Die Gründungsmitglieder des närrischen Freundschaftsringes um Horb nach einer Ringsitzung im Gasthof Adler in Mühringen im Jahr 1969 Archiv-Foto: Ruggaber Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Klaus Ranft, damaliger Zunftmeister des Freundschaftsringes Neckar-Gäu, berichtet von kuriosen Ringtreffen

Auf 50 Jahre kann der närrische Freundschaftsring Neckar-Gäu in diesem Jahr zurückschauen. In dieser Zeit entwickelte sich der Bund zu einem Bewahrer des Brauchtums, doch nicht immer lief bei den Veranstaltungen alles glatt. Ein Zunftmeister erinnert sich.

Horb. Wenn am Wochenende, 27. und 28. Januar, das 28. Ringtreffen des närrischen Freundschaftsringes Neckar-Gäu in Mühringen über die Bühne geht, ist das auch der Startschuss der Festivitäten für das 50-jährige Jubiläum dieses aus mittlerweile 26 Zünften bestehenden Narrenverbandes.

Dass es in diesen 50 Jahren zu mancherlei Ereignissen und Kuriositäten kam, kann man sich denken, und manche dieser Ereignisse sind zumindest bei den älteren Narren noch in guter Erinnerung. Unser Mitarbeiter und damaliger Zunftmeister aus Bierlingen, Klaus Ranft, erinnert sich noch gut an das Jahr 1977, als die Mühringer das achte Ringtreffen des damaligen "närrischen Freundschaftsringes um Horb" veranstalteten. "Damals waren es acht Zünfte, und als neuer Vertreter von Bierlingen musste ich mit jedem Zunftmeister einen Schnaps trinken. Wie ich den Tag überstanden habe, das weiß ich heute auch nicht mehr", scherzt Ranft. Jedenfalls ist dieses Ritual längst abgeschafft. Weiter berichtet Ranft: Immer wieder sorgte aber auch das Wetter für Kapriolen. Beim zweiten Ringtreffen 1970 in Weitingen spülte ein Hochwasser die Festzeltgarnituren weg, die Heizung fiel aus und das Wasser fror ein. Den Bierlingern ging es beim vierten Ringtreffen (1972) nicht viel besser. Beim 50-jährigen Jubiläum der Narrenzunft Horb (1973) waren die Elferräte überwiegend damit beschäftigt, das Zelt von Schneemassen zu befreien, und 1974 beim Ringtreffen in Eutingen saßen während des Brauchtumsabends mehrere Narrenräte auf dem Zeltdach, um dieses immer wieder zu flicken.

Wetterbedingt waren die Anfangsjahre dieses Narrenringes sicherlich eine turbulente Zeit. Waren es früher Regen oder Schnee, die die Narrentreffen beeinträchtigten, waren es etliche Jahre später die Stürme. So mussten 1990 in Hirschau die Zeltpfosten gestützt werden, und 2002 wurde in Bierlingen zu vorgerückter Stunde sogar das Festzelt geräumt. Aber es gab auch genügend Anekdoten zum Schmunzeln.

Anlässlich einer Tagung der ARGE südwestdeutscher Narrenvereinigungen und -verbänden gab es auf der Insel Mainau 1978 einen Empfang bei der gräflichen Familie Bernadotte. Mit dabei waren Ringpräsident Julius Fischer und Ringschreiber Karl Ruoff. Jedenfalls hatten sich die Bernadotte-Kinder lange Zeit auf diesen Tag gefreut, an dem die Narrenoberen allerdings in Zivil erschienen. Diese mussten sich dann die gräfliche Frage gefallen lassen: "Und wo sind nun die Narren?"

Eine lustige Begebenheit gab es 1976, als die Neckar-Gäu-Narren im Rahmen der Sendung "die Musik kommt" zu "Fernsehstars" wurden. Ringpräsident Jule Fischer und der Horber Zunftmeister Peter Mauz saßen in der Garderobe und wurden für ihren Auftritt geschminkt. Neben ihnen stand der von Blähungen geplagte Moderator, dem auf einmal ein "aromatisches Düftchen" entfleuchte. Die Kosmetikerinnen verließen darauf schleunigst und dezent die Garderobe, nur Fischer und Mauz "genossen" diese Luft in vollen Zügen. Sie waren nämlich in ihren "Behandlungsstühlen" so eingepackt, dass eine Flucht unmöglich war.

