Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

"Plastics Inno-Centre" ist eröffnet / Geballte Wirtschaftskompetenz des Nordschwarzwalds in Sachen Kunststoff

Was für ein gigantischer Start für das neue "Plastics Inno-Centre" in der Kaserne. Über 100 Firmenchefs, Forscher und Mitarbeiter kamen, um den neuen Innovationspunkt zu feiern. Und um miteinander zu sprechen.

Horb. So startete auch Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz die offizielle Eröffnung mit den Worten: "Entschuldige Sie, wenn ich Sie jetzt beim Netzwerken stören musste. Wir feiern mit der Einweihung der Räumlichkeiten heute den ersten Schritt."

In der Tat: Mit Udo Eckloff und Janet Rosenberger, die sich je eine halbe Stelle teilen, gibt es hier in der Kaserne in Horb jetzt einen neuen Treffpunkt für die mittlerweile 87 Mitglieder des Kunststoff-Netzwerkes "Innonet". Platz für Workshops, den Aus tausch von Wissen und die Entwicklung von neuen Produkten oder Produktionen.

Projektleiter Udo Eckloff: "Ich habe schon mit dem Technologie-Screening angefangen. Daraus sind schon drei interessante Projekte entstanden, die mit unseren Firmen demnächst angegangen werden."

Eckloff forscht nach neuen Techniken, Produktionsmethoden und wissenschaftlichen Forschungen.  Bei den drei Projekten geht’s um "Mineralkunststoffe aus Nano-Calciumcarbonat" oder "Neuer Werkstoff/Material/Beschichtung zur Fertigung von elektrisch nichtleitenden Unterlegscheiben". Hört sich furchtbar technisch an, hilft aber den Unternehmen. 

Eberhard Lutz von Arburg: "Wir fertigen viel für die Automobilindustrie. Da ist die Hauptanforderung, dass die Baugruppen immer leichter werden. Dazu kann der Wissensaustausch und die Verbesserung der Zusammenarbeit einiges beitragen."

Das Gute am "Plastics Inno-Centre": Hier bietet sich ein Raum auf neutralem Boden. Die Teilnehmer können ganz offen miteinander reden und selbst entscheiden, welches Wissen sie gegenüber den anderen preisgeben. Ohne Gefahr, dass die Workshop-Teilnehmer mal durch Zufall an den neuesten Firmengeheimnissen vorbeigehen.

Trotzdem wird intensiv zusammengearbeitet – auch bei anderen. Einer der ersten Workshops wird bei fischer stattfinden, so Projektleiter Eckloff: "Dabei geht es um das Thema Recycling. Es gibt ein Verfahren, um aus den Anspritzresten wieder neues Gussmaterial herzustellen. Das wird bei der Firma fischer sein, Anwender wie die Firma Aesculap (unter anderem Kunststoffverpackungen für medizinische Produkte) sind dabei."

Warum das Sinn macht, erklärt Gerd Meier zu Klöcker von der Cluster-Agentur Baden-Württemberg: "Nur, wer mit anderen zusammenarbeitet, entwickelt sich besser als der Durchschnitt." Zeigt als Beispiel eine Obstverpackung aus England. Drinnen: Vier Äpfel auf Pappe, bedeckt mit Kunststoff. Drin ist ein Mini-Chip, der auf der Obstverpackung in Farben zeigt, wie reif die Äpfel sind. Super Idee. Aber da müssen Chip-Hersteller, Verpackungshersteller, Folienhersteller und viele andere zusammenarbeiten, damit das auch reibungslos funktioniert. 

Und deshalb hat Udo Eckloff ein Ziel mit dem "Plastic Inno-Centre": "Wir benötigen noch weitere Mitglieder. Anwender wie Aesculap  (also ›Verpackungsnutzer‹ Anmerkung der Redaktion). Auch im Bereich Recycling besteht noch Bedarf."

Kein Wunder, dass Landrat Klaus Michael Rückert das neue Innovationscenter lobt: "Ich bin sicher, dass hier von Horb aus Innovationen und Entwicklungen ausgehen werden. Das hier eine Plattform und Drehscheibe entsteht, auf der man sich fortbewegt. Deshalb sind wir als Landkreis mit dabei, da wir es uns auf die Fahne geschrieben haben, die Rahmenbedingungen für die Unternehmen in der Region zu verbessern, damit sie sich noch weiter entwickeln können."

Auch Horbs Stadtoberhaupt Peter Rosenberger als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung des Technologiezentrums sagt: "Bisher war die Heimat für die innovative Kunststofftechnik eher virtuell. Hier in der Kaserne gibt es jetzt eine Heimat – eine neutrale Fläche, auf der man sich treffen kann. Ich gehe davon aus, dass das Plastics Inno-Centre eine gute Zukunft hat."

Und Joachim Schätzle, bei fischer verantwortlich für Forschung und Technologietransfer, sagt: "Wir haben einen unglaublichen Schatz in der Region, der hier im neuen Inno-Centre gehoben werden kann."

Große Hoffnung für das neue Inno-Centre. Laut Projektleiter Eckloff beträgt der Etat 391 000 Euro, der zur Hälfte vom Land gefördert wird. Ein Steuerkreis mit fünf Mitgliedern ist für die weitere Entwicklung als eine Art "Beirat" zuständig. 

Das Konzept wurde Anfang 2015 in die Wege geleitet, als Horb überraschend keinen Zuschlag für das vom Land geförderte Programm "BioWin" bekam. Hier ging es um vier Millionen Euro Fördergeld. Die Idee damals: Bei BioWin sollten Biokunststoffe erforscht werden. Blochwitz hatte damals angekündigt, ein "passendes Projekt für ein passendes Förderprogramm" zu suchen. Jetzt ist es in der Kaserne eröffnet worden.