Die Eingrenzung der Wildschwein-Population ist eines der Argumente für die Drückjagd in der Region. Foto: dpa

Staatsanwalt gibt Okay zur Drückjagd. Förster Daiker: "Ohne Jagd geht unser natürlicher Wald kaputt".

Horb - Die Strafanzeige der Tierschutz-Organisation Peta hätte den Horber Jägern fast die Drückjagd versaut. Doch die Staatssanwaltschaft Rottweil hat das Verfahren gegen Margarethe und Rudolf Rebholz eingestellt.

Umso erleichterter saßen gestern Horbs wahrscheinlich prominenteste Jäger und Veranstalter der Drückjagd am 6. Dezember 2014 im Rathaus. Peta hatte Strafanzeige gestellt, weil ihrer Meinung nach "Treib- und Drückjagden besonders erbarmungslose Jagdpraktiken sind, die mit enormem Leid für die Wildtiere verbunden sind. Für eine derartige Massentötung, bei der die Tiere über einen längeren Zeitraum erheblichem Stress oder Schmerzen ausgesetzt sind, erschließt sich kein vernünftiger Grund."

Kein Tier wurde verletzt und musste gesucht werden

Margarethe Rebholz betonte, dass allein die Statistik der letzten Drückjagd zeige, dass den Tieren kein unnötiges Leid zugefügt wurde. Rebholz: "Bei 29 geschossenen Rehen gab es nicht eine einzige Nachsuche. Das heißt: Kein Tier wurde verletzt und musste gesucht werden." Weiter erklärte sie, dass bei der "Bewegt-Jagd", wie sie Bürgermeister Jan Zeitler bezeichnete, lediglich Stöberhunde eingesetzt werden: "Die gehen bellend durch den Wald, um das Wild in Bewegung zu setzen. Das sind keine Hetzer." Ihr Mann Rudolf ergänzte: "Das wäre auch kontraproduktiv. Am besten ist ein Reh zu schießen, wenn es still steht."

Bürgermeister Jan Zeitler ist jedenfalls froh, dass die Strafanzeige von Peta gescheitert ist. Denn: Ohne die Jagd würde nicht nur der Kommunalwald wirtschaftlich gefährdet. Revierförster Peter Daiker schätzt, dass der Rehverbiss jährlich gut 66 000 Euro Schaden anrichtet. Auch die naturgerechte Verjüngung des Waldes sei ohne die Jagd in Gefahr.

Warum, das erklärt Revierförster Daiker. Er sagt: "Der ursprüngliche Waldbesatz in der Gegend von Horb besteht aus Buche, Tanne und Eiche. Rehen schmeckt die Tanne am besten. Und zeigt einen Tannen-Zweig. Eine Seite hat einen gerade gewachsenen Ast, der Haupttrieb besteht aus mehreren Zweigen, die krüppelig aussehen. Daiker: "Wenn diese Weißtanne so weiter wächst, dann ist sie durch den Rehverbiss schwach, weil sich kein starker Stamm ausbilden kann." Die Gefahr besteht, dass der Baum dann von der hier artfremden Fichte überholt und sozusagen kaputt gemacht wird. Daiker: "Dabei ist eine gesunde Tanne wichtig für den Wald, weil sie sehr sturmbeständig ist und keine aggressiven Borkenkäfer anzieht. Dabei sind noch gar nicht die sonstigen Schäden des Rehverbisses berücksichtigt. Sie fressen auch Efeu und andere Pflanzen am Boden, die für den Forst zwar nicht interessant sind, aber anderen Lebewesen im Wald als Nahrungsgrundlage dienen."

Öko-Problem Nummer 2, so Gerhard Fassnacht, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes und selbst aktiver Jäger: "Die Grün-Rote Landesregierung hat im ersten Jahr ihrer Amtszeit verboten, dass Grünland umgepflügt und wieder Ackerland wird. Unter anderem deshalb, weil dabei CO2 freigesetzt wird. Die Wildschweine machen aber genau das."

Und weil die wilden Sauen sich sprichwörtlich vermehren wie die Karnickel (ein Wildschwein zeugt bis zu drei Nachkommen pro Jahr), müssen die Jäger ihnen an den Kragen gehen. Indiz für die wachsende Wildschwein-Population, so Inge Weber, Sachbearbeiterin für das Jagdwesen im Rathaus: "Die Schäden durch Wildschweine auf den Feldern sind enorm gestiegen. Lagen sie zwischen 2009 und 2011 noch bei 4100 Euro im Jahr, lagen sie im Jahr 2012 bei 19 500 Euro. Im Jagdjahr 2013 lagen die Schäden bei 11 000 Euro, in diesem Jagdjahr (endet Ende März, d. Red.) schätzen wir den Schaden auf 15 000 Euro."

Doch die Dunkelziffer dürfte noch höher sein. Fassnacht: "Die Landwirte sind bemüht, nicht jeden Schaden zu melden, weil die Jäger ihn bezahlen müssen."

Deshalb sei die Drückjagd so wichtig. Rudolf Rebholz: "Das ist die effektivste Art, den Bestand an Rehen als auch Wildschweinen zu regulieren." Weber hat dazu eine Statistik mitgebracht. Um ein Wildschwein zu erlegen, muss ein Jäger 60 Stunden an 21 Tagen auf dem Feld-Ansitz warten. Bei der Bewegt-Jagd liegt die statistische Erfolgszahl bei 21 Stunden.

Bei den Drückjagden im Dießener Tal werden durchschnittlich 15 Wildschweine und 40 bis 50 Rehe geschossen. Trotzdem nimmt die Zahl der Wildschweine zu.

Warum? Rudolf Rebholz: "Die Wildschweine sind sehr schlau. Sie können innerhalb eines Tages ihr Revier um 10 bis 20 Kilometer wechseln." Dazu müsse man die Wildschweine nach einer Bewegt-Jagd zwischen sechs und acht Wochen in Ruhe lassen.

Deshalb versuchen die Jäger, das Schwarzwild nicht nur mit der groß angelegten Drückjagd zu umzingeln, sondern auch bei kleinen "Umzingelungen." Rebholz: "Das geht aber nur, wenn ordentlich Schnee liegt. Dann sieht man die Spuren der Wildschweine."

Und um die Schäden, die die Jagdgenossenschaft bezahlen muss, zu verringern, versucht das Rathaus, neue Netze zwischen den Jägern zu knüpfen. Weber: "Wir versuchen, neue Kontakte revierübergreifend zu knüpfen. Man muss sich was Neues einfallen lassen. Das Wild tut es auch."