Die ehemalige Grundschule in Talheim ist seit einigen Monaten Asylunterkunft. Archiv-Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Seit Dienstag war offenbar kein Talheimer mehr bei den Flüchtlingen / Werden sie isoliert, damit sie ausreisen?

Von Jürgen Lück.

Horb-Talheim. Unsicherheit bei der Task-Force Talheim: Der Landkreis-Mitarbeiter Michael Pantelic hat jetzt zwei ehrenamtliche Helferinnen aus der Notunterkunft Hausverbot erteilt.

Und: Obwohl Kreissozialamtsleiter Robert Bornhäuser mehrfach deutlich gemacht hat, dass ohne ehrenamtliche Helfer die Betreuung nicht zu leisten sei, sind die Flüchtlinge in der ehemaligen Grundschule seit Dienstag alleine.

Ruth Eisenbeis, eine der Patinnen: "Kati und ich waren die einzigen beiden Patinnen. Am Montag war erst die Sitzung im Rathaus, dann kam das Donnerwetter. Da unten unter den Flüchtlingen war eine Trauerfeier."

Heimleiter Pantelic hatte ein Hausverbot gegen die beiden ehrenamtlichen Helferinnen verhängt. Als Begründung wurde genannt, dass sie "Unruhe" stiften würden.

Doch was steckt dahinter?

Spurensuche. Horbs Bürgermeister Jan Zeitler sagt: "Wir hatten letzten Freitag gemeinsam mit dem Arbeitskreis Asyl ein Treffen mit dem Landkreis. Dabei wurde das Problem angesprochen, dass Landkreismitarbeiter offenbar versuchen, die Flüchtlinge in Talheim zu einer freiwilligen Rückkehr in die Heimat zu bewegen. Gleichzeitig ist es wohl so, dass die meisten Flüchtlinge dort noch keinen Asylantrag gestellt haben. Das Treffen verlief sehr gut. Deshalb bin ich jetzt sehr überrascht von den Geschehnissen in Talheim."

Das hänge damit zusammen, so Zeitler, dass diese Anträge offenbar in der zentralen Aufnahmestelle des Landes (bei den Talheimer Flüchtlingen Karlsruhe) gestellt werden sollen. Eine Familie ist auch dort hingereist und hat dort den Antrag gestellt.

Schon bei der Info-Veranstaltung mit dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg hatten die Mitglieder des Arbeitskreis Asyl sich genau danach erkundigt, wie die Asylverfahren ablaufen und welche rechtlichen Hintergründe es gibt.

Gut möglich, dass sich die Talheimer Flüchtlinge bei den ehrenamtlichen Helfern erkundigt haben und um Hilfe gebeten haben, um länger in Deutschland zu bleiben.

Der ungeheuerliche Verdacht: Wirft der Landkreis den Arbeitskreis Asyl aus der Gemeinschaftsunterkunft, um die Flüchtlinge unter Druck zu setzen? Vielleicht sogar, um zu verhindern, dass sie einen Asylantrag stellen?

Horbs Bürgermeister Zeitler: "Jeder Asylsuchende muss entsprechend dem rechtsstaatlichen Asylverfahren die Möglichkeit haben, hier tatsächlich einen formalen Asylantrag zu stellen, um so überhaupt die Prüfung seines Einzelfalles einzuleiten."

Wie der Schwarzwälder Bote erfuhr, soll Heimleiter Pantelic offenbar eigenmächtig gehandelt haben. Mit der Amtsleitung soll dieses Vorgehen nicht abgesprochen gewesen sein. Und auch die Patin Eisenbeis sagt: "Wir haben den Menschen Hilfestellung gegeben. Sprache, Essen und Freude, damit die Depressionen nicht hochkamen." Mit Asylanträgen habe man nicht zu tun gehabt. Dies sei Aufgabe des Sozialarbeiters gewesen.

Gemeinderätin Viviana Weschenmoser (SPD), auch Mitglied des Arbeitskreis Asyl: "Ich habe über die Hintergründe bisher nur Gerüchte gehört. Solle da gezielt Druck ausgeübt werden, dürfte man nicht umhinkommen, hier als Menschenrechtlerin den Rechtsweg zu gehen. Es wird meine Aufgabe für das Wochenende sein, die Hintergründe zu klären."

Der Schwarzwälder Bote hatte Freitagspätnachmittag den Landkreis um eine Stellungnahme gebeten. Bis Redaktionsschluss ist diese nicht eingetroffen.