Für die 17-jährige Nina Kreidler ist es ganz selbstverständlich, dass sie sich typisieren lässt. Foto: Morlok

Aktion im Martin-Gerbert-Gymnasium und der Berufsschule vom Lions-Club Horb-Sulz unterstützt.

Horb - Bei der Typisierungsaktion, die vom Lions-Club Horb-Sulz unterstützt wurde, entschlossen sich viele, zum "Helden" zu werden. Am Freitag findet die Aktion für Schüler der Berufsschule statt.

"Mund auf, Stäbchen rein, Retter sein." Mit diesen drei prägnanten Schlagworten wirbt die DKMS, die Deutsche Knochenmarkspende, mit Sitz in Tübingen, um Menschen, die sich für eine eventuell lebensrettende Stammzellenspende typisieren lassen. Die DKMS vermittelt Stammzellspenden an Patienten, die an Blutkrebs erkrankt sind. Als Spender kommen gesunde Personen im Alter zwischen 18 bis 55 Jahre in Frage; jedoch kann man sich bereits ab 17 Jahren in die weltweite Spenderdatenbank eintragen lassen.

Und genau das machte die 17-jährige Nina Kreidler aus Talheim am Donnerstag im Rahmen einer groß angelegten Typisierungsaktion im Martin-Gerbert-Gymnasium. Neben ihren persönlichen Daten waren lediglich drei Abstriche in der Mundhöhle notwendig, um im ersten Schritt seine Bereitschaft zu signalisieren, Leben zu retten. Einmal eine Minute mit dem Stäbchen in der linken Wange, mit dem anderen Stäbchen genausolang auf der rechten Seite und mit dem dritten Stäbchen die DNA im ganzen Mund gesammelt und die Geschichte war erledigt.

Dieses Trägermaterial geht nun in ein Labor, in der die DNA der jungen Talheimerin analysiert und anschließend in der Spender-Datenbank erfasst wird. Normalerweise kostet dieser Vorgang um die 35 Euro. Doch bei dieser großen Aktion, die heute im Berufsschulzentrum seine Fortsetzung findet, wurde dieser Betrag für alle vom Lions-Club Horb-Sulz übernommen. Eine Spende von Pius Brändle, dem Seniorchef des Empfinger Öl-Herstellers, machte dies möglich. Darauf wiesen Schatzmeister Markus Steinhart und Georg Neumann, Schulleiter vom MGG und Mitglied im Lions-Club in Personalunion, besonders hin.

"Das ist vor allem deshalb so toll, weil die jungen Leute das Geld eigentlich nicht haben, wir aber Spender ab dieser Altersschicht dringend brauchen", hob Steinhart nochmals deutlich hervor. Insgesamt rechnet das Organisationsteam mit – hoffentlich – mehr als 300 neuen Registrierungen an diesen beiden Tagen.

Wie wichtig eine solche Spende für einen Menschen irgendwo auf der Welt sein kann, das belegten die Geschichten von Karin Schüssler aus Talheim und Benjamin Brendle, die mit ihrem Engagement das Leben fremder Menschen retteten. Bei Brendle war es ein Mann aus Estland, der Dank der Spende aus Baden-Württemberg überlebte. Bei Karin Schüssler war es ein vier Wochen altes Kind, das mit Blutkrebs zur Welt kam und eigentlich keine Überlebenschance hatte. Dank ihres genetischen Zwillings aus dem Steinachtal geht es dem Kind heute gut. "Ich habe ihn nach langem hin und her im vergangenen Jahr in New York besucht und freue mich, dass ich ihm mit meiner Spende heute ein gutes, gesundes Leben schenken konnte." Spender und Empfänger bleiben für mindestens zwei Jahre anonym und erst dann, wenn beide Seiten es wollen, können sie in gegenseitigen Kontakt treten.

Beide berichteten, dass die Vorbereitungsphase und der Eingriff selbst, in der Regel ein großer Blutaustausch oder eine Knochenmarkspende, kein wirkliches Problem war. "Was sind ein paar Tage leichte Übelkeit und maximal eine Woche leichte Schmerzen nach dem operativen Eingriff gegen ein Menschleben?", war ihre rhetorische Frage, auf die sie keine Antwort erwarteten. Sie nahmen ihren Zuhörern mit ihren Berichten auch die Angst vor irgendwelchen Schauergeschichten, die oft kursieren.

Adriana Kantorova, die gerade ein freiwilliges soziales Jahr bei der DKMS macht, erklärte das Prozedere der Stammzellenspende in einem reich bebilderten Vortrag Schritt für Schritt und räumte dabei auch mit vielen Vorurteilen auf. "Heute ist es ganz leicht, ein Held zu sein. Im Märchen musste sich der tapfere Ritter bis zum Sieg durchkämpfen – heute reichen drei Teststäbchen, um zum Helden zu werden."

Es ist eine tolle Aktion und der lockere Satz "Dein Typ ist gefragt" bekommt hier eine ganz andere Bedeutung. Alle 15 Minuten erkrankt irgendwo auf der Welt ein Mensch an Blutkrebs. Ohne die Typisierung wäre die Suche nach einem genetischen Zwilling nahezu aussichtslos. Doch wenn sich viele typisieren lassen, dann steigt auch die Hoffnung für viele Blutkrebs-Patienten.

Weitere Informationen: www.dkms.de