Das mittlerweile abgerissene Elternhaus von Riecher, in dem Mohammed O. zuletzt lebte: Durch die Garage links gelangte man in den Ökonomiebereich. Dort stand ein ausgehöhlter Baumstamm. In ihm steckte das blutbeschmierte Hemd des Opfers. Foto: Schwarzwälder Bote

Beweise im Mordfall angeführt. Shirt in hohlem Baumstamm in Ritterschaftsstraße gefunden.

Horb - Dieses Beweisstück belastet Mohammed O. schwer: Am dritten Verhandlungstag des Mordprozesses im Fall Riecher wurde der Fundort des fehlenden Hemdes bekannt. Es wurde im Haus gefunden, in dem O. mit seiner Frau zuletzt lebte.

Die Lichtbildmappe der Spurensicherung in der Ritterschaftsstraße 15 in Nordstetten. Es ist das Elternhaus von Michael Riecher, in dem der mutmaßliche Mörder O. zuletzt lebte. Zu sehen sind in der Mappe auch zwei Fotos, die für diesen Fall besonders wichtig sind.

Links ein dunkles Bild aus dem Ökonomiebereich des Gebäudes, zu dem man über die Garage an der Hauptstraße gelangte. Ein hohler Baumstamm ist darauf zu sehen. Und etwas Helles, was dort drinsteckt und "rausblitzt". Das rechte Bild zeigt, was es war: das weiße, aber blutbeschmierte Hemd des Opfers Michael Riecher. Mohammed O. soll es seinem "väterlichen Freund" ausgezogen haben, nachdem er ihn erwürgt hatte, so steht es in der Anklageschrift.

Ebenfalls im Baumstamm steckte eine PET-Wasserflasche. Hatte diese auch eine Bedeutung? Die Verteidiger von O. fragten zumindest bei der Zeugenbefragung einen der Ermittler, ob eine Wasserflasche in der Küche von Riechers Wohnhaus, also dem Tatort, gefunden wurde. Hat es etwas damit zu tun, dass Iyad B. – der mutmaßliche Komplize von O. und zweiter Hauptangeklagter – Riecher am Mordabend noch ein Glas Wasser gebracht haben soll?

Die Spurensicherung machte in den Haus, in dem O. lebte, noch eine weitere Entdeckung: ein T-Shirt, das gewaschen und noch feucht war. Ein brauner Fleck war darauf zu erkennen, möglicherweise Reste eines Blutflecks. In einer Kommode im Ökonomieteil fand man ein blaues Kleidungsstück, das ein Ermittler im Zeugenstand besonders hervorhob, aber noch nicht erklärte, warum es für den Fall wichtig sein könnte. Ebenso die orangefarbenen Haushaltshandschuhe, die ebenfalls in diesem Bereich gefunden wurden. Auch eine grüne Geldkassette wurde gefunden.

Mohammed O.s Körper wurde ebenfalls auf Spuren untersucht – laut Ermittler willigte er freiwillig als Zeuge ein. Zwei Kratzer hatte er. Eine erklärte er dadurch, dass er sich einen bei der Arbeit zugefügt , die andere habe seine Frau verursacht habe. Auf den Bildern von ihm sieht O. übrigens so aus, wie er einst aus Syrien einreiste. Kräftigere Statur. Prägnanter, voller Bart. Auf diesem Foto hat er weiße Leinen-Turnschuhe an.

Möglicherweise der Marke Hilfiger? Am Tatort fanden sich zahlreiche Schuhabdrücke. Der Ermittler berichtet: "Man konnte teilweise sogar den Schriftzug ›Hilfiger‹ von der Sohle des Schuhs erkennen." Besonders markant: ein fast durchgehend geriffeltes Profil – im Haus und im Garten gefunden.

Als die Spurensicherung im Wohnhaus von Riecher ihre Arbeit aufnahm, entdeckte sie viele verschiedene Schuhspuren. "Wir waren allein damit zwei Tage beschäftigt, diese Spuren sicherzustellen."

Vor dem Wohnzimmerschrank beispielsweise. Von der Terrasse durch den Bürotrakt bis in das WC. Hier gab es sogar Strumpfspuren. Auch im Schlafzimmer waren Schuhabdrücke auffällig. Hier soll sich Iyad B. mit dem Opfer zurückgezogen haben, nachdem sie zuvor miteinander gekämpft hatten. Auch davon waren Spuren ersichtlich. Riechers Handabdrücke auf dem Boden sprechen dafür.

Sehr markant und auffällig war eine Blutspur am Türrahmen zur Küche. "Es sieht wie eine Griffspur aus", so einer der Ermittler.

Die Verteidiger versuchten, den Blick auf verschiedene Gegenstände im Haus zu lenken: Damengummistiefel, eine schwarze (Damen)-Tasche und eventuell ein Pelz im Kleiderschrank von Riecher. Oder die vielen Walnüsse, die Riecher im Haus lagerte und mit einem Stein öffnete. Die Mieterin hatte von einem lauten Poltern gesprochen und von einem charakteristischen Geräusch der Terrassentür im Wohntrakt Riechers gesprochen. Einige Ermittler bestätigten nun, dass die Tür tatsächlich zumindest ab und zu laute Geräusche macht. Die Terrassentür zum Bürobereich ließ sich sogar von außen durch Rütteln öffnen. Ein Ermittler: "Der Verschlusshebel ging nicht komplett runter. Durch das Rütteln ging der Hebel nach oben."

Am Donnerstag wird die Verhandlung am Landgericht Rottweil fortgesetzt. Weitere Ermittler werden zu Wort kommen, außerdem der Bekannte von Mohammed O., der beim Fund der Leiche ebenfalls anwesend war. Und auch die Wirtin einer Gaststätte in einem Horber Teilort soll befragt werden. Dort sollen Riecher und O. am Tag vor der Tat gemeinsam gegessen haben.

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