiftete einen Apfel und jubelte ihn dem armen Mädchen als 1a-Bio-Ware unter. Ein ordentlicher Bissen und weg war Schneewittchen.

In jedem ordentlichen Märchen kommt jetzt eigentlich ein Prinz vorbei, der das Fräulein Königstochter rettet. In dem Stück, das von Freundschaft, Familie und Heimatgefühl erzählt, verzichteten die Theaterwelten "Chamäleon" auf solch zusätzlichen Aufwand. In der Inszenierung war es eine einfache List, die die Königin in eine Falle lockte und zum Happy End, der Versöhnung zwischen Tochter und Steifmutter, führte.

Elisabeth Kaiser, in Horb durch ihre Vermählung mit einem Kaktus bekannt, sang und spielte das Schneewittchen, Dorothee Jakubowski führte Regie und schlüpfte in die Rollen der Königin, Swen Richter war als Jäger und Zwerg aktiv und Andreas Schnell hatte die undankbare Rolle des Spiegels, aber auch die des Erzählers.

Die Nachfrage nach dieser Aufführung hielt sich, wahrscheinlich wegen des schönen Wetters am Sonntagnachmittag, in Grenzen, doch sehens- und hörenswert war es allemal.