Die Regenschirme waren bei der Theaterpremiere in Dettingen gar nicht mal so theatralisch. Foto: Lück

Pygmalion ist neues Glanzlicht. Veranstaltung wegen Hagels unterbrochen. Erste 45 Minuten kurzweilig und spritzig.

Horb-Dettingen - Wie ärgerlich! Das Unwetter am Freitagabend hat die Premiere von Doro Jakubowskis Inszenierung Pygmalion verhagelt!

Es ist gegen 19.40 Uhr. Ferdinand Rother als Vater des Blumenmädchens Eliza sorgt gerade für Lacher beim Publikum mit dem Spruch: "Wollen Sie Ihrem Geiste förderlich sein, bleuen sie’s ihr mit dem Riemen ein." Da grummelt es am Himmel, dunkle Wolken sind zu sehen. Gut fünf Minuten später fängt es an zu schütten, dann zu hageln. Die gut 100 Zuschauer (unter anderem Ortsvorsteher Josef Nadj, Landkreis-Sprecherin Sabine Eisele) harren unter dem Vordach der Scheune aus.

Frustrierendes Ende einer Premiere

Um 20.20 Uhr kommt Doro Jakubowski unter das Vordach: "Unter diesen Umständen können wir auf keinen Fall weiterspielen." Sigrid Hellstern vom "Adler" schlägt vor: "Ihr könnte auch im Saal im Adler spielen." Jakubowski geht zurück zum Schauspielteam gegenüber und kommt fünf Minuten später zurück: "Wir würden es gerne abbrechen. Das Licht ist nicht eingerichtet."

Das überraschende, frustrierende Ende einer Premiere. Dabei haben die ersten, gut 45 Minuten gezeigt: Die Theaterwelten Chamäleon können Komödie. Immer wieder steigt das Publikum mit ein und lacht. Beispielsweise, als Doro Jakubowski als Haushälterin im glänzend blauen Rock, mit immer wechselnden Perücken und Merkel-Raute mit schlagfertigen Sprüchen ihren Dienstherren Professor Higgins in die Schranke weist.

Schon der Beginn: Bockstark. Während alle Zuschauer unter der Schwüle noch leiden, kommt Andreas Schnell mit Mantel, Hut und Notizbuch heran, setzt sich ins Publikum. Sieht aus wie ein Reporter aus den Hollywood-Filmen.

Dann baut sich die "Schirmparade" auf. Passanten mit Melone, Mantel und Regenschirm. Die Einführungsszene für das Blumenmädchen Eliza. Optisch sofort klar – das kann nur London sein.

Dank eines Schilds hat Dettingen plötzlich einen Taxi-Stand – aber nur, um mit einem knallroten Auto Eliza abzuholen. Eine Szene, die beim Publikum für Begeisterung sorgt.

Dann spielt sich alles vor dem Haus ab. Auf der "Rasen"-Bühne – drei Plastik-Gartenstühle mit roten Kissen. Auf den ersten Blick keine besonders faszinierende Kulisse. Die Schauspieler sorgen aber mit der Bespielung der vier Fenster dafür, dass auch in der Wahrnehmung der Zuschauer keine Langeweile aufkommt. Mal ist Eliza aus dem ganz linken Fenster zu hören, wie sie gerade im Haus des hohen Herren sauber macht. Higgins demonstriert Pickering am übernächsten Fenster seine phonetischen Studien, die er aufgezeichnet hat. Und Doro Jakubowski putzt dann auch mal das ganz rechte Fenster.

Fazit: Die ersten gut 45 Minuten des Pygmalion in der Inszenierung von Doro Jakubowski sind einfach nur gelungen. Exzellentes Spiel und Timing, hervorragende Bühnenaufteilung. Kurzweilig und spritzig. Damit dürfte diese Inszenierung der Chamäleon-Theaterwelten auf den "Mini-Kultursommer" in Horb bereichern.

Mit der Pygmalion-Premiere startet jetzt der Mini-Kultursommer in Horb. Bis Mitte Juli gibt es jede Menge kulturelle Highlights.

 Montag, 27. Juni, bis Samstag, 9. Juli. Bildhauersymposium in Horb.

Freitag, 8. Juli, 19 Uhr und Sonntag, 10. Juli, 17 Uhr, Aufführung Pygmalion auf dem Marktplatz in Horb. Am  Samstag, 9. Juli, gibt es um 19 Uhr die literarische Performance "Wortzauber" auf dem Marktplatz. Unter anderem mit Bühnenkampf, Lesung von Eva Christina Zeller.

  Freitag, 15. Juli, und Samstag, 16. Juli, Open-Air-Kino auf dem Marktplatz.