Viele Bettler weisen mit Schildern auf ihr Schicksal hin. Doch auch Trickbetrüger scheuen nicht davor zurück. Foto: Bimmer

Ungebetene Besucher klingeln anscheinend in mehreren Gemeinden an Türen von Privathaushalten.

Horb - War der Trickbetrüger, der am Samstag in Mühlen eine 79-Jährige beklaute, gestern in Nordstetten unterwegs? Ein Mann, auf den die Beschreibung zutraf, und der auch eine so genannte "Bettelkarte" hatte, wurde gestern in Nordstetten gesehen und nach einem Hinweis aus der Bevölkerung auf dem Weg nach Horb von der Polizei kontrolliert. Laut Polizei ergab sich kein Verdacht auf eine Straftat.

Mehrere aufmerksame Bürger hatten gestern Nachmittag aufgrund der Berichterstattung die Polizei darüber informiert, dass ein dunkelhaariger, junger Mann mit ausländischem Akzent in Nordstetten auf Betteltour sei – wie im Mühlener Fall mit einem kleinen Zettel ("Bettelkarte") in der Hand, der auf das angebliche Schicksal seiner Familie hinwies. Die 79-Jährige hatte einen jungen Mann am Samstag in ihr Haus gelassen und ihm sogar ein Wurstbrot gemacht. Als der Mann wieder ging, stellte sie fest, dass ihre Geldbörse verschwunden war.

Im Nordstetter Fall machte sich die Polizei gestern aufgrund der Hinweise auf Verfolgungstour. Ein Nordstetter Bürger hatte den Verdacht, dass sich der Mann, der in Begleitung einer jungen Frau war, auf den Weg zur Horber Steige in die Kernstadt machen könnte. Er schaute nach, und tatsächlich sah er die beiden den Berg hinunterlaufen. Er informierte daraufhin noch einmal die Polizei.

Am Ende der Horber Steige entdeckte die Streife die beiden Verdächtigen. Sie wollten gerade Richtung Isenburg laufen. Dort wurden sie dann von der Polizei kontrolliert.

Wie der Schwarzwälder Bote auf Anfrage beim Polizeirevier Horb erfuhr, sind derzeit zahlreiche Bettlergruppen in Horb und Umgebung unterwegs. Mehrere Gruppen wurden kontrolliert, doch Verbindungen zu Straftaten wurden nicht festgestellt, so die Polizei.

Bettlergruppen tauchen laut Beobachtung der Polizei nicht nur in Horb bereits seit einigen Jahren immer wieder auf. "Sie übernachten in Zelten oder in Billigunterkünften und schwärmen dann zum Betteln aus", so ein Polizist in Horb. "Das ist allerdings nicht strafbar." Offenbar sind sowohl tatsächliche Bettler als auch Trickbetrüger unterwegs, die sich als Bettler ausgeben.

Einige Horber, die ebenfalls ungebetenen Besuch bekommen haben, meldeten sich gestern auf unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Horb" zu Wort. Demnach wurden Bettler – oder Trickdiebe, die sich als Bettler ausgeben – in Horb, aber auch in Nachbargemeinden gesehen. Auch in Rottenburg-Oberndorf seien die Verdächtigen zugange.

Ein Unbekannter, der ähnlich vorging wie beim Mühlener Fall am Wochenende, fiel einer Anwohnerin in Rohrdorf auf. Auf Facebook berichtet sie: "In Rohrdorf war so einer am Sonntag, habe ihn wieder weggeschickt als er mir die Postkarte zeigte, worauf dieses mit den zwei Kindern geschrieben stand."

Ralf F. Bolanz weist in Sachen Trickdiebe auf einen traurigen Umstand hin: "Wegen solchen Leuten bekommen die wirklich Hilfsbedürftigen keine Hilfe mehr."