Ein Ringpräsident kommt natürlich auch ab und zu von der Landesregierung Post. Diese erhob ihn 1980 versehentlich in den "geistlichen Stand". Der Brief an Fischer, der in der Weitinger Dekan-Wagner-Straße wohnt, war nämlich an Herrn Dekan Julius Fischer, Wagnerstraße 10 in Eutingen-Weitingen adressiert. So wurde der damalige Ringpräsident von seinen Zunftmeistern beim Ringtreffen 1980 in Weitingen mit Herr Dekan angesprochen.

Aber noch einer sorgte beim Ringtreffen in Weitingen für einen Lacher: Der Felldorfer Zunftmeister und spätere Ringpräsident, Karl-Heinz Schach, führte im Umzug zusammen mit seinem Schwager, Josef Hertkorn, eine selbst gebastelte Kuh mit – mit der anderen Hand verteilte er aus seinem Korb kräftig Bonbons samt seinem Autoschlüssel.

Ein geschichtsträchtiges Ringtreffen gab es 1982 in Bierlingen. Dieses Ringtreffen fand auf dem neu erstellten Festplatz statt. Dieser war noch nicht endgültig hergerichtet und trotz einem Haufen Rindenmulch ziemlich schmutzig. Jedenfalls weigerten sich die "Flippers", die man für den Freitagabend verpflichtet hatte, beharrlich, in ihren weißen Schuhen und Anzügen den Weg von ihrer Garderobe im Sportheim bis ins Festzelt zu gehen. Da erinnerte man sich in Bierlingen an die Weiber von Weinsberg und so wurden die "Flippers" von Bierlinger Narren huckepack auf die Festzeltbühne getragen.

Auch beim samstäglichen Brauchtumsabend lief nicht alles rund. Da musste aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen das Programm geändert werden. Präsidium und Ansager wurden per Brief davon unterrichtet, da es ja damals außer Fax (was auch nicht jeder hatte) keine andere Möglichkeit gab. Diese Briefe kamen allerdings bei einigen offensichtlich gar nicht oder verspätet an. Jedenfalls hatte jeder, der für den Brauchtumsabend zuständigen Herrschaften ein anderes Programm in seinen Händen. Das Chaos war perfekt. Ringschreiber Karl Ruoff rettete dann die Situation indem er sagte: "Jetzt wird halt improvisiert, Jule du machsch dr Afang."

Erinnert sei auch noch zum guten Schluss an die längste Ringsitzung aller Zeiten. Diese fand in den 80er-Jahren an einem Sonntag in der "Rose" in Untertalheim statt und dauerte sage und schreibe sieben Stunden, weil einfach nach dem offiziellen Teil nur ein paar wenige den Heimweg antraten.

Das Foto stammt aus dem Jahr 1969 und zeigt die Gründungsmitglieder des närrischen Freundschaftsringes um Horb nach einer Ringsitzung im Gasthof Adler in Mühringen. Zusammen mit dem Ehrenpräsidenten Julius Fischer aus Weitingen versuchten die Verantwortlichen, Namen herauszufinden. Das ist ihnen nur zum Teil gelungen. Zu sehen sind (unter Vorbehalt) in der ersten Reihe (von links): Adam Ott (Ergenzingen), Linus Steimle (Untertalheim), Leo Bieger (Mühringen), Erwin Sommerfeld (Dettingen) und Julius Fischer (Weitingen). In der Reihe darüber findet man Heinz Trost aus Bierlingen (Zweiter von links) und Adolf Riester aus Mühringen (Dritter von rechts). Im oberen Drittel sind außerdem noch Alfred Straub (Weitingen), Benno Beuter (Dettingen), Hans Teufel (Eutingen) und der Horber "Menne" Ulmer zu sehen.