Der Landesvorsitzende Waldemar Futter aus Stuttgart sprach mit seinem Vortrag den Pensionären aus der Seele. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Beamte: Landesvorsitzender Waldemar Futter hält Vortrag und will um die Rechte der lebenslang Verbeamteten kämpfen

Die Horber Ortsgruppe des Seniorenverbandes öffentlicher Dienst Baden-Württemberg traf sich zu ihrer Hauptversammlung – und hatte dabei einiges zu beklagen.

Horb. Jahreshauptversammlungen folgen ihren ganz eigenen Gesetzen. Man hält Rückschau und wagt einen Blick in die Zukunft. Auch der Kassenbestand wird kritisch oder wohlwollend, je nach Höhe der Zahlen, dem Soll oder Haben, geprüft. Über Ausflüge wird gesprochen und manchmal wird auch irgendjemand gewählt. Doch egal wie das zurückliegende Jahr auch war, im Schwabenland wird vorsichtshalber immer darüber gejammert. Die Mitgliederzahlen stimmen nicht, keiner will etwas schaffen, zu wenig Geld in der Kasse und der Jahresausflug fiel ins Wasser. Eben weil es regnete oder sich kaum Teilnehmer angemeldet haben. In manchen Fällen schlägt auch so etwas wie ein Hauch von Realsatire durch, wenn von einzelnen Mitgliedern um völlige Nebensächlichkeiten gerungen wird.

So auch bei der Ortsgruppe Horb des "Seniorenverbands öffentlicher Dienst Baden-Württemberg", die sich am Mittwochnachmittag zu ihrer Hauptversammlung im "Vereinslokal Steigle Hof" traf. Gerade einmal 14 der mittlerweile 82 Mitglieder fanden den Weg zur Sitzung, die der kommissarische Vorsitzende Alfred Peintner in diesem Jahr ziemlich pünktlich eröffnete. Grund dafür war der Besuch des Landesvorsitzenden Waldemar Futter aus Stuttgart, der um 17 Uhr einen Termin beim Landesfinanzminister hatte und dort um die Rechte – sprich Pensionen – der lebenslang verbeamteten Verbandsmitglieder kämpfen wollte.

Für Futter war klar, dass er pünktlich im Ministerium aufschlagen müsse, denn sein Auftrag wäre klar definiert. "Bub guck, dass die Pensionäre nicht abgehängt werden, denn in Baden-Württemberg gelte die Devise ›Wir gebet nix und wenn doch, dann später und vor allem weniger.‹" Seiner Meinung nach findet jede neue Regierung ein sogenanntes strukturelles Haushaltsloch, das man mit Pensionskürzungen wieder prima auffüllen könnte. "Doch Baden-Württemberg ist das Land der vielen Sparkässle! Mit diesem angehäuften Geld könnte man Straßen, Breitband und die restliche Infrastruktur locker finanzieren, ohne durch Stellenkürzungen in den Finanzämtern, Schulen und bei der Polizei den Staat zu schwächen", regte sich Futter auf. Er präsentierte sich bei seinem Abriss über die (bescheidene) Situation der Ruhestandsbeamten als Meister des Jammerns auf allerhöchstem Niveau.

Dass Pensionäre sowieso mehr Geld im Ruhestand hätten als Rentner, sah er ebenso wie die Mär vom geruhsamen Beamtenleben als ein Vorurteil an. Mit der Feststellung: "Mir in Baden-Württemberg müssen doppelt so schnell schaffa wie die Kollegen in Bayern", räumte er mit dem Bürgerfeindbild vom Beamten auf und stellte dazu fest: "So richtig gut geht’s dem Beamten erst, wenn er in Pension ist."

Sein prägnantes Beispiel vom Polizeibeamten, verheiratet, zwei Kinder, der in einem Ballungsraum wohnen muss und bei dem normalen Salär besser die Grundsicherung samt Mietkostenzuschuss und sonstige Leistungen beantragen sollte, als 41 Stunden die Woche seinen Kopf hinzuhalten, verdeutlichte jedoch die Negativseite des Beamtentums. "Hier muss dringend gegengesteuert werden, denn laut Beamtenrecht müssen bei unserer Bezahlung mindestens 15 Prozent Abstand plus zum Grundsicherungsbetrag gegeben sein. Und dies ist oft nicht mehr der Fall!" Seinen Schulfreund Winfried Kretschmann bezeichnetet Futter, der lange Jahre eine Berufsschule leitete, als den Mund und die Seele Baden-Württembergs, doch "wir Beamte sind die Klagemauer. Deshalb können wir mit Fug und Recht Respekt und Geld von unserem Arbeitgeber verlangen – wir sind es wert und können für unsere Arbeit auch jeden Morgen mit Stolz in den Spiegel gucken." Funktionär Futter, der von sich behauptet: "Die Leut kennat mi von Brüssel bis dohana", brachte Pep und rhetorischen Schwung in die ansonsten etwas farblose Jahreshauptversammlung.

Alfred Peintner musste vermelden, dass der Verein durch Tod und Austritte – darunter auch der langjährige Vorsitzende Hans-Gerd Hoffmann samt Frau – auf nunmehr 82 Mitglieder geschrumpft wäre. Schriftführer Heinz Schmid, merkte hierzu an, dass man weiteren "Nachwuchs" brauche, um den Verein auch in Zukunft erhalten zu können. "Die Alten sterben uns weg, und im Nachwuchsbereich fehlen uns fast die kompletten letzten zwölf Jahre", war sein Fazit.

Der Ortsverband Horb ist einer der wenigen Verbände in Baden-Württemberg, bei dem es ganzjährig noch einen wöchentlichen Stammtisch gibt, der sich in drei verschiedenen Gasthäusern von Horb trifft. Dort wird vieles besprochen und diese Zusammenkünfte tragen zur Kommunikation bei, die bei zunehmendem Alter immer wichtiger wird.

Zu dieser Mitgliederversammlung sind deshalb auch alle ehemaligen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes eingeladen, so eine weitere Information hierzu. In der Kasse hat die Ortsgruppe nach wie vor rund 1000 Euro und auch bei dieser Sitzung machte man sich über Ausflugsziele, die Jahr für Jahr auf der Planungsliste stehen, Gedanken.

Mit dem Spruch: "Steh treu zur Fahne Pensionist, damit dich der Staat nicht ganz vergisst", durfte Peintner die Sitzung schließen, konnte es sich jedoch nicht verkneifen, noch anzufügen: "Alles was wir kriegen, steht uns zu und eigentlich steht uns ja noch mehr zu." An diesem Nachmittag wurde ein neues Idealbild geprägt. Der Berufswunsch "Pensionist" wurde geboren.