Tennis: Das Leistungsklassen-System steht auf dem Prüfstand: Deutscher Tennis-Bund befragt erstmals die Basis

Erstmals befragt der Deutsche Tennis-Bund (DTB) seine Basis. Derzeit können sich alle Tennisspieler zum aktuellen Leistungsklassen-System und den geplanten Reformen äußern. Der Fragebogen weckt Hoffnungen, doch wie viel wird davon tatsächlich umgesetzt?

Schon in dieser Verbandsrunde war die LK-Reform immer wieder Thema bei den Spielern. Noch müssen sie sich aber gedulden. Der DTB plant Änderungen für den Oktober 2018. Die nächste Winter- und auch die Sommerrunde 2018 wird also wohl noch nach dem alten System stattfinden. Und das zeigt seit einigen Jahren einige Schwächen. Es ist wenig flexibel, bestraft keine Niederlagen – was die Manipulationsgefahr erhöht, bestraft dafür Spieler, die nicht ständig Zeit haben, Turniere zu spielen und auch die Doppel werden vernachlässigt.

Dass eine Reform her muss, finden viele Spieler in der Region: "Ich halte Minuspunkte bei Niederlagen für sinnvoll, auch eine eigene Doppel-LK hört sich gut an", sagt zum Beispiel Markus Gramer, Mannschaftsführer der Herren 40 des TC Bildechingen. Auch Matthias Guth, Herren-30-Chef des TC Nordstetten, plädiert für diese beiden Punkte.

Der Fragebogen greift diese Vorschläge nun tatsächlich auf. Bei den Doppeln gibt es zwei Reform-Ansätze: Entweder es bleibt bei einer LK für Einzel und Doppel und die Doppelergebnisse fließen stärker ein. Oder es soll eine separate Doppel-LK geben. Vorteil dabei: Dann würden auch separate Doppel-LK-Turniere möglich sein. "Ich finde eine eigene Doppel-LK viel sinnvoller, weil es mit dem Einzel ja wenig zu tun hat und es auch immer vom Doppelpartner abhängig ist", sagt der Dettinger Frercks Hartwig, der auch Mit-Veranstalter von LK-Turnieren ist. Das Thema Niederlagen soll mit folgender Antwortmöglichkeit angegangen werden: "Niederlagen gegen schwächere Spieler sollten in jedem Fall Auswirkungen haben, da sonst Manipulationen begünstigt werden. Außerdem wird der Wettbewerbscharakter weiter gesteigert und die Aussagekraft der berechneten LK bezüglich der ›tatsächlichen‹ Spielstärke verbessert." Ein weiteres Thema wird manche vielleicht überraschen: Der DTB fragt, ob auch vereinsinterne Matches und Clubmeisterschaften (eventuell reduziert) gewertet werden sollen. "Hier besteht aber eine große Gefahr der Manipulation", findet Hartwig. Auch gefragt wird, ob alternative Zählweisen oder Formate (Kurzsätze, No-Ad, nicht beendete Spiele) gewertet werden sollen.

Was manche vielleicht nicht wissen: Die verschiedenen Landesverbände setzen die LK-Regeln unterschiedlich um. So ist zum Beispiel in einigen Verbänden das Spielen in mehreren Altersklassen entweder gar nicht oder nur eingeschränkt möglich. Auch hier wird die Basis gefragt, doch wahrscheinlich werden sich einige Tennisspieler mit einer Antwort schwer tun, ob das System vereinheitlich werden soll. Im WTB ist es erlaubt, in verschiedenen Altersklassen im Einsatz zu sein.

"Eine Reform ist sinnvoll und notwendig", findet Hartwig. "Die Frage wird nur sein, was tatsächlich umgesetzt wird." Als Organisator von LK-Turnieren findet er die Minuspunkt-Regel als notwendig, um Manipulationen auszuschalten. Bedauerlich findet Hartwig, dass die Gebühren für LK-Turniere nicht berücksichtigt wurden. Ein Ärgernis für viele Tennisspieler wird im Fragebogen allerdings ebenfalls nicht benannt: Viele Siege bringen nichts, wenn man trotzdem abgestuft wird, wenn man nicht gegen Stärkere oder Gleichstarke spielen konnte weil es die Ansetzungen einfach nicht hergaben.

"Das ›Abrutschen‹ in der LK, obwohl man alles gewonnen hat, ist mit der häufigste Kritikpunkt überhaupt und ist in unserer Diskussion ein sehr wichtiges Thema", hatte Bernd Greiner, DTB-Vize und Ressortleiter Wettkampfsport, im Gespräch mit unserer Zeitung als Problem genannt. Im Fragebogen wird zumindest nicht klar, wie der DTB dem entgegenwirken will. Weiterer Problempunkt: Auch die Spieler, die aus beruflichen oder familiären Gründen wenig Zeit haben, schauen oftmals in die Röhre. Auch dem wolle man entgegenwirken", hat Greiner angekündigt. Beim Fragebogen wird das nicht so deutlich.

Weitere Informationen: Die LK-Umfrage kann man noch bis zum 3. September mitmachen. Ein Gewinnspiel soll den Anreiz erhöhen. Derzeit findet man auf der Startseite von www.dtb-tennis.de den Weg zur Umfrage.