Christof Schaible, Kommoden-Leiter (von links), Wolfgang Günther, Leiter der Erlacher Höhe, und Oberbürgermeister Peter Rosenberger im Gespräch zur Umstrukturierung der Erlacher Höhe. Foto: Hopp

Gebrauchtmöbelladen hat jetzt auch Lifestyle-Ecke. OB Rosenberger lobt "exzellente Arbeit".

Horb - Die Kommode ist ganz schön modern geworden: Honigprodukte vom Imker, Rundständer mit Kleidung, Schnäppchenmarkt und gemütliche Kaffee-Ecke zum Zeitunglesen.

Wolfgang Günther, Leiter der Erlacher Höhe: "Wir sind gerade dabei, die Erlacher Höhe umzustrukturieren. Da haben wir auch den Umsatz der Warengruppen in der Kommode in Horb analysiert und optimiert!" Heißt: Vorne ist die Stöber-, Entspannungs- und Schnäppchenecke, hinten sind die großen, günstigen Möbel.

Der Grund, so Günther: "Wir haben einen Jahresetat von 350.000 bis 400.000 Euro. Davon erzielen wir 80 bis 85 Prozent am Markt, der Rest sind Zuschüsse aus der öffentlichen Hand." Und diese Umstrukturierung zeigt auch: "Wir wollen mit den Langzeitarbeitslosen, die wir betreuen, keine Spielwiese aufbauen."

Das achte Jahr der Kommode in Horb: Möbelkaufhaus, aber auch das Kümmern um Gescheiterte, Sozialberatung und Obdachlosenhilfe. Laut Günther gibt es im ersten Quartal in Horb gut 65 Personen, die keinen angemessenen Wohnraum haben und von Obdachlosigkeit bedroht sind.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger: "Davon landen die allerwenigsten Menschen bei uns in den Obdachlosen-Unterkünften – ein Beweis, wie gut die Erlacher Höhe ihre Arbeit macht."

Dennoch hofft er, dass die Erlacher Höhe auch beim "Runden Tisch" zum Wohnraum in Horb mit dabei ist: "Ich denke, es wäre gut, wenn die Erlacher Höhe mit ihrer Erfahrung den Teilnehmern ins Gebetbuch schreibt, wie die Lebensrealität der Menschen in Horb ist, die sich am Rande der Gesellschaft befinden."

Ein Weg, die da rauszuholen, ist die Kommode. Möbel aufarbeiten, Grünpflege, Möbeltransporte und Entsorgungen. Kommoden-Leiter Christof Schaible: "Wir haben aktuell einen Fall eines etablierten Horber Bürgers. Durch Scheidung und Sucht biografisch gebrochen. Der hat bei uns ab April einen Zwei-Jahres-Vertrag bekommen, um wieder Fuß zu fassen."

Einer von derzeit 15 Mitarbeitern, die in der Kommode eine neue Chance durch die "Tagesstruktur" genannte Begleitung der Kommode bekommen. Dazu gehört inzwischen auch ein berufliches Coaching, welches die Kommode anbietet. "Das ist auch das größte Problem für unsere Beschäftigten: Teilweise sind sie richtig böse, wenn der Vertrag dann ausläuft", erklärt Schaible. "Es ist nicht so einfach, zu motivieren. Doch die Chancen sind so schlecht nicht, weil der Arbeitsmarkt in der Region immer noch saugt. Da geht was!", so Günther.

Deshalb freut sich die Erlacher Höhe auch darüber, dass die Fördermaßnahmen für Langzeitarbeitslose inzwischen wieder "im Trend" sind. Günther: "Inzwischen sind wieder 1-Euro-Jobs möglich, gekoppelt mit einem Coaching-Modul. In Berlin spricht man inzwischen wieder von Arbeitsmarktmodellen, um die Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Da sollen neuen Programme kommen."

Und die 15 Mitarbeiter, die in der Kommode derzeit arbeiten, profitieren von der Aufbauarbeit der Erlacher Höhe. Schaible: "Durch die Gartenschau haben wir die Grünpflege aufgebaut – ein Bereich, der kontinuierlich gewachsen ist." Unter anderem auch, so betont OB Rosenberger, weil das Rathaus die Dienstleistung vermehrt abfragt: "Der Bauhof ist zwar personell gewachsen, aber die Aufgaben sind überproportional dazu angestiegen. Da werden dann Dienstleister wie die Erlacher Höhe beauftragt, Teile der Grünpflege zu übernehmen."

Doch nicht nur da ist die Erlacher Höhe aktiv. Leiter Wolfgang Günther: "Wir machen inzwischen auch die Pflege der Grünflächen für Gewerbe und Industrie oder sorgen für die Sauberkeit von Kindergärten."

Auch das ehemalige Möbelkaufhaus Kommode hat sich neu aufgestellt. Schaible: "Nach der Eröffnung der Kleiderkammer für Flüchtlinge steigt bei uns auch die Nachfrage nach Kleidung. Wir sind auf Kurs, die Kommode nachhaltig weiter aufzubauen. Möbelkäufer können bei uns ein Schnäppchen machen – und seit Neuestem können die Spenden auch direkt zu uns gebracht werden!"

Allerdings, so betont Schaible, dass nur Spenden angenommen werden, die sich von der Kommode auch verwerten lassen.

Seit 2009 gibt es die Kommode der Erlacher Höhe auch in Horb. Seit acht Jahren. Günther: "Bei den Langzeitarbeitslosen haben wir immerhin eine Vermittlungsquote von 15 bis 20 Prozent in den ersten Arbeitsmarkt." Und das kann man – angesichts der schwierigen Klientel – oder, wie es Günther sagt: "Menschen mit gebrochener Erwerbsbiografie" – als eine Erfolgsbilanz werten.