Eindeutige Spurenbeweise, die auf Mohammed O. hinweisen, wurden bisher nicht präsentiert. Foto: Jürgen Lück

Bei Ermittlungen läuft nicht alles rund. Ofenbar weitere Zeugenaussagen notwendig.

Rottweil/Horb - Wieder ein Paukenschlag: Ein DNA-Gutachten vom Tatort im Mordfall Michael Riecher traf erst am 13. Juni – in der Verhandlungspause über Pfingsten – bei Gericht ein.

Richter Karlheinz Münzer: "Das ist etwas verwirrend. Das sind Nachermittlungen durch die Staatsanwaltschaft. Das Gutachten über die DNA-Spuren stammt vom 28. Mai 2019 und ist leider erst am 13. Juni bei uns eingegangen."

In der Tat misslich. Denn: Stand heute weiß man, dass es nach der bisherigen Beweisaufnahme zwar viele Indizien gegen den Hauptangeklagten gibt. Eindeutige Spurenbeweise, die auf Mohammed O. hinweisen, wurden bisher nicht präsentiert. Der Hauptangeklagte hatte die Leiche beim Auffinden am Hals berührt – so bezeugen die Obermieterin als auch der Begleiter von Mohammed O. Die Ärztin hatte bei der Leichenschau dem Toten das Hemd ausgezogen. Und nach der Obduktion, die das Fremdverschulden nachwies, wurde die Leiche gewaschen. Was sagt jetzt das neue DNA-Gutachten? Gibt es belastende, eindeutige Spuren, die das Erwürgen durch Mohammed O. nahelegen könnten?

Fakt ist, so Richter Karlheinz Münzer: "Ich sehe zunächst keinen Hinderungsgrund, die Zeugen zu hören." Man müsse aber damit kalkulieren, dass es im Lichte dieser neuen Erkenntnisse Zeugen noch einmal vorgeladen werden müssen. Bisher sind schon 14 Fortsetzungstermine angesetzt. Am Schluss der Verhandlung am Montag bat der Richter alle Beteiligten zur weiteren Terminabsprache.

Es gab noch zwei Zeugen, die Mohammed O. belasten. Ein Arbeitskollege schildert, wie ihm der Hauptangeklagte erzählte hätte, dass Riecher einen Tresor mit 250.000 Euro und Goldstücken in der Wohnung daheim hat. Ihm geschildert hätte, dass er seinen Vermieter aus der Wohnung locken wollte, um die Beute zu holen. Er hätte Kontoauszüge Riechers mit seinem Vermögen gesehen – 10, 20 30 Millionen Euro. Wenn der Arbeitskollege mitmache, könne Mohammed O. die OP für seine Mutter in Syrien bezahlen und er sein Haus. Die Überfall-Pläne, so der Zeuge: Riecher mit einer Prostituierten außerhalb "beschäftigen". Oder betrunken machen. Oder das Opfer aus der Wohnung locken. Er habe immer abgelehnt. Der stämmige Mann sagte im Gerichtssaal mit Tränen in den Augen: "Ich bin unter Druck, kann wochenlang nicht schlafen. Meine Frau hat lange geweint, meine Kinder sind durcheinander!"

